Gewalt, Zwangsernährung und Co.? Heftige Vorwürfe gegen psychiatrische Klinik – RTL-Reporter decken erhebliche Missstände auf

Tochter eines Patienten beklagt furchtbare Zustände!
In Einrichtungen wie Krankenhäusern oder psychiatrischen Kliniken soll uns eigentlich geholfen werden. Wenn es genau hier jedoch zu Gewalt kommt, macht das betroffen und fassungslos. In der Median Klinik Sonnenwende in Bad Dürkheim in Rheinland-Pfalz, soll genau das allerdings bittere Realität sein, wie unsere RTL-Recherche zeigt. Die schockierenden Schicksale Betroffener seht ihr im Video.

„Er war nicht ansprechbar”: Angehörige berichtet von schockierenden Missständen in psychiatrischer Klinik

In der auf psychiatrische Erkrankungen spezialisierten Klinik soll es laut Aussagen mehrerer Betroffener zu massiven Missständen gekommen sein. Wir sind diesen Hinweisen nachgegangen, haben mit Betroffenen gesprochen – und sind im Zuge unserer Recherche auf schwerwiegende Fälle gestoßen.

So erzählt uns Anne-Sophie Wagner (37), was ihrem Vater Jürgen während eines zehntägigen Aufenthalts in der Median Klinik Sonnenwende passiert sein soll. Der 82-Jährige ist an Demenz erkrankt, lebt eigentlich in einem ambulanten Pflegeheim. Körperlich ist er soweit fit, doch im August 2024 entwickelt er plötzlich ein auffälliges Räuspern. Sein Hausarzt vermutet einen psychischen Ursprung, sodass Jürgen Ende Oktober stationär in der Median Klinik Sonnenwende aufgenommen wird, in der Hoffnung, dass ihm dort geholfen werden kann.

Doch es kommt alles anders: Acht Tage lang bekommt seine Tochter Anne-Sophie keinerlei Informationen zum Therapieverlauf. Als sie ihn an Tag neun endlich besuchen darf, ist sie geschockt: „Wir haben ihn dann im Bett liegend vorgefunden. Er war nicht ansprechbar, war nicht in der Lage eigenständig aufzustehen.” Er habe „wie ein Zombie” durch sie hindurch geschaut.

Und: Er habe starke Hämatome überall am Körper aufgewiesen, massiv an Gewicht verloren und eines seiner Brillengläser habe gefehlt.

Wenige Tage später wird Jürgen entlassen und in ein Pflegeheim gebracht. Die diensthabende Pflegerin nimmt ihn in Empfang und ist entsetzt, denn: Mitten im November soll er nur mit einem T-Shirt bekleidet im Freien in seinem Rollstuhl zurückgelassen worden sein. Zudem habe sie den 82-Jährigen aufgrund seiner schlechten körperlichen und geistigen Verfassung kaum wiedererkannt.

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Pflege-Sachverständiger zeigt sich geschockt von den Zuständen in der Median Klinik Sonnenwende

Noch heute leben sowohl Anne-Sophie und ihr Vater Jürgen mit den Nachwirkungen des Klinikaufenthalts. Sein Räuspern, so stellt sich später heraus, sei auf eine Speiseröhrenentzündung zurückzuführen gewesen. „Also es war nichts Schlimmes. Das macht es noch schlimmer, weil man hätte das alles verhindern können. Man hätte dem Papa diese ganze Prozedur ersparen können.” Jetzt sei ihr Vater ein „todkranker Mann”, der Panik vor dem Duschen habe und sich kaum noch anfassen lasse, ohne direkt nach Hilfe zu schreien.

Anne-Sophie ist sich sicher: „Die haben ihn beim Sterben unterstützt, die Lebensqualität genommen. Die Energie, die Reserven, die ein alter Mensch braucht.” Sie habe Anzeige gegen die Klinik erstattet.

Als wir dem unabhängigen Pflege-Sachverständiger und Fachgutachter Arben Muharremi unsere dokumentierten Zustände und diverse Fotos sowie die Patientenakte zeigen, schlägt auch dieser die Hände über dem Kopf zusammen und sagt: „Das ist schon für mich ein sehr schwerer Fall und gerade für die Angehörigen. Den Vater so zu sehen, ist schon ein Schock.”

Ein dementer Patient soll aus geschlossener Station entwichen sein

Auch weitere Betroffene sowie zwei Insiderinnen berichten von massiven Missständen im Umgang mit fragwürdigen Maßnahmen wie Fixierungen und Zwangsernährung. So soll ein dementer Patient aus einer geschlossenen Station entwichen, mehrere Tage vermisst worden und schließlich einen Abhang hinuntergestürzt sein. Er überlebte verletzt. Wir haben mit seiner Frau, Eva Marie Simon, gesprochen, die diesen Albtraum hautnah miterlebt hat.

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Besonders pikant: Die Klinik war bereits in der Vergangenheit auffällig. Ein Pfleger (56) wurde bereits rechtskräftig verurteilt, unter anderem wegen eines Übergriffs, bei dem er einer bettlägerigen Patientin Toilettenpapier in den Mund gedrückt haben soll.

Wie also reagiert die Klinik auf die Vorwürfe und neuesten Rechercheergebnisse? Wie könnte es jetzt weitergehen? Das seht ihr ebenfalls oben im Video.

Hinweis: Die Redaktion hat die gesammelten Rechercheergebnisse sowie das vorliegende Gutachten den zuständigen Behörden übergeben.