Vorübergehend Gleis-Sperrungen in HamburgVirus-Angst! Was steckt hinter dem Marburg-Fieber?

ARCHIV - Eine Mitarbeiterin des Fachbereichs Medizin am Institut für Virologie der Philipps-Universität-Marburg erforscht am 06.05.2009 das Influenzavirus H1N1 der Schweinegrippe/Mexiko-Grippe. Foto: Rolf K. Wegst/dpa  (zu lhe "Uni-Präsidentin: Forschungsallianz wird akzeptiert" vom 15.11.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Marburg-Virus, ein - wie das Ebolavirus - zur Familie der Filoviren gehörender Erreger

Virus-Alarm in Hamburg!
Weil sich zwei Reisende, die in Hamburg mit dem ICE ankamen, mit dem Marburg-Virus infiziert haben sollen, wurden am Mittwochnachmittag vorübergehend mehrere Gleise am Hamburger Hauptbahnhof gesperrt. Symptome, Verbreitung, Ansteckung – wir erklären, was genau sich hinter dem Marburg-Virus verbirgