Krankenschwester Ronja H. (†23) tot gespritzt?

Oberarzt streitet beim Prozessauftakt alle Vorwürfe ab

von Michaela Johannsen und Johanna Kroke

Angeklagter gibt Erklärung ab!
Nach dem Tod der Krankenschwester Ronja H. muss sich ein ehemaliger Oberarzt des Kelheimer Klinikums vor Gericht verantworten. Ihm wird vorgeworfen, der 23-Jährigen eine hohe Dosis Narkosemittel verabreicht zu haben – ohne die junge Frau anschließend zu überwachen. Am Landgericht Regensburg bestreitet der Mediziner die Vorwürfe.

Verteidiger kritisiert mangelnde Ermittlungen beim Prozessauftakt in Regensburg

Krankenschwester Ronja H. (23) stirbt 2021 in der Notaufnahme
 – weil ein Arzt ihr eine Spritze gab und nicht richtig aufpasste? Am Montag, 10. März 2025, gab es den Prozessauftakt am Landgericht Regensburg
Weil Ronja H. (23) starb, sitzt der Arzt nun auf der Anklagebank.
RTL/Michaela Johannsen

Seine Sicht der Dinge will er darstellen. Dazu nutzt der angeklagte Oberarzt den Prozessauftakt am Montag (10. März). Bevor Dr. E. selbst spricht, lässt er eine Erklärung über seinen Verteidiger vortragen. Darin erklärt der Anwalt, sein Mandant sei bereits vor dem Prozess in den Medien verurteilt worden. Zudem gebe es Lücken in den Ermittlungen.

„Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Akten, dass nicht ausreichend ermittelt worden ist“, so der Verteidiger. Ein Haargutachten der Verstorbenen sei nicht durchgeführt worden, es fehlten Unterlagen aus einer Reha-Klinik, in der die junge Frau war. Außerdem sei ihr damaliger Lebensgefährte viel zu spät befragt worden.

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Darauf hätte auch die Nebenklage, der Vater von Ronja H. aufmerksam gemacht. Laut Verteidiger entstehe so der Eindruck, dass sich die Ermittlungsbehörden dem Druck gebeugt hätten: „Der Versuch was passend zu machen, was nicht 100% passt.“

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Angeklagter Oberarzt spricht von Hexenjagd

In einer langen Erklärung geht dann auch der angeklagte Oberarzt selbst auf die Ermittlungen ein. Diese seien nicht offen und fair gewesen, sondern eher wie eine Hexenjagd im Mittelalter. Nicht nur sein Berufsstand, sondern auch seine Familie hätten dadurch leiden müssen, seien von der Presse bloßgestellt worden.

Aus seiner Sicht gehe es in dem Fall um den tragischen Tod einer wohl psychisch kranken Frau, sagt Dr. E. über die verstorbene Ronja. „Ich will als Zeuge gern zur Klärung beitragen, bestreite aber als Angeklagter den Vorwurf, auch nur im Ansatz mit dem Tod von Ronja H. zu tun zu haben”, sagt der Angeklagte. Er bestreitet der Verstorbenen, die Narkosemittel gegeben zu haben. Auch eine angebliche Beziehung mit der jungen Frau soll es nicht gegeben haben. Seinen Ausführungen nach gebe es darauf keine Hinweise.

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Die Frage der Nebenklage, der Arzt hätte Ronja H. auf dem Parkplatz bedrängt, verneint der Angeklagte wütend. Diese Fragen hätten nichts mit der Tat zu tun. „Neid, Missgunst und medizinisches Unvermögen” hätten zu falschen Zeugenaussagen in dem Fall geführt.

Krankenschwester Ronja H. tot gespritzt? Was genau passiert ist

Entgegen seiner Erklärung soll der Oberarzt laut Staatsanwaltschaft sehr wohl verantwortlich für den Tod von Ronja H. sein. Dieser ereignet sich am 15. Dezember 2021. Die 23-Jährige arbeitet als Krankenschwester im niederbayrischen Kelheim. Trotz eines Migräneanfalls tritt die junge Frau an diesem Abend ihre Nachtschicht an. Aufgrund massiver Schmerzen soll ihr eine Kollegin einen intravenösen Zugang für Elektrolyte gelegt haben. Danach zieht sich Ronja H. in einen Schockraum zurück. Erst fünf Stunden später wird sie aufgefunden – und ist bereits tot.