Festnahme durch Hamburger Polizei„White Tiger” stiftet Jugendliche im Internet zu Selbstverletzung und Suizid an

Die Vorwürfe machen sprachlos!
Die Polizei Hamburg hat einen 20-jährigen Mann wegen Verdachts auf Mord an einem Kind festgenommen. Er soll Kopf einer Gruppe im Internet sein, die zahlreiche Kinder sexuell missbraucht haben soll, wie die Polizei mitteilte.

Hamburger soll Kinder und Jugendliche im Netz manipuliert haben

Und noch mehr werfen Polizei und Staatsanwaltschaft dem Deutsch-Iraner vor, wie sie auf einer Pressekonferenz in Hamburg am Mittwoch (18. Juni) bekannt geben: Der Mann soll Kinder im Alter zwischen elf und 15 Jahren im Internet manipuliert haben. Der schlimmste Tatvorwurf: Er soll ein Kind zur Selbsttötung angestiftet haben. Unter anderem soll der 20-Jährige über das Internet einen 13-jährigen US-Amerikaner in den Suizid getrieben haben. Er starb am 17. Januar 2022.

„Das sind Abgründe, die nur schwer auszuhalten sind”, sagt Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel. Die Taten zeigten ein unvorstellbares Maß an Verrohung und Unmenschlichkeit.

Mann nannte sich im Internet „White Tiger”

Pressekonferenz White Tiger
Auf einer Pressekonferenz gibt die Polizei die schockierenden Details zum Tatvorwurf bekannt.
RTL

„White Tiger” habe sich der Mann in Foren genannt, 123 Taten werden ihm vorgeworfen. Er soll bei den Taten zwischen 16 und 19 Jahre alt und „relevantes Mitglied” einer weltweit agierenden Internetcommunity namens „764” gewesen sein, die zum Ziel hatte, Frauen zu nötigen, in Livechats sexuelle Handlungen vorzunehmen, sich selbst zu verletzen und das aufzunehmen. Die Dateien wurden als Trophäen gespeichert und als Druckmittel gegen die Kinder eingesetzt, wie Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich erklärt. Der 20-Jährige habe sich gezielt verzweifelte Kinder ausgesucht, unter anderem in Foren zum Thema Suizid. Den Hinweis auf den Verdächtigen hatte das FBI im Februar 2023 gegeben.

Der Polizei sind acht Geschädigte bekannt, zwei von ihnen stammen aus Hamburg. Neben dem Mord an dem 13-Jährigen werden dem Deutsch-Iraner versuchter Mord in drei Fällen an einer 14-jährigen Kanadierin im Herbst 2021, 39 Fälle von schwerer Körperverletzung und 20 Fälle von schwerem sexuellem Missbrauch von Kindern vorgeworfen.

„Wir mussten riesige Datenmengen auswerten – wir reden hier von zwölf Terabyte”, berichtet Fröhlich. Er beschreibt unfassbare Taten, die auf Videos zu sehen seien. „Der Fall ist meiner Einschätzung nach rechtliches Neuland.”

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Festnahme in Hamburg mitten in der Nacht

In der Nacht zu Dienstag (17. Juni) wurde der Haftbefehl gegen den Verdächtigen vollstreckt, dabei kam auch ein Hamburger Spezialeinsatzkommando (SEK) zum Einsatz. Nach RTL-Informationen erfolgte die Festnahme um 3 Uhr und damit ungewöhnlich früh: Das SEK wollte den Mann am Computer erwischen, damit dieser entsperrt ist und nicht mit großem, möglicherweise wochenlangem Aufwand geknackt werden muss. Darüber hinaus soll der 20-Jährige viel mit US-Amerikanern chatten – die Ermittler hofften, dass sein Rechner zu dieser Uhrzeit noch eingeschaltet ist.

Er habe die Vorwürfe vor dem Haftrichter pauschal bestritten, erklären die Ermittler.

Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen

Solltet ihr selbst von Suizidgedanken betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe. Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.

Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.