Psychiater erklärt, wie Missbrauchstäter wie „White Tiger” ticken
„Es gibt diese Lust am Quälen und diese totale Empathielosigkeit”
Sie quälen und manipulieren!
Als Teil des weltweiten Sadisten-Netzwerkes „764” soll ein 20-jähriger Hamburger unter dem Namen „White Tiger” Kinder und Jugendliche gezielt manipuliert, missbraucht und in den Tod getrieben haben – alles von seinem Elternhaus aus. Ein Psychiater erklärt, wie es so weit kommen kann.
Schneeballeffekt beim Missbrauchsnetzwerk „764”?
„Es gibt diese Lust am Quälen und diese totale Empathielosigkeit, fehlendes Mitgefühl mit Anderen”, erklärt Prof. Dr. Claas-Hinrich Lammers, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll in Hamburg, im RTL-Interview. Oft würden solche Züge mit dem Quälen von Tieren anfangen und könnten letztlich im Quälen von Menschen enden. „Und wenn man dann in so ein Netzwerk kommt, wo man damit auch angeben kann, Bewunderung bekommt, dann ist das leider Gottes so eine Art Schneeballeffekt.” Ebendieser Effekt könnte auch auf das Schreckens-Netzwerk „764” zutreffen.
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Opfer oft labile Jugendliche
Die perfide Masche von „764” laut Staatsanwaltschaft: Mitglieder gewinnen das Vertrauen psychisch labiler Kinder – meist im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren – auf Online-Plattformen wie Gaming-Seiten, Social Media und Selbsthilfegruppen, nur um sie dann emotional zu brechen.

Ihre jungen Opfer zwingen die Täter unter großem Druck, sich selbst zu verletzen, sexuelle Handlungen an sich auszuführen oder schlimmeres – vor laufender Kamera. „Junge Menschen in der Pubertät sind halt von der Persönlichkeit nicht gefestigt”, vermutet der Psychiater, warum gerade junge Menschen gefährdet sind. „Und wenn dann ein Älterer kommt, der einem Beachtung schenkt, der einen für wichtig erachtet, dann kann es ganz schnell passieren, dass so jemand Macht über einen gewinnt (...) und dann kann es leider bis zu solchen Taten kommen.”
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Machtgefühl der Täter „nicht anders als beim Sport”
Innerhalb von „764” würden Täter laut Staatsanwaltschaft versuchen, sich mit der Grausamkeit der Bildinhalte immer wieder zu übertreffen. „Dieser Hang, dann immer mehr zu tun, gegenüber anderen zu prahlen, ist natürlich ein ganz klar narzisstischer Zug, der Beste zu sein, der am meisten Macht ausübt, der am meisten vorzuweisen hat”, ist Professor Lammers überzeugt. „Das ist letztendlich nicht anders als beim Sport, bloß leider Gottes, in diesem Fall verbunden mit Menschen quälenden und menschenverachtenden Verhaltensweisen.”
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„Wenn solche Taten begangen werden, sind das meistens Menschen, die schon auch in der frühen Jugendzeit ein Zeichen einer schweren Persönlichkeitsstörung aufweisen”, so Lammers. „Dazu gehören zum Beispiel narzisstische Züge wie Macht ausüben wollen, sadistische Züge, jemand anderes zu quälen, andere Menschen zu manipulieren.” Was die oft selbst jungen Täter zu ihren verstörenden Taten bringt, erklärt der Psychiater folgend: „Neben genetischen Einflüssen können traumatisierende Erfahrung, Vernachlässigung, Gewalterfahrung eine Rolle bei der Herausbildung von sogenannten dissozialer Persönlichkeitszügen spielen.” Das müsse aber nicht der Fall sein.
Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen
Solltet ihr selbst von Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe. Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.
Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.