Täter soll aus Eifersucht und Wut auf Ex-Freundin getötet haben
Jonas (20) in Ludwigshafen erstochen - Vater: "Ich fand meinen Sohn mit aufgerissenen Augen auf der Straße"
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von Denise Kylla und Karl Wirz
„Tschüss Jonas, bis zum nächsten Mal“, sagt Kurt Sprengart, als er mit seiner Frau Maja am Grab ihres Sohnes steht. Der junge Mann wurde Zufallsopfer einer grausamen Amoktat in Ludwigshafen. Am 18. Oktober 2022 ging ein Mann mit einem Küchenmesser auf ihn und seinen Kollegen los. Jonas starb. RTL traf seine Eltern einen Tag vor dem Prozessauftakt gegen den Tatverdächtigen aus Somalia (26). Ihm werden zweifacher Mord, versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Ludwigshafen: Somalier soll aus Eifersucht zugestochen haben
Die Tat soll der Angeklagte "aus Wut und Eifersucht begangen haben, weil seine ehemalige Lebensgefährtin ihn verlassen und nach seiner Überzeugung einen neuen Lebenspartner habe", teilte das Gericht mit. Dem Somalier soll bewusst gewesen sein, dass seine Ex keines seiner Opfer kannte, trotzdem stach er zu. Der Angeklagte soll gesagt haben, er habe aus Wut und Eifersucht bewusst deutsche Männer angegriffen. Jonas – ein Zufallsopfer.
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Für seine Eltern ist der Schmerz schwer zu ertragen. Vater Kurt hat ausgerechnet an der Stelle, an der sein Sohn starb, eine Baustelle. Dort muss er auch heute noch immer wieder hinfahren. „Ich kann mich an die erste Fahrt dorthin erinnern“, sagt er. „Da musste ich mit meinem Auto über die Stelle fahren, wo mein Sohn gelegen hat. Ich musste dann rechts ran fahren und habe erst mal geweint.“ Danach sei er zu dem Ort gegangen, an dem Freunde und Verwandte Kerzen aufgestellt haben und sei zusammengebrochen. Es seien sogar noch Markierungen auf der Straße.
Vater Kurt findet seinen Sohn tot auf der Straße in Ludwigshafen
Besonders schrecklich: Kurz nach der Tat bekam Vater Kurt einen Anruf, dass sein bester Freund Sascha auf der Straße liege und womöglich tot sei. Er sei gerade in der Parallelstraße gewesen und direkt zum Tatort gerannt. „Ich habe Sascha auf der Straße gefunden in einer riesigen Blutlache“, erinnert er sich. Dann der Horror. Ein Zeuge macht ihn darauf aufmerksam, dass wenige Meter entfernt ein weiterer Mann auf dem Boden liegt. Es ist Jonas. „Da bin ich hingelaufen und habe meinen Sohn gefunden – auf dem Rücken liegend mit aufgerissenen Augen“, so Vater Kurt. „Komplett blutüberströmt und zerstochen.“ Er habe sich immer wieder zu ihm heruntergebeugt und ihn geschüttelt, doch er habe sich nicht mehr bewegt. „Das war die schlimmste Situation in meinem Leben“, sagt der Vater.
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Seine Frau Maja war zum Zeitpunkt des Unglücks mit dem gemeinsamen Sohn Noel auf Mallorca und machte Urlaub. Durch einen Anruf ihres Mannes habe sie erfahren, dass Jonas und Sascha getötet wurden.
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Eltern: Würden keine Entschuldigung vom Täter annehmen!
Seitdem sind gerade mal vier Monate vergangen. Kurt und Maja hätten mehrere Stadien der Trauerbewältigung durchlebt, erzählen sie. „Wir sind natürlich in psychologischer Behandlung“, so Kurt. „Die Bilder kriegt man gar nicht mehr aus dem Kopf, man hat Angst, nachts schlafen zu gehen.“
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Bald steht der mutmaßliche Täter – ein 26-jähriger Mann aus Somalia – vor Gericht. Die Familie hofft jetzt darauf, dass er eine gerechte Strafe für seine Horrortat bekommt. Die Eltern des Opfers werden in die Nebenklage gehen. Eine Anwältin werde sie vertreten, auch, wenn sie nicht dabei sein könnten. „Ich habe Angst vor der Situation“, sagt Kurt. Er wäre eigentlich gerne bei dem Prozess dabei, sagte er. Doch die möglichen Folgen machten ihm Angst: „Vielleicht träumt man dann nachts von seinem Gesicht (Anm. d. Red.: das Gesicht des Angeklagten).“ Für die Eltern ist es wichtig, dass „der Täter weggesperrt wird und nie mehr frei herumlaufen darf.“ Eine Entschuldigung würden sie von ihm nicht annehmen.
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Nach Messerangriff in Ludwigshafen: Eltern versuchen, das Trauma zu verarbeiten
Kurt und Maja Sprengart versuchen, das Trauma so gut es geht zu verarbeiten. Das Grab ihres Jungen helfe ihnen aber nicht dabei. „Wir sind zwei, dreimal die Woche da, machen sauber, bringen neue Blumen“, sagt Jonas’ Mutter. Aber das sei kein Trost. Sie hätten auch die Bilder des Jungen aus dem Haus entfernt, um nicht ständig an die grausame Tat erinnert zu werden. Kurt und Maja besuchen unterschiedliche Psychologen mit denen sie ihr persönliches Leid teilen. „Ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das nicht weiter weiß im Leben“, sagt der Vater. Am Freitag startet der Prozess gegen den Mann, der mutmaßlich ihr Leben zerstört hat. Vielleicht bringt ein Urteil endlich wieder Ruhe in das Leben der Familie.