Wie Täter Kinder online ködern
Sexualisierte Gewalt im Netz - jedes vierte Kind betroffen
Immer mehr Kinder und Jugendliche erleben im Netz sexuelle Belästigung und das oft, ohne es den Eltern zu sagen. Eine neue Umfrage der Landesanstalt für Medien (LfM) NRW zeigt: Jeder vierte junge Mensch ist schon von sogenanntem Cyber-Grooming betroffen. Die Täter? Meist Erwachsene, die sich das Vertrauen der Kinder erschleichen und sie dann unter Druck setzen.
Vertrauen erschleichen – und dann Druck aufbauen
Immer früher bekommen Kinder ihr erstes Smartphone – und damit auch Zugang zum Internet. Aber dort lauern auch große Gefahren. Wie eine aktuelle, repräsentative Befragung der Landesanstalt für Medien NRW zeigt, hat rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland schon sexualisierte Annäherungsversuche durch Erwachsene erlebt, das sogenannte Cyber-Grooming.
Versteckte Gefahr in Online-Games
Besonders perfide: Die Täter suchen sich ihre Opfer längst nicht mehr nur auf Social Media, sondern zunehmend in Online-Games – dort, wo Kinder sich sicher fühlen. Schmid sagt dazu: „Weil man sie dort erst mal nicht vermutet. Auch Kinder und Jugendliche vermuten dort den Täter nicht, weil sie sich sozusagen in ihrem Zuhause bewegen, in ihrem Digitalen. Und das wissen Täterinnen und Täter.“
Viele brechen den Kontakt nicht ab – aus Angst oder Scham
Noch schockierender: Fast jeder fünfte betroffene Jugendliche bricht den Kontakt zu den Tätern nicht ab. Psychologin Julia von Weiler von „Innocence in Danger“ kennt die Gründe: „Der Täter, die Täterin, hat ihnen gedroht. Sie haben Angst vor Bloßstellung. Sie haben Angst, dass er oder sie zu ihnen nach Hause kommt, weil sie wissen, wo sie wohnen. Sie haben Angst, die Eltern zu enttäuschen. Sie schämen sich dafür, dass sie da so jemanden auf den Leim gegangen sind. Sie haben die Hoffnung, wenn ich jetzt diesen einen Schritt noch mache, dann hört es endlich auf.“
Kinder brauchen sichere Anlaufstellen
Damit es gar nicht so weit kommt, ist es laut von Weiler besonders wichtig, dass Kinder sich jederzeit einem Erwachsenen anvertrauen können – ohne Angst, sich zu blamieren. „Wir müssen ihnen vermitteln: Ich weiß, dass es das gibt. Ich weiß, dass das schwer ist. Ich weiß, dass du dich schämst. Zu mir kannst du kommen. Ich verstehe dich. Und ich unterstütze dich.“ Und was, wenn das eigene Kind sich nicht öffnen kann – aber man als Elternteil ein ungutes Gefühl hat? Von Weiler rät das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch anzurufen. Die Telefonnummer lautet: 0800/2255530.
Cyber-Grooming ist eine Straftat
Der Gesetzgeber stellt klar: Cyber-Grooming ist eine Straftat und kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Wer betroffen ist oder einen Verdacht hat, sollte Beweise sichern, den Täter blockieren – und Anzeige erstatten. Zusätzlich kann ein Vorfall auch direkt bei der Landesanstalt für Medien NRW gemeldet werden – unkompliziert über das Portal FragZEBRA. Einfach die Seite aufrufen und das Formular ausfüllen. Juristen der Landesanstalt prüfen die Meldung und leiten sie bei Bedarf an die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) weiter. Wer möchte, kann auch im weiteren Verlauf Beratung durch ZEBRA erhalten.