Wie ihr euch schützen könnt
Experten schlagen Alarm! Erwartet uns ein Zecken-Horrorjahr?
Keine Winterpause für Zecken!
Das milde Wetter der vergangenen Monate war für die kleinen Biester ideal zum Überleben, Zecken sind jetzt schon aktiv. Wie schützen wir uns am besten und was ist nach einem Biss zu tun? Immerhin können Zecken schwerwiegende Krankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Wir haben die wichtigsten Tipps für euch zusammengestellt.
Welche Regionen in diesem Jahr zu den Risikogebieten zählen und welche Zeckenart am verbreitetsten ist, seht ihr im Video.
2024 könnte ein richtiges Zecken-Jahr werden
Infolge des anhaltend milden Wetters sind die Zecken gut durch die (vermeintlich) kalte Jahreszeit gekommen: „Es gibt keine Winterpause mehr. Ich habe bereits Proben erhalten, es gibt schon erste Infektionen. Die Zecken sind also schon früh dabei“, warnte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart. Bei einem Vorlauf von etwa vier Wochen bis zur Diagnose einer übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) müssen sich die Betroffenen demnach mitten im Winter infiziert haben. Das laufende Jahr könne demnach ein ausgeprägtes Zecken-Jahr werden, sagte Mackenstedt.
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Tipp 1: Vorsicht im hohen Gras und in nicht zu trockenen Wäldern
Zwei Expertinnen geben Tipps und erklären, wie ihr euch am besten gegen Zecken schützen könnt.
Wissen, wo man Zecken begegnet: „Unsere heimischen Zecken halten sich gerne im hohen Gras, Gebüsch, losen Laub und in nicht zu trockenen Wäldern auf", sagt die Hausärztin und Notfallmedizinerin Michaela Geiger aus Neckarsulm. Meist streift man sie im Vorbeigehen ab. „Insofern lauten die Schutzregeln: Festes Schuhwerk tragen, lange Hosen in die Socken stecken und sich nach dem Aufenthalt in der Natur am ganzen Körper gründlich absuchen." Ebenfalls langärmlige Hemden tragen. Kinder sollten außerdem einen Hut tragen. Denn: Zecken können etwa im Gebüsch auf eine gewisse Höhe hinaufklettern.
Ratsam ist auch, sich darüber zu informieren, ob man in einem FSME-Risikogebiet unterwegs ist. Ein Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg.
Lese-Tipp: Zecken-Frühling : Experte warnt vor Zeckenbiss
Tipp 2: Verlasst euch nicht auf Insektensprays!
Sich nicht auf Insektensprays verlassen, sondern Maßnahmen kombinieren: Mücken- oder Zeckensprays seien nur bedingt nützlich, sagt die Tropenmedizinerin Kristina Huber vom LMU Klinikum München. „Sie helfen gut gegen Mücken - dass sie aber genauso gut gegen Zecken helfen, ist nicht nachgewiesen." Für den bestmöglichen Schutz sorgt eine Kombination verschiedener Maßnahmen: eine Impfung gegen FSME, lange Kleidung, ein Zeckenspray mit dem Wirkstoff Permethrin - gesprüht auf Haut und Stoff. Ebenso wichtig wie die Vorbereitung ist die Nachbereitung - also das gründliche Absuchen des Körpers. Wichtig: „Da man Rücken und Kniekehlen nicht so gut einsehen kann, hilft es, sich beim Absuchen gegenseitig zu unterstützen", sagt die Notfallmedizinerin Geiger. Auch die Körperfalten im Intimbereich sowie die Bereiche hinter den Ohren und unter den Achseln sollte man dabei nicht vergessen.
Tipp 3: Zeckenbiss? Erstmal Ruhe bewahren
Zeckenbiss? Nicht in Panik und Eile verfallen: Und wenn es doch zu einem Zeckenbiss gekommen ist? Der Rat von Notfallmedizinerin Michaela Geiger: Ruhe bewahren. „In der Regel hat man ausreichend Zeit, die Zecke zu entfernen." Bei Borreliose muss die Zecke eine gewisse Zeit an der Haut saugen, ehe sie Borrelien an den menschlichen Organismus abgibt. „Wenn man die Zecke in weniger als zwölf Stunden entfernt, hat man in der Regel nichts zu befürchten", sagt Geiger.
Etwas anders sieht es bei FSME aus. Die Erkrankung wird bei einem Zeckenbiss deutlich schneller übertragen. Sie ist aber auch deutlich seltener: Nach Angaben des RKI tragen nur 0,1 bis 5 Prozent der Zecken in Risikogebieten FSME-Viren in sich. In aller Regel bleibt aber Zeit zur Apotheke gehen, um sich Werkzeug zum Entfernen der Zecke zu kaufen. Vorteil von Zeckenhaken, -karten oder -zangen: Dank ihnen lässt sich die Zecke langsam und kontrolliert entfernen. Anschließend desinfiziert man die Wunde am besten.
Nachgefragt! Seid ihr schon einmal von einer Zecke gebissen worden?
Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.
Tipp 4: Besser nicht auf Öl oder Butter setzen
Besser nicht auf Öl oder Butter setzen: Manchmal hat man kein spezielles Werkzeug parat - und auch keine Apotheke in der Nähe. Von Hausmitteln sollte man dann besser die Finger lassen. Kristina Huber nennt ein Beispiel: „Früher hieß es, man solle die Zecke mit Öl oder Butter einreiben, damit sie keine Luft mehr bekommt und loslassen muss." Das stimmt nach Aussage der Infektiologin zwar, birgt aber die Gefahr, dass die Zecke - falls sie FSME-Viren oder Borrelien mitbringt - die Erreger durch die Reibung erst recht ausspuckt. „Daher ist von dieser Methode dringend abzuraten", sagt Huber.
Lese-Tipp: Experte warnt vor ZeckenbissZecken-Alarm in Deutschland
Tipp 5: Stelle des Zeckenbisses beobachten
„Wenn man von einer Zecke gestochen wurde, ist es prinzipiell wichtig, die Stelle während vier bis sechs Wochen zu beobachten", sagt Michaela Geiger. Man kann sich das Datum des Stichs notieren und die Einstichstelle markieren. Übrigens: Borreliose- und FSME-Symptome lassen sich gut voneinander unterscheiden. Bei Borreliose tritt als erstes Anzeichen klassischerweise die sogenannte Wanderröte auf. „Die Einstichstelle in der Mitte blasst ab. Darum herum entsteht ein sich ausweitender roter Hof", beschreibt Geiger. Der randbetonte Kreis kann sich dabei bis zu einem Durchmesser von zehn bis 20 Zentimeter vergrößern. Eine Borreliose lässt sich mit Antibiotika gut behandeln.
Eine FSME-Infektion beginnt laut Huber meist mit unspezifischen Krankheitszeichen wie Kopf- und Gliederschmerzen oder auch Fieber. Oft folge ein symptomfreies Intervall von knapp einer Woche, ehe dann eine Gehirnhaut-, Gehirn- oder Nervenentzündung einsetze.
Im Video: Zecken-Alarm in Deutschland! Experte warnt vor Zeckenbiss
FSME: Was ihr zur Impfung wissen solltet
Vor der durch Zecken übertragbaren Krankheit FSME kann man sich durch eine Impfung gut schützen, so die Tropenmedizinerin Kristina Huber vom LMU Klinikum München.
„Die Impfung schützt vor einer Ansteckung mit dem Virus“, sagt Tropenmedizinerin Huber. Sie weist darauf hin, dass bei einem Großteil der gemeldeten FSME-Fälle die Betroffenen nicht oder nur unzureichend geimpft gewesen waren.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine FSME-Impfung allen, die sich in Risikogebieten aufhalten bzw. dort wohnen und von Zecken gestochen werden könnten. Das ist übrigens nicht nur auf dem Land der Fall: „Zecken halten sich durchaus auch in den Städten in Parks auf“, sagt Huber.
Lese-Tipp: Vorbeugung ist das beste Mittel gegen FSME
Um den vollen Impfschutz zu erreichen, braucht es in aller Regel drei Impfungen: Die zweite Impfung folgt ein bis drei Monate nach der ersten. Die dritte Impfung erhält man - je nach Impfstoff - nach weiteren fünf bis zwölf Monaten. Aufgefrischt werden sollte der Impfschutz bis zum 60. Lebensjahr alle fünf Jahre, danach alle drei. Auch Kinder können gegen FSME geimpft werden und zwar ab ihrem ersten Geburtstag. (dpa/mjä/pdr)
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