Wie Sie die Erkrankung erfolgreich stoppenAlarmierende Zahlen: Diabetes-Erkrankungen werden sich weltweit bis 2050 mehr als verdoppeln

Die Zahl der Diabetes-Erkrankungen weltweit werden sich laut einer neuen Studie bis 2050 auf 1,3 Milliarden Menschen mehr als verdoppeln. Dennoch ist die Diagnose Diabetes kein unabänderliches Schicksal. Ganz im Gegenteil: Durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung ist es möglich, den Krankheitsverlauf umzukehren und langfristig sogar wieder ohne Medikamente auszukommen.
Derzeit sind 529 Millionen Menschen auf der Welt an Diabetes erkrankt
"Die rasante Zunahme von Diabetes ist nicht nur alarmierend, sondern auch eine Herausforderung für jedes Gesundheitssystem der Welt", sagt Liane Ong, Hauptautorin der Studie, die am 22. Juni 2023 in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde. In allen Ländern der Welt wird die Diabetesrate in den nächsten 30 Jahren ansteigen, wenn nichts unternommen wird. Ong wies darauf hin, dass die Krankheit mit einer Reihe anderer Herzerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall in Verbindung steht.
Laut der von Forschern des „Institute of Health Metrics and Evaluation" der University of Washington geleiteten Studie sind derzeit 529 Millionen Menschen auf der Welt an Diabetes erkrankt. Bei der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um Typ-2-Diabetes, die Form der Krankheit, die mit Fettleibigkeit einhergeht und weitgehend vermeidbar ist, so die Forscher.
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Aktuell leiden etwa elf Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes
Allein in Deutschland erkranken jährlich mehr als eine halbe Million Erwachsene neu an Diabetes. Aktuell sind etwa elf Millionen Menschen betroffen. Über 20 Millionen Menschen in Deutschland haben einen Prädiabetes und sind deshalb besonders gefährdet, zuckerkrank zu werden. Das Robert Koch-Institut hat einen Anstieg auf etwa 12,3 Millionen Menschen in Deutschland mit Diabetes bis zum Jahr 2040 prognostiziert.
Der überwiegende Teil der Erkrankten leidet unter Typ-2-Diabetes: „Etwa 95 Prozent der Diabetespatient*innen haben einen Typ-2-Diabetes, der unter anderem durch genetische Disposition verursacht, aber auch durch mangelnde Bewegung und vor allem ungesunde, hyperkalorische Ernährung sowie Übergewicht ausgelöst wird“, erklärt Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, die Risikofaktoren für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes. Erste Anzeichen für die Erkrankung sind übrigens gesteigerter Durst, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Bei Typ-2-Diabetes entsteht ein sogenannter „relativer Insulinmangel“: Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar Insulin, aber die Körperzellen verlieren ihre Empfindlichkeit für das Hormon. Sie entwickeln eine sogenannte Insulinresistenz. Folglich produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, um den Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, doch das Schlüssel-Schloss-Prinzip funktioniert nicht mehr. Das führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten ansteigt und auf einem hohen Niveau bleibt, da der Zucker nicht mehr in die Zellen geschleust wird. Und das wiederum schädigt langfristig die Gefäße. Mögliche Folgen: Das Risiko für schwere Begleiterkrankungen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Augenschädigungen bis hin zur Erblindung, diabetisches Fußsyndrom mit Gefahr der Amputation oder Nierenschwäche bis hin zur Dialyse steigt.
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„Den Typ-2-Diabetes kann man vermeiden - und man kann ihn auch wieder zur Rückbildung bringen“
So erschreckend die Zahlen auch sind: Mit einer konsequenten Ernährungsumstellung und viel Bewegung lässt sich die Krankheit in den meisten Fällen komplett heilen. Davon ist auch der Präventiv- und Ernährungsmediziner Dr. Johannes Scholl überzeugt: „Den Typ-2-Diabetes kann man vermeiden. Und man kann ihn auch wieder zur Rückbildung bringen.“ In seinem Buch „Diabetes zurück auf Null“*, das er gemeinsam mit Diplom-Ökotrophologin Bettina Snowdon geschrieben hat, erklärt er, wodurch Typ-2-Diabetes entsteht, wie Sie der Krankheit vorbeugen und sie mit einem konsequenten Mix aus Ernährungsumstellung und Bewegung sogar ganz heilen können.
