Trotz Krankheitswelle und ständiger SchließungenWarum ausgerechnet JETZT auch noch Kita-Streik, Verdi?

Genervtes Aufstöhnen bei Eltern!
Flughäfen, Verwaltungen und auch Kitas – der Verdi-Streik im öffentlichen Dienst ist für Eltern in NRW ein Problem. Die Kindergärten sind aufgrund der aktuellen Krankheitswelle sowieso regelmäßig geschlossen. Wir haben die Gewerkschaft konfrontiert: Wieso müssen ausgerechnet jetzt die Kitas bestreikt werden?
Streik und Grippewelle: Droht Eltern der große Knall?
Wer gerade ein Kind im Kindergartenalter hat, braucht starke Nerven. Die Kitas ächzen unter der aktuellen Grippewelle, die viele Kinder ins Bett zwingt und mittlerweile auch auf das Kita-Personal überspringt. „Reduzierte Öffnungszeiten bis hin zu kurzfristigen Schließungen wegen fehlenden Personals sind derzeit fast eher die Regel als die Ausnahme”, sagt Jennifer Rotter, Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt, bereits vor Tagen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Und jetzt kommt ein deutschlandweiter Streik der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hinzu. Die ruft bis Mittwoch (26. Februar) zum Streik im öffentlichen Dienst auf. Dazu gehören einerseits Flughäfen und Bürgerbüros, aber eben auch städtische Kindergärten. Für Eltern ein absoluter Albtraum, schließlich kann nicht jeder sein Kind mit zur Arbeit nehmen oder Homeoffice machen. Abgesehen davon, dass Eltern 2025 einen Anspruch auf nur 15 Kinderkrankentage haben, Alleinerziehende können bis zu 30 Tage beantragen.
Wieso also eine bereits prekäre Lage noch erschweren? Verdi hat darauf eine klare Antwort
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Streik inmitten der Grippewelle – das sagt Verdi
„Die ständigen Gruppenschließungen und Krankheitswellen sind direkte Auswirkungen des aktuellen Fachkräftemangels in den Kitas“, schreibt Josefin Falkenhayn von der Gewerkschaft Verdi auf RTL-Anfrage. „Mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Beschäftigten wirken wir diesem direkt entgegen.“
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Sie weist darauf hin, dass 2024 allein in der Kinderbetreuung- und erziehung über 20.000 Fachkräfte gefehlt haben und die unbesetzten Stellen das Kita-Personal belasten. Die Kollegen „erkranken häufiger, fallen aufgrund von Burnout lange Zeit aus oder verlassen das Arbeitsfeld Kita“, so Falkenhayn. Ergo brauche es bessere Arbeitsbedingungen, um den Beruf attraktiver zu machen. Da von Arbeitgeberseite, also dem Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, kein Entgegenkommen bestehe, bleibe den Beschäftigten in den Kitas nichts anderes, als zu streiken. „Ihnen bleibt schlicht kein anderes Mittel, um ihre berechtigten tarifpolitischen Forderungen durchzusetzen.“
Niemand MUSS streiken!
Aber: „Es gibt keinen Streikzwang“, stellt Falkenhayn klar. In Artikel 9 des Grundgesetzes bestehe ein allgemeines Streikrecht für alle Arbeitnehmer – egal, ob sie Teil einer Gewerkschaft seien oder nicht. Heißt, wenn ganze Kitas oder nur Teile der Mitarbeiter sich dafür entscheiden, nicht zu streiken, ist das total okay.
„Die Beschäftigten entscheiden sich aus eigener Überzeugung dafür zu streiken, weil sie hinter den durch unsere Mitglieder aufgestellten Forderungen stehen und sich für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, und damit zeitgleich für die Verbesserung der Bedingungen der Familien und Kinder, einsetzen wollen“, erklärt Falkenhayn. Laut ihrer Aussage haben übrigens auch viele betroffene Familien Verständnis für den Streik und zeigen sich solidarisch. „Es ist auch ihnen ein Anliegen, dass sich die Situation in den Kitas langfristig verbessert.“
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Von dem Streik im öffentlichen Dienst ist diese Woche ganz Deutschland betroffen – aktuell vor allem Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Bremen.