Orcas rammen Yacht in der Straße von GibraltarWieder Wal-Attacke auf Boot: "Sie haben uns geschüttelt wie eine Puppe"

A whale swims next to a sailing boat in the Strait of Gibraltar, Spain May 24, 2023, in this still image obtained from a social media video. April Boyes/Instagram @ april_georgina/via REUTERS  THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. MANDATORY CREDIT. NO RESALES. NO ARCHIVES.
Ein Wal schwimmt am 24. Mai 2023 in der Straße von Gibraltar neben einem Segelboot
April Boyes via REUTERS, APRIL BOYES/INSTAGRAM @ APRIL_GE

"Zwei heftige Schläge weckten uns. Dann war uns klar, dass Killerwale unser Boot angreifen."
Die Besatzung einer britischen Segelyacht hat in der Straße von Gibraltar die Attacke einer Orca-Gruppe miterlebt, wie der britische "Mirror" berichtet. In den letzten Jahren häufen sich Angriffe der Wale, Forscher stehen vor einem Rätsel

Gibraltar: Wale reihten sich auf und griffen Boot an

Mark Garrood (59) segelte am Mittwoch mit seinen Freunden, plötzlich erschütterten die Orca-Schläge die 21 Tonnen schwere Yacht. Vier Killerwale rammten das Boot, rissen das Ruder ab. "Es fühlte sich so an, als würden sie uns wie eine Stoffpuppe herumschütteln", erinnert sich Lain Hamilton (60), der Kapitän des Bootes. "Irgendwann reihten sich die vier Tiere auf und kamen sehr langsam auf das Boot zu. Ich dachte, sie würden versuchen, uns umzustoßen. Unglaublich, wie sie sich koordiniert haben."

Dann kam die spanische Küstenwache den Seglern zur Hilfe. Der Seenotrettungsdienst bestätigte, dass Killerwale wiederholt gegen das 20 Meter lange Schiff gestoßen hatten und Ruder und der Rumpf dabei brachen. Die Retter mussten zunächst das Meerwasser abpumpen, bevor sie das Schiff sichern konnten. Ein Hubschrauber und ein Rettungsboot kamen zum Einsatz eingesetzt, damit das beschädigte Boot im spanischen Barbate anlegen konnte.

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Seit 2020 vermehrt Orca-Angriffe an Westküste der Iberischen Halbinsel

Es war in diesem Jahr bereits der 24. Vorfall dieser Art, den die Küstenwache registrierte. Laut der Atlantic Orca Working Group, einem Team spanischer und portugiesischer Meeresforscher, wurden ähnliche Angriffe erstmals vor drei Jahren gemeldet. Im Jahr 2020 gab es 52 Attacken, 2021 bereits 197 und im Jahr 2022 sogar 207.

Die Schwertwale scheinen Boote an der Westküste der Iberischen Halbinsel anzugreifen – zwischen der Straße von Gibraltar und Galizien im Nordwesten Spaniens. Den Forschern zufolge handelt es sich um eine kleine Gruppe von etwa 35 Walen, die den größten Teil des Jahres roten Thunfisch jagen. Die sogenannten iberischen Orcas sind fünf bis sechseinhalb Meter lang. Berichte über Angriffe auf Schwimmer gibt es nicht: Die Tiere scheinen ihren Angriff zu beenden, sobald das Schiff manövrierunfähig ist.

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Erinnerungen an Frank Schätzings Bestseller "Der Schwarm"

Die Walangriffe erinnern an Frank Schätzings Bestseller "Der Schwarm". Im 2004 erschienenen Science-Fiction-Thriller gerät die Welt wegen einer Rebellion der Natur – einer Reihe gefährlicher Angriffe aus dem Meer – an den Rand der Apokalypse. Doch Forscher rätseln, was hinter den Attacken steckt: Die Schwertwale könnten einfach "etwas Neues" erfunden haben – oder ihr Verhalten sei "eine Antwort auf ein negatives Erlebnis ", sagt Meeresbiologe Biologe Alfredo López,

Renaud de Stephanis, Präsident der Umweltschutzorganisation Circe, ist anderer Meinung, "Es ist klar, dass es sich um Spiele handelt", sagte er dem spanischen TV-Sender RTVE. Die Orcas wollten nur Spaß haben.

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Spanien: Orcas werden mit GPS-Trackern bestückt

Die Behörden nehmen die Lage ernst, wie die jüngste Reaktion des Ministeriums für Ökologischen Wandel in Madrid zeigt. Nachdem Fahrverbote für kleinere Boote mit einer Schiffslänge von bis zu 15 Metern in bestimmten Meereszonen wenig gebracht hatten, wurden letzte Woche erste Orcas mit GPS-Trackern bestückt. So können sie geortet und Kapitäne gewarnt werden. (bst)