Neben einer kohlenhydratreichen Ernährung und Übergewicht können auch andere Faktoren eine Insulinresistenz und damit die Entstehung von Typ-2-Diabetes begünstigen. Laut Scholl kann sich eine Insulinresistenz unter diesen Umständen entwickeln:
wenn wir uns wenig bewegen, also weder körperlich arbeiten noch Sport treiben
wenn wir unsere Muskeln über mehrere Tage nicht benutzen (zum Beispiel bei Bettlägerigkeit)
wenn wir unter chronischem Schlafmangel und Stress leiden, in der Folge erhöht sich nämlich der Gehalt des Stresshormons Cortisol im Blut
wenn wir unter einem Jetlag leiden oder in Schichtarbeit arbeiten müssen
wenn unsere Darmflora ungünstig zusammengesetzt ist – das kann Folge einer einseitigen, ungesunden Ernährung mit wenig frischen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und Vollkornprodukten sowie fettarmen Milchprodukten sein, aber auch ein reichlicher Verzehr von künstlichen Süßstoffen kann die Darmflora durcheinander bringen
wenn wir genetisch vorbelastet sind – in diesem Fall liegt die Veranlagung zum Diabetes bereits bei der Geburt vor
Der Ernährungsmediziner ist jedoch überzeugt: „Achtzig Prozent der Menschen könnten den Typ-2-Diabetes vermeiden, mindestens 50 Prozent ihn wieder loswerden.“
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Typ-2-Diabetes keine einheitliche Erkrankung
Dabei ist der Präventivmediziner überzeugt: „Der Typ-2-Diabetes ist keine einheitliche Erkrankung. Es gibt verschiedene Wege, die zumeist über Jahrzehnte in den Diabetes hineinführen — und deshalb auch unterschiedliche Wege wieder heraus.“
Scholl teilt die Typ-2-Diabetes-Erkrankten daher in fünf verschiedene Cluster ein. Für die Einteilung werden verschiedene Messwerte wie beispielsweise der Body-Mass-Index (BMI), das Alter bei der Diabetesdiagnose, das Ausmaß einer Insulinresistenz über den HOMA-Index sowie genetische Faktoren berücksichtigt.
„Für die Planung unserer Maßnahmen zur Diabetesrückbildung spielt das eine große Rolle“, fasst der Mediziner zusammen. Danach richtet sich dann auch der Schwerpunkt der Therapie. Das heißt, so vielfältig die jeweiligen Ursachen für den Typ-2-Diabetes sind, so individuell und maßgeschneidert muss auch die Therapie für jeden einzelnen Diabetes-Patienten sein.
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Setzen Sie auf Low Carb und regelmäßige Bewegung
Dennoch kann gesagt werden: Im Zentrum der Diabetesrückbildung stehen eine Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität und Sport in Form von Ausdauer- und Krafttraining.
Bei der Ernährung setzen der Ernährungsmediziner und die Diplom-Ökotrophologin dabei auf Low-Carb, das heißt eine kohlenhydratarme Kost. Gemüsenudeln und -püree oder Blumenkohlreis können dabei Nudeln, Reis oder Kartoffeln ersetzen. Denn vor allem eine einseitige Ernährung mit vielen einfachen Kohlenhydraten, wie sie Weißmehlprodukte, Zucker, Fast Food, Süßigkeiten und Co. liefern, begünstigen Diabetes Typ 2, aber auch Übergewicht.
Folgende Ernährungs-Tipps sollten Sie in Ihrem Alltag beherzigen, um Diabetes Typ 2 vorzubeugen und gesund zu bleiben:
Senken Sie die Energiedichte der Mahlzeiten
Setzen Sie dazu auf Lebensmittel, die ein großes Volumen und viele Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe, jedoch wenig Energie liefern. Dazu zählen zuckerarmes Obst, Gemüse, Salat und Hülsenfrüchte.
Möglichst auf Zucker und einfache Kohlenhydrate verzichten
Essen Sie reichlich Eiweiß!
Ein hoher Eiweißanteil sorgt für eine langanhaltende Sättigung, denn Eiweiß verzögert die Magenentleerung. Gute Eiweißquellen sind Fisch, Geflügel, Fleisch, Eier, Milchprodukte wie Quark oder Hüttenkäse, Nüsse und Hülsenfrüchte.
Setzen Sie auf gute Fette!
Bevorzugen Sie natives Olivenöl, Rapsöl, Avocados, Nüsse und Nussöle. Die schützen die Gefäße.
Bauen Sie Muskeln auf – und benutzen Sie sie regelmäßig!
Je mehr Muskelmasse wir besitzen, umso mehr Kalorien verbrennen wir. Und zwar auch dann, wenn wir gemütlich auf der Couch sitzen und nichts tun. Das ideale Trainingsprogramm bei Typ-2-Diabetes kombiniert Ausdauertraining im Mindestumfang von 30 Minuten pro Tag oder 60 Minuten jeden zweiten Tag mit zwei Einheiten Kraftausdauertraining oder Hypertrophietraining (Muskelaufbautraining) pro Woche.
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Rezept für Eier-Wraps mit Schinken und Ziegenfrischkäse

Die folgenden Rezepte helfen bei der Umsetzung von Low Carb in die Praxis:
Zutaten für 2 Portionen:
2 Eier
4 TL Olivenöl
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
2 TL Kokosöl
150 g Rucola
3 Tomaten (ca. 300 g)
75 g Ziegenfrischkäse
2 EL Basilikum-Pesto
150 g roher Schinken in Scheiben
Zubereitung:
Eier mit 2 TL Olivenöl, etwas Wasser, Salz und Pfeffer verquirlen. Kokosöl in einer Pfanne erhitzen und die Hälfte der verquirlten Eier darin verteilen. Etwa eine Minute stocken lassen, dann wenden und eine weitere Minute stocken lassen. Das zweite Omelett ebenso zubereiten.
Rucola waschen, trocken schleudern und grobe Stiele entfernen. Tomaten waschen und in dünne Spalten schneiden. Den Ziegenfrischkäse zusammen mit dem restlichen Olivenöl und dem Pesto mit einer Gabel zerdrücken.
Omeletts mit einem Teil der Frischkäsemischung bestreichen und den Schinken, den größten Teil des Rucola sowie die Tomaten darauf verteilen. Die Omeletts einrollen und schräg halbieren.
Den übrigen Frischkäse zu den Omeletts servieren.
Rezept für Möhrennudeln mit Pilzen
Zutaten für 2 Portionen:
200 g Champignons
1 Schalotte
1 Knoblauchzehe
75 g Schinken
1 TL Butter
50 ml Gemüsebrühe
100 g Sahne
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
Cayennepfeffer
450 g bunte Möhren (rot, gelb, lila)
1 TL Olivenöl
einige Petersilienstängel
25 g Parmesan
Zubereitung:
Pilze putzen und in Scheiben schneiden. Schalotte und Knoblauch schälen und fein würfeln. Schinken ebenfalls in Würfel schneiden.
Die Butter in einer Pfanne erhitzen. Schalotte, Knoblauch und Schinken darin bei mittlerer Hitze fünf Minuten anbraten. Pilze dazugeben und bei starker Hitze unter gelegentlichem Schwenken weitere fünf Minuten braten. Die Pilze mit Gemüsebrühe und Sahne ablöschen, etwa fünf Minuten garen, mit Salz, Pfeffer und Cayennepfeffer würzen.
In der Zwischenzeit die Möhren waschen und mit einem Spiralschneider zu Nudeln schneiden. Das Öl in einer zweiten Pfanne erhitzen und die Möhrennudeln darin vier Minuten bei mittlerer Hitze anbraten.
Petersilie waschen, trocken schütteln und hacken. Parmesan reiben.
Die Nudeln mit der Pilzsauce auf Tellern anrichten und mit Petersilie und Parmesan bestreuen. Tipp: Wer keinen Spiralschneider besitzt, schneidet die Möhren mit dem Sparschäler in Bandnudelform.
Tipp: Wer keinen Spiralschneider besitzt, schneidet die Möhren mit dem Sparschäler in Bandnudelform.
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Rezept für Frozen Joghurt mit Heidelbeeren

Zutaten für 2 Portionen:
200 g Heidelbeeren
200 g Joghurt
1 EL frisch gepresster Zitronensaft
750 g Schmand
Zubereitung:
Die Heidelbeeren waschen und abtropfen lassen. Mit dem Joghurt und dem Zitronensaft im Mixer pürieren.
Den Schmand unterrühren. Die Masse in der Eismaschine 30 Minuten gefrieren lassen.
Tipp: Wer keine Eismaschine hat, rührt die Zutaten in einer Schüssel mit dem Schneebesen cremig und gefriert die Masse 3 – 5 Stunden im Tiefkühlfach. Nach der ersten Stunde alle 20 – 30 Minuten mit dem Schneebesen durcharbeiten, um die Bildung von Eiskristallen zu verhindern.
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Besser als Nachsorge ist Vorsorge: Laut Scholl kündigt sich ein erhöhtes Diabetesrisiko oft schon 20 bis 30 Jahre vor der Typ-2-Diabetes-Diagnose an. Typische Vorboten sind demnach „ein erhöhter Bauchumfang, leicht erhöhte Blutzuckerwerte, ein zu hoher Insulinspiegel am Morgen und eine Verfettung der Leber“. Daher die Empfehlung: Nehmen Sie regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen wie dem Gesundheits-Check-up teil. Je eher ein (Prä-)Diabetes erkannt wird, umso besser ist er therapierbar oder kann sogar ganz vermieden werden.
Fazit: Das Buch liefert vielfältige Ansätze, um den Teufelskreis aus hohen Insulinspiegeln, Leberverfettung und Insulinresistenz zu durchbrechen. Mit abwechslungsreichen Low Carb-Rezepten, Intervallfastenphasen und verschiedenen Ausdauer- und Kraftübungen pushen Sie den Stoffwechsel und unterstützen Ihren Körper dabei, den Zuckerstoffwechsel wieder zu normalisieren. (mit Reuters)
Lese-Tipp: Zu welchem Arzttermin sollte ich wie oft und ab welchem Alter?
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