Lidl in der KritikWegen Billig-Butter! Bauern starten Proteste gegen Discounter

Der Butter-Beef ist eröffnet!
Mit Traktoren haben Landwirte an verschiedenen Orten in Deutschland gegen niedrige Milch- und Butterpreise von Discountern protestiert. Der Grund für den Ärger ist die 99-Cent-Butter. Die Landwirte sehen durch den Preisverfall ihre Existenz bedroht. Der Lebensmittelhändler sieht die Ursache des Problems woanders. Auch die Politik schaltet sich ein.
Wogegen protestieren die Bauern?
Die Bauern werfen dem Discounter vor, Lebensmittel wie Butter und Milch zu verramschen. Christian Coenen, Vorstandschef des Vereins „Land schafft Verbindung“, sagt in Bad Wimpfen: „Und wenn Lebensmittel zur Ramschware werden, dann wird es Zeit, dass wir etwas dagegen unternehmen“. Die entscheidende Frage für ihn lautet: „Wenn die Butter für 99 Cent angeboten wird, was soll da noch beim Bauern auf dem Hof ankommen?“ In einer Online-Petition wirft der Verein den Lebensmitteleinzelhändlern „unlautere Handelspraktiken“ vor. Lebensmittel unter ihren Produktionskosten zu verkaufen, untergrabe die wirtschaftliche Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion, heißt es dort.
Wovon der Butterpreis abhängt
Butter ist in Deutschland so günstig wie lange nicht. Die Handelsketten reduzierten die Preise kürzlich erneut. Der Preis hängt insbesondere vom günstigeren Preis für Milch auf dem Weltmarkt ab. Bei den Molkereien wurde zuletzt mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum, außerdem ist der Fettgehalt gestiegen. Dadurch ist weniger Milch nötig, um ein Kilogramm Butter herzustellen.
Lebensmittelhändler arbeiten mit Mischkalkulationen. Bei einigen Artikeln sind die Margen höher, bei anderen geringer. Sogenannte Eckpreisartikel wie Butter haben eine besondere Zugkraft, weil Kunden hier sehr auf die Preise achten. Die Ketten bieten sie oft vergünstigt an, um Verbraucher in die Läden zu locken.
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Lidl weist die Vorwürfe zurück
Lidl Deutschland teilt mit, die aktuelle Preissenkung bei Butter sei eine notwendige Reaktion auf die derzeitige Ausnahmesituation am Rohstoffmarkt. „Seit September verzeichnen wir ein deutliches Überangebot an Rohmilch im Vergleich zum Vorjahresniveau“, heißt es. Fließe diese Menge nicht ab, drohe möglicherweise ein noch stärkerer Preisverfall.
Lidl sei nur ein Abnehmer von vielen. Ein Teil des aktuellen Überangebots werde ins Ausland exportiert. „Die Lage der Landwirte ist somit maßgeblich von den Weltmarktpreisen abhängig, die dieses Jahr deutlich unter dem Vorjahr liegen.“ Die Ursachen dieser angespannten Marktsituation liege daher nicht beim Lebensmitteleinzelhandel, sondern am Überangebot.
Im Video: Butterpreis gefährlich für Bauern
So rechtfertigt der Discounter die Preissenkung
Um den „Mengenstau“ aufzulösen, habe man den Preis gesenkt, um bei den Kunden Anreize zum Kauf von Butter zu setzen. „Durch die Preisanpassung konnten wir eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach Butter erzielen und so bereits einen Teil des Überangebots reduzieren“, teilt Lidl mit.
Auch die Politik ist besorgt. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hat für Mitte Januar Vertreter des Einzelhandels, des Handelsverbands und der Bauernverbände zu einem Gespräch eingeladen. „Bei aller Freiheit und den Gesetzen des Marktes müssen wir dafür Sorge tragen, dass unsere Landwirtinnen und Landwirte von ihrer Arbeit, von ihren hochwertigen Produkten leben können“, sagt er.

Wie es den Milchbauern geht
Die Milchviehhaltung stand im abgelaufenen Wirtschaftsjahr 2024/25 zunächst vergleichsweise solide da. Mit einem durchschnittlichen Unternehmensergebnis von gut 115.300 Euro lag sie deutlich über dem Gesamtdurchschnitt der Betriebe in Deutschland. Das geht aus Daten des Deutschen Bauernverbandes hervor. Angesichts der Marktentwicklung seien die Milchbauern aber verunsichert, sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Das Plus aus dem Vorjahr werde durch den Preisdruck der Handelsketten gefährdet. „Was wir aktuell erleben, ist kein Marktmechanismus mehr, sondern ein von einem Discounter entfachter Kampf um den günstigsten Preis“, sagt er. Der ausgerufene Preis von 99 Cent für ein Päckchen Butter sei inakzeptabel.
Laut Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, erhielten die Landwirte in der ersten Jahreshälfte 2025 im Bundesdurchschnitt rund 53 Cent pro Kilo Rohmilch. Die Produktionskosten hätten mit 53,53 Cent pro Kilo „gerade so abgedeckt“ werden können. Seit dem Sommer sind die Erzeugerpreise aber gefallen – auf zuletzt durchschnittlich 46 Cent. (abl/dpa)
Verwendete Quellen: dpa
































