Mutmaßlicher Missbrauch in Berliner Kita
"… den Alltag verschönern": So stellte sich der verdächtige Erzieher den Eltern vor

Zu dem schockierenden Missbrauchsfall in der Berliner Kita "Feldhäuschen" werden immer mehr Details bekannt. RTL liegt ein Vorstellungsschreiben des Erziehers (32) vor, der im Verdacht steht, sich in der Einrichtung an mindestens fünf Kindern sexuell vergangen zu haben. Unter anderem wollte er in der Spandauer Kindertagesstätte "den Alltag verschönern".
32-Jähriger arbeitete als Aushilfe in Berliner Kita "Feldhäuschen"
"Liebe Eltern und Großeltern" – so beginnt das Schreiben des 32-Jährigen, das zu Beginn seiner Tätigkeit am Schwarzen Brett der Kita hing. Nach Angaben der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die die Einrichtung betreibt, arbeitete er dort für zwei Monate als Aushilfe.
"Mein Name ist Martin, ich bin 31 und arbeite seit 7 Jahren als Erzieher in dem Kita-, Krippen,- und Hortbereich. Täglich aus Potsdam komme ich dafür zu Euch", heißt es weiter. "Nun darf ich in Eurer Einrichtung den Alltag verschönern. Dabei werde ich hauptsächlich im Elementarbereich sein."
Verdächtiger Erzieher ist sportlich aktiv
Dann berichtet er über seine Erfahrungen als Erzieher: "Zuvor war ich schon in Einrichtungen, in Potsdam, Bruck, Charlottenburg, Spandau, Schönholz, Karlshorst Grunewald und Zehlendorf." Zu seinen Hobbys schreibt er: "In meiner Freizeit mache ich Eiskunstlauf mit professionellem Training, Mermaiding, schreibe Kinderbücher."
Der Erzieher will offenbar das Vertrauen der Eltern gewinnen, schließt sein Schreiben mit einem Angebot: "Sie kennen mich noch nicht, dann nehmen Sie sich doch bitte 5 Minuten Ihrer kostbaren Zeit und kommen einfach mal auf mich zu."
Nach RTL-Recherchen war der 32-Jährige noch in einem weiteren Bereich sportlich aktiv, nahm im Jahr 2012 an einem Straßenlauf teil.
Missbrauchsverdacht in Berliner Kita: Eltern sollen gewarnt haben
Schon vor Bekanntwerden des mutmaßlichen Missbrauchs sollen Eltern mehrmals vor dem Erzieher gewarnt haben, passiert ist aber offenbar tagelang gar nichts. Inzwischen liegen gegen ihn fünf Anzeigen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern vor.
Die Kita wehrt sich gegen den Vorwurf, zu spät reagiert zu haben. Es habe keine konkreten Hinweise aus Sicht von Eltern oder Erzieherinnen gegeben, erklärte Thomas Scheunemann von der Awo Spandau. Sonst hätte man eingegriffen.
Mutter brach auf Kita-Elternabend zusammen
Als die Eltern am Montag bei einem Elternabend über die Vorfälle informiert wurden, kam es zu emotionalen Szenen. Eine Mutter brach zusammen und musste von einem Notarzt versorgt werden.
Die Kita bleibt bis zum Ende der Woche geschlossen. Die Eltern und Erzieherinnen sollen so vorbereitet werden, dass der Betrieb am Montag wieder starten kann. Den Eltern sollen die Organisation "Strohhalm e.V" und der Kinderschutzbund beratend zur Seite stehen, für die Erzieherinnen ist für Donnerstag ein Coaching geplant. (bst)