Widerstand unter AngestelltenNeue Doppelkassen sorgen für Frust bei Aldi Süd

ARCHIV - 17.11.2020, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Das Logo einer Aldi Süd Filiale, fotografiert in einer Fußgängerzone der Düsseldorfer Innenstadt. (zu dpa: «Aldi Süd testet Lebensmittel-Lieferdienst im Ruhrgebiet ») Foto: Marcel Kusch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bereits im Januar 2023 kündigt Aldi Süd die neuen Kassen an. Jetzt sollen sie nach und nach in den Filialen aufgebaut werden. (Symbolbild)
mku vco nic, dpa, Marcel Kusch

Stress, Rückenschmerzen und unbezahlte Ware!
Mit neuen Kassen will Aldi Süd mehr Kunden schneller bedienen. Doch noch scheint das System nicht problemlos zu laufen. Mitarbeiter berichten von technischen Problemen und gesundheitlichen Folgen.

Zwei auf einen Streich - Kassieren ohne Unterbrechung

Zwei Kunden gleichzeitig abkassieren – das soll mit den neuen Doppelkassen möglich werden und so die Abläufe im Kassenbereich bei Aldi Süd noch schneller machen. Bereits im Januar 2023 kündigt der Lebensmittel-Discounter das neue System an. Jetzt werden die Kassen nach und nach in den Filialen aufgebaut.

Neu daran sind die Warenschächte am Ende der Kasse, wie sie auch bei anderen Supermärkten üblich sind. Das Aldi Süd-Model hat neben zwei Schächten aber auch zwei Kartenterminals. Damit entsteht für die Kassierer keine Unterbrechung. Während der eine Kunde noch seinen Einkauf einräumt und bezahlt, soll der Kassierer schon die Ware eines anderen Kunden scannen.

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Debakel beim Bezahlen

Doch unter den Angestellten regt sich Widerstand gegen das System, wie der Spiegel berichtet. Die Kassen seien schwer zu bedienen, außerdem beklagen sie gesundheitliche Probleme durch die Dauerbelastung und technische Schwierigkeiten.

Nachdem der Kassierer die Ware von einem Kunden gescannt habe, wende er diesem den Rücken zu, um die Einkäufe des nächsten Kunden aufzunehmen. Ob der erste Kunde dann auch wirklich gezahlt hat, soll der Kassierer über ein Display neben dem Kassenband angezeigt bekommen.

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Doch genau hier hakt es derzeit, berichten die Angestellten dem Magazin. Teils würden Kunden sogar unbeabsichtigt den Laden verlassen, ohne zu bezahlen. Ein entsprechender Alarmton ertöne manchmal erst mit deutlicher Verzögerung. Die Arbeit an der neuen Kasse erfordere für die Angestellten neue Bewegungsabläufe, die derzeit zu gesundheitlichen Problemen führen, heißt es. Auch der Kundenkontakt komme nun zu kurz. Arbeitnehmervertreter versuchen jetzt bessere Bedingungen für die betroffenen Kassierer zu erreichen.

Unternehmen äußert sich nicht zu den Vorwürfen

Aldi Süd will sich zu den Vorwürfen nicht äußern, man mache „aus Wettbewerbsgründen grundsätzlich keine weiteren Angaben zu Projektfortschritten“. Stattdessen verweist der Discounter auf ein konstruktives Betriebsklima und übertarifliche Gehälter: „Als verantwortungsvoller Arbeitgeber bietet Aldi Süd ein Arbeitsumfeld, das von Verlässlichkeit, Wertschätzung und Respekt geprägt ist.“

Laut Spiegel will sich der Betriebsrat nun dafür einsetzen, dass Angestellte an den neuen Kassen höher entlohnt werden. Weil der Stress höher sei, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Mohammed Rifi. Bis Jahresende soll es eine Einigung geben. (okr)