Trauerfeiern für getöteten Joel (6) aus Pragsdorf

Joels (†6) Vater: „Man funktioniert einfach nur und ist für die anderen Kinder da“

Joels Familie nimmt Abschied von dem geliebten Jungen und alle trauern mit.
Angehörige und Freunde der Familie haben bei zwei Trauerfeiern Abschied genommen. Etwa 50 Trauergäste versammelten sich am Dienstag in der Trauerhalle des Neuen Friedhofs in Neubrandenburg, weitere warteten draußen. Joels Vater hat nach der Feier mit RTL gesprochen. Wie es für die Familie jetzt weitergeht, wie er und seine Frau trauern.

Seine Mutter malt ein lachendes Emoji und schreibt: „Ich liebe dich, Joel. Deine Mama“

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Joels Vater Till K. (l.), Karte von Joels Mutter (r.)

Dieser engste Kreis der Trauergäste nahm an der Urne mit der Asche des Kindes Abschied von dem Jungen, der im September in Pragsdorf in Mecklenbeck-Vorpommern von einem 14-Jährigen umgebracht worden sein soll. Die Trauernden zündeten Kerzen an und trugen sich ins Kondolenzbuch ein. Die Pastorin fand dabei herzergreifende Worte. „Etwas Schreckliches ist geschehen, nichts bringt Joel zurück“, sagte sie. Und: „Die Liebe ist stärker als der Tod.“

Nach der Feier konnte jeder ein kleines Glasprisma mitnehmen. Die Pastorin sagte: „Wenn Licht in das Prisma fällt, bricht es und es erscheinen die Farben des Regenbogens“, so Schwacke.

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Später kommen am Gemeindezentrum in Joels Heimatort Pragsdorf weitere Menschen zusammenhaben. Viele legen Blumen nieder, viele haben Luftballons mitgebracht. Auf Karten schreiben sie Abschiedsworte an Joel, die sie an die Luftballons binden. Seine Mutter malt ein lachendes Emoji, schreibt dazu: „Ich liebe dich, Joel. Deine Mama.“

Video: So erfuhren seine Eltern von Joels Tod

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Glöckner unter Tränen: „Ich werde das letzte Mal für ihn läuten. Er war ein feiner Kerl“

Luftballons
Viele bunte Luftballons mit Abschiedsworten an Joel steigen in den Himmel über Pragsdorf

Vielen ist die Betroffenheit anzumerken. Horst Schulz ist Glöckner, er lässt um fünf Minuten vor drei fünf Minuten lang für den getöteten Jungen die Glocken läuten. Er kannte den Jungen, sagt mit brüchiger Stimme unter Tränen: „Ich werde das letzte Mal für ihn läuten. Er war ein feiner Kerl.“

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Joels Vater Till K. erzählt RTL, dass mit den heutigen Trauerfeiern zumindest „ein Stück Last“ von der Familie abfalle. „Der erste Abschnitt ist geschafft. Auch wenn es unangenehm und traurig ist, haben wir das erstmal geschafft“, sagt er gefasst.

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Wenn die Kinder im Bett und versorgt sind, haben die Eltern Zeit für ihre Trauer um Joel

Joel
Der sechsjährige Joel wurde Opfer eines furchtbaren Verbrechens. RTL zeigt diese Fotos mit dem Einverständnis seiner Eltern

Es sei der Familie wichtig, auch in Pragsdorf eine kleine Feier auszurichten, „mit Menschen, die er kannte, die wirklich etwas damit zu tun hatten.“ Und sie möchten es als „Danksagung“ verstehen wissen, „an die Feuerwehr und wer sonst noch alles beteiligt war.“ Neben der Polizei hatten die Feuerwehr und Freiwillige mit großem Aufwand nach Joels Verschwinden nach dem Kind gesucht.

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Um sich dafür zu bedanken, wolle man „den Abend einfach ein bisschen in fröhlicher Atmosphäre ausklingen lassen“, so Till K., um direkt klarzustellen, „auch wenn es so ein trauriges Ereignis ist.“

Dieser Ort gehört den Eltern: „Die Stelle unten ist einfach unsere Trauerstelle"

26.09.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Pragsdorf: Nahe der Stelle in Pragsdorf, wo ein Sechsjähriger am 14.09.2023 mit Stichverletzungen gefunden wurde, an denen er später verstarb, steht ein buntes Kreuz und liegen Plüschtiere znn Blumen. Nach dem gewaltsamen Tod eines sechsjährigen Jungen im Südosten Mecklenburg-Vorpommerns hat die Polizei einen 14-jährigen Tatverdächtigen festgenommen. Das teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Leiche des Sechsjährigen war am 14. September in Pragsdorf bei Neubrandenburg gefunden worden. Foto: Stefan Sauer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Nahe dieser Stelle in Pragsdorf, wurde Joel am 14.09.2023 mit Stichverletzungen gefunden. Trauernde haben ein buntes Kreuz aufgestellt und , Plüschtiere und Blumen abgelegt (Achivfoto, 26.09.2023)
wst, dpa, Stefan Sauer

Till K. beschreibt eindringlich, wie die Situation für die Familie ist. Er spricht von „viel Trauer“, auch wenn im Alltag oft keine Zeit dafür bleibe. Es gebe viele Sachen, die einfach laufen müssten, sagt er. „Es ist einfach eine Art von Funktion. Man funktioniert einfach nur und ist für die anderen Kinder da“, erklärt er.

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Seine Frau und er trauern oft besonders um Joel, wenn sie sich um ihre Kinder gekümmert hätten, berichtet er. „Wenn alle im Bett sind, alle gut versorgt.“ Dann könnte sich das Paar hinsetzen, dann nähmen sie sich ihre Zeit. „Und ganz wichtig ist die Stelle unten“, so K. weiter. Die Stelle unten ist der Tatort, der Ort, an dem Joel umgebracht wurde.

Joel (6) getötet: Tatverdächtiger Teenager sitzt in U-HAft und schweigt

„Die Stelle unten ist einfach unsere Trauerstelle. Selbst, wenn er jetzt noch ein Grab bekommt oder wie auch immer ist es so, dass wir ihm an dieser Stelle am nächsten sind.“ An diesem Ort „reden wir mit ihm.“ Das täten sie oft, teilweise auch zwei Stunden, erzählt er. Wie oft, fragen wir. „Eigentlich täglich“, sagt Till K. leise.

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Joel wurde am 14. September in einem Gebüsch am Bolzplatz in Pragsdorf brutal misshandelt und erstochen. Als dringend tatverdächtig wurde ein 14-Jähriger aus dem Ort festgenommen. Er sitzt wegen des Verdachts des Totschlags in Untersuchungshaft und schweigt bisher zu den Vorwürfen.