Prozess um Messerattacke in Ludwigshafen

Marcel überlebte Angriff in Rossmann-Markt: Als ich "Deutsch" sagte, hatte ich das Messer in der Brust

 Messerangriff in Ludwigshafen: Drogeriemarkt Rossmann
In diesem Drogeriemarkt stach der Angreifer auf Marcel K. ein.
www.imago-images.de, IMAGO/rheinmainfoto, IMAGO

von Sebastian Stöckmann

Die Tat sorgte im Oktober letzten Jahres für Entsetzen: Der Somalier Liban M. (26) dreht offenbar durch, will sich an seiner Ex-Freundin rächen. Mit einem Küchenmesser rennt er durch Ludwigshafen und sticht dort auf zwei Männer (20, 35) ein – Zufallsopfer. Beide sterben. Der Angreifer trennt einem der Opfer einen Arm ab und wirft ihn auf den Balkon seiner Ex-Freundin. In einer Rossmann-Filiale greift er Marcel K. (27) an und verletzt ihn schwer – erst dann wird der Täter gestoppt. Im Prozess vor dem Landgericht Frankenthal berichtet der 27-Jährige am Freitag, wie er den Angriff erlebte.

Ludwigshafen: Angreifer rammte Marcel K. Messer in die Brust

Marcel K. tritt im Prozess als Nebenkläger und Zeuge auf. Er wirkt im Gerichtssaal aufgeregt, berichtet RTL-Reporter Karl Wirz. Auf Frage der Richterin, wie es ihm gehe, erklärt der 27-Jährige: "Ich habe Probleme zu schlafen, kann schlecht einkaufen, schaue mich ständig um."

Den Angeklagten hat Marcel K., der einem Bürojob als Sachbearbeiter nachgeht, vor der Tat nie gesehen. Auch die beiden Männer, die beim brutalen Messerangriff ums Leben kamen, kannte er nicht. "Ich hatte an dem Tag frei, wollte einkaufen und für meinen Neffen ein kleines Geschenk holen", erinnert er sich an den 18. Oktober 2022. "An der Kasse wurde ich von hinten oder der Seite angetippt." Ob er Englisch, Türkisch oder Deutsch spreche, habe der Mann ihn gefragt. "Als ich 'Deutsch' sagte, hatte ich schon das Messer in der Brust."

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Der Angreifer habe ihn auf Deutsch angesprochen, berichtet der 27-Jährige weiter. "Die Stimmlage war ganz ruhig und gelassen, wie in einem Alltagsgespräch. Ich habe mir nichts dabei gedacht und einfach geantwortet. Dann stach er zu." Drohungen oder Beleidigungen habe der Täter nicht von sich gegeben. "Ich erinnere mich nur an einen Stich hier oben", erzählt Marcel K. im Gerichtssaal und tippt sich dabei auf die linke Schulter. Das Messer habe ihn mit großer Wucht getroffen.

Zunächst habe er nicht begriffen, was genau passiert sei, sagt Marcel K. "Ich habe Blut an meiner Hand gesehen und bin nur noch rausgerannt." Er setzte sich auf eine Bank vor einer Bäckerei neben der Rossmann-Filiale, sah das Blut "wie aus einem Wasserhahn" aus der Wunde laufen. "Mir wurde schwarz vor Augen, dann kamen auch schon die Ersthelfer und ich in die Klinik. Dort habe ich nur noch das Wort Defibrillator gehört – ab dem Zeitpunkt kann ich mich an nichts mehr erinnern."

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Derzeit ist Marcel K. bei einem Physiotherapeuten in Behandlung, aber auch bei einem Psychologen. Denn die körperlichen Auswirkungen sind das eine – der brutale Angriff hat vor allem Spuren in seiner Seele hinterlassen. "Egal wo ich einkaufen gehe, ich drehe mich extrem oft um. Mein Körper ist immer in Alarmbereitschaft", erzählt er. "Inzwischen bin ich weggezogen, weil ich nicht mehr in der Nähe dieser Rossmann-Filiale leben konnte."

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