Tückischer Krankheit vorbeugenNeue Risikofaktoren für Demenz! Auf diese 14 Dinge sollte jeder achten

Schätzungsweise 1,8 Millionen Deutsche sind an Demenz erkrankt. Ein neuer Lancet-Report sieht großes Präventionspotenzial, würden bestimmte Risikofaktoren minimiert. (Symbolbild)
Laut einer neuen Studie lassen sich rund die Hälfte der Demenzerkrankungen verhindern.
Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Ihr könnt euer Demenzrisiko selbst beeinflussen!
Das Risiko für Demenz erhöht sich nachweislich durch Rauchen, Schwerhörigkeit, Übergewicht, Einsamkeit, Luftverschmutzung und noch mehr Faktoren. Jetzt hat ein neuer Bericht der internationalen Lancet-Kommission diese Liste um zwei Dinge erweitert. Warum es wichtig ist, die zu kennen? Laut der Experten, könnten knapp die Hälfte der weltweiten Demenzfälle verhindert oder zumindest verzögert werden, wenn man alle 14 Risikofaktoren ausschalten würde.

Weniger Demenzfälle, wenn alle auf diese 14 Dinge achten

In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen mit Demenz. Der Begriff umfasst verschiedene Krankheiten, darunter Alzheimer, die zu einem Verlust geistiger Fähigkeiten führen. Ein Heilmittel gibt es bislang nicht. Die Krankheit ist von vielen gefürchtet.

Wie der neue Report der Lancet Commission on dementia prevention, intervention, and care (Lancet-Kommission für Demenzprävention, -intervention und -pflege) besagt, könnten allerdings 45 Prozent der Demenzerkrankungen verhindert oder zumindest verzögert werden, würden 14 veränderbare Risikofaktoren beseitig. Schon 2020 hatte die internationale Gruppe zwölf dieser Risikofaktoren vorgestellt:

Im Bericht sind nun zwei weitere Faktoren hinzugekommen:

  • ein hoher Cholesterinwert

  • ein unbehandelter Sehverlust.

So seien schätzungsweise sieben Prozent aller Demenzfälle auf einen hohen LDL-Cholesterinwert ab einem Alter von etwa 40 Jahren zurückzuführen. Zwei Prozent auf einen unbehandelten Sehverlust im späten Alter.

Was Hör- und Sehkraft mit Demenz zu tun haben

Umgekehrt heißt das: „Wenn man die nachlassende Sehkraft korrigiert und im mittleren Lebensalter das LDL auf optimale Werte senkt, kann man tatsächlich das Risiko einer Demenz senken“, erklärt Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Diese Zusammenhänge seien zwar erwartbar gewesen, würden nun aber durch den Lancet-Report belegt. In Zukunft sollten sie auch in der medizinischen Behandlung etwa durch Hausärzte berücksichtigt werden.

Der Neurologe betont die Verschränkungen zwischen den verschiedenen Risiken. Würden die nachlassende Hör- und Sehkraft nicht rechtzeitig korrigiert, beeinflusse das die Kommunikation, was sich wiederum auf kognitive Fähigkeiten und soziale Interaktionen auswirke. Beides sind Faktoren, die bei der Demenzentwicklung ebenfalls eine Rolle spielen.

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Demenzerkrankungen halbieren? Experten sind skeptisch

Ob man aber tatsächlich 45 Prozent der Demenzfälle verhindern kann? Da zeigt sich Berlit zurückhaltend. Der Prozentsatz ergäbe sich aus der Addition aller genannten Risikofaktoren und das unter der Annahme, dass diese seit der Kindheit vermieden würden: „Das ist natürlich unrealistisch.” Nichtsdestotrotz könnten in der Summe erhebliche Effekte erzielt werden, wenn jeder einzelne und die Politik entsprechende Maßnahmen treffen würden.

Auch Stefan Teipel vom Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Rostock sagt, dass die Summe der verhinderbaren Demenzfälle über alle Risikofaktoren hinweg wahrscheinlich niedriger sein werde.

Demenzkrank durch Klimawandel?

Berlit betont, dass zur Demenz-Prävention auf individueller Ebene nicht nur Gehirn-Training in Form von Kreuzworträtseln, dem Erlernen von Fremdsprachen oder Musikinstrumenten gehöre: „Das ist alles wichtig. Genauso ist aber belegt, dass die richtige Ernährung zum Beispiel in Form der mediterranen Kost, möglichst wenig Alkohol, ausreichend körperliche Bewegung und ein gesundes Körpergewicht das Demenzrisiko senken.”

All das komme nicht nur dem Gehirn, sondern auch dem Herzen zugute. Ein entsprechendes Verhalten könnte in Form von Bonuszahlungen durch Kostenträger wie Krankenkassen gefördert werden.

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Aber auch die Politik müsse aktiv werden - etwa bei Risikofaktoren wie Luftverschmutzung und Zugang zu Bildung - entsprechende Empfehlungen finden sich ebenfalls im Report. Insbesondere Kinder aus benachteiligten Familien müssten schon ab der Kita gefördert werden, sagt Berlit.

Eine weitere politische Aufgabe sei in diesem Kontext die Bekämpfung der Folgen der Klimakrise: „Wir wissen bereits, dass das Schlaganfallrisiko durch die fehlende nächtliche Abkühlung erhöht ist.” Im Bereich Demenz sei die Evidenz noch nicht groß genug, entsprechende Studien würden allerdings schon laufen und vermutlich in künftigen Lancet-Berichten eine Rolle spielen.

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Mit dem richtigen Lebensstil: Jeder kann sein eigenes Demenzrisiko senken!

Wichtig sei, so Berlit, schon in einem Alter, in dem noch gar nicht an Demenz gedacht werde, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Dafür sei zentral, die Inhalte des Reports möglichst bekannt zu machen.

Der Mediziner unterstreicht: „Jeder Einzelne muss wissen, dass er durch eine Umstellung seiner Lebensführung tatsächlich einen wesentlichen Beitrag zur Risikominimierung gegen Demenz, aber auch gegen andere Erkrankungen leisten kann.”(vho, mit dpa)

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