"Schlechteste Jahr in der fast 75-jährigen Firmengeschichte"

Tchibo in der Krise? Experte rechnet mit Filialschließungen

Kaffeeröster Tchibo unter Druck Unruhe bei Tchibo
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Unruhe bei Tchibo
Kaffeeröster Tchibo unter Druck

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Wer neben Kaffee klassische Saisonartikel wie eine Picknickdecke, Heckenscheren oder Blumentöpfe brauchte, ist früher oft zu Tchibo gegangen. Heute machen das nicht mehr so viele Menschen. Ein Handels-Experte rechnet deshalb mit Filialschließungen.

Keine Gehaltserhöhung für das Jahr 2023

Die Zeiten, in denen der Kaffeeröster Tchibo vom Erfolg verwöhnt wurde, sind lange vorbei.

„Leider lassen die Unternehmenszahlen eine Anpassung der Gehälter in diesem Jahr nicht zu“, so werden die neue Personalchefin Julia Braß und der Vorstandsvorsitzende Werner Weber in einem Bericht der Welt zitiert. Schließlich wisse die Belegschaft, dass 2022 „finanziell gesehen das schlechteste Jahr in der fast 75-jährigen Firmengeschichte“ gewesen sei, so die Begründung.

Immerhin hatte der Vorstand laut dem Bericht noch kurz zuvor eine steuerfreie Inflationsausgleichszahlung von 1.500 Euro zugestanden.

Jährliche Gehaltsanpassung bei Tchibo fällt aus: "Ohrfeige für die Mitarbeiter"

Laut dem Bericht beklagen sich langjährige Beschäftigte im Intranet über die Zustände bei dem Unternehmen. Stimmung, Moral und Motivation seien schlecht, wenn nicht sogar sehr schlecht, wird ein Beschäftigter zitiert.

Gehaltsanpassungen seien bei Tchibo auch in guten Zeiten immer schmal gewesen, aber diese Entscheidung (Anmerkung der Redaktion: die ausgefallene jährliche Gehaltserhöhung) sei eine Ohrfeige für die Mitarbeiter, heißt es weiter.

Die Discounter Lidl und Aldi sollen besser zahlen, heißt es darüber hinaus.

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"Erheblich rückläufiger Gewinn im operativen Geschäft"

Während Tchibo im Pandemiejahr 2021 noch einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro und einen Gewinn im laufenden Geschäft von 176 Millionen Euro verbuchte, dürfte das vergangene Jahr deutlich schlechter ausgefallen sein. Auf der Internetseite der Muttergesellschaft Maxinginvest wird mit einem „erheblich rückläufigen“ operativen Ergebnis gerechnet,

Für Probleme sorgen offenbar die Lagerbestände: Laut dem Welt-Bericht hat Tchibo im Boomjahr 2021 die Lagerhallen mit Waren aus Asien oder Osteuropa prall gefüllt und bleibt nun auf Beständen sitzen.

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Handelsexperten sehen Tchibo-Zukunft skeptisch: Filialen könnten geschlossen werden

Dass das aktuelle Tchibo-Konzept „Kaffee und Saisonware“ auf Dauer genug Kundinnen und Kunden anlockt, glauben Fachleute offenbar nicht.

Unternehmer und Investor Marcus Diekmann sagt im Gespräch mit RTL: "Tchibo ist ein wunderbares Beispiel für wenig Innovationsfreude. Du hast einmal einen richtig großen Erfolg gehabt. Das hast du richtig geritten, diese Welle des Erfolgs und hast gedacht, da kann ich immer weiter machen, und dann haben die Kunden nicht mehr so viel gekauft. Du bist in die Krise gerutscht."

Handels-Experte Gerrit Heinmann wird in der Zeitung Die Welt sogar mit den Worten zitiert: „Am Ende wird nur das Kaffeegeschäft überleben (...) Ich rechne über die Jahre mit einem Downsizing, einer Verkleinerung. Zum Beispiel wenn Mietverträge auslaufen, könnten Filialen einfach geschlossen werden.“

Alles andere als rosige Aussichten für die Tchibo-Mitarbeiter. (mmü)

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