Vater von totgeprügelten Philipos (20) vor dem Urteil

„Wir versuchen uns zusammenzureißen”

Am Freitag fällt das Urteil im Prozess um den Tod von Philipos (†20).
Der junge Mann wurde im Kurpark von Bad Oeynhausen zu Tode geprügelt. Sein Vater hofft auf Gerechtigkeit.

Ein Streit im Kurpark Bad Oeynhausen – und ein tödlicher Tritt

Philipos war mit Freunden unterwegs, nach dem Abiball seiner Schwester. Dann wird er im Kurpark in Bad Oeynhausen von einer Gruppe junger Männer brutal angegriffen. Die Anklage geht davon aus, dass Hauptangeklagter Mwafak Al S. (19) ihm so heftig gegen den Kopf trat, dass er ins Koma fiel. Zwei Tage später stirbt Philipos im Krankenhaus.

Monatelang schien der Fall klar, bis plötzlich ein neues Video auftauchte, das die Dynamik im Prozess verändern könnte.

Strafverteidiger: „Mein Mandant hat einen riesengroßen Fehler gemacht”

Der Strafverteidiger des Angeklagten, Burkhard Bennecken, sagt zu RTL: „Mein Mandant hat einen riesengroßen Fehler gemacht. Er hat Philipos geschlagen. Das hat er zugegeben. Ich bin mir allerdings sicher, dass er ihn nicht am Boden liegend getreten hat.” Daher beantrage er eine Verurteilung wegen Körperverletzung und einen Freispruch vom Totschlagsvorwurf. „Es kann auch gut jemand anderes gewesen sein. Es sind neue Videos aufgetaucht, die zeigen, dass auch andere Personen sehr, sehr gewaltbereit waren und bei Philipos waren, als er am Boden lag.” Im Zweifel für den Angeklagten – das ist die Strategie der Verteidigung.

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Staatsanwaltschaft sieht Habgier

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie forderte neun Jahre Jugendstrafe wegen Körperverletzung mit Todesfolge, Raub und versuchten Mordes. Unter anderem mit dem Merkmal Habgier, da die Tasche des Opfers mitgenommen wurde. Nebenklagevertreter Philippos Botsaris erklärt: „Die Verteidigungsstrategie des Angeklagten ist in sich zusammengefallen durch diese Beweismittel. Und entsprechend der Jugendstrafe, die bei zehn Jahren gedeckelt ist, wurde ein Antrag gestellt auf neun Jahre Freiheitsstrafe.”

Er betonte im Plädoyer vor allem, „was diese Tat und die Auswirkungen dieser Tat für die Familie bis heute bedeuten.”

Philipos Vater: „Das hat mich sehr berührt”

Für die Familie ist dieser Prozess mehr als nur ein Verfahren. Sein Vater Dimitris Tsanis sagt zu RTL: „Es war ein gutes Gefühl von unserer Seite her und auch von der Staatsanwaltschaft, das zu hören. Weil das, was ich bis jetzt mitbekommen habe, sage ich mal, mehr Beweise kann man ja nicht haben.”

Er spricht ruhig, aber man hört den Schmerz in jeder Silbe. „Das war ein gutes Gefühl, auch meinen Anwalt, Herrn Botsaris, zu hören, sein Plädoyer zu hören. Das hat mich sehr, sehr berührt und auch die Wahrheit ausgesprochen für unsere Familie.”

„Vielleicht wäre das für uns eine Erleichterung”

Am Freitag soll das Urteil fallen. Für Dimitris Tsanis ist das ein Tag voller Anspannung. „Wir versuchen, uns natürlich zusammenzureißen”, sagt er.

„Ich glaube, das ist einerseits Freude und andererseits natürlich kann ich auch nicht sagen, wie ich mich da verhalten werde. Es ist einfach der Tag des Urteils. Und vielleicht wäre das auch für uns eine Erleichterung als Eltern.” (kra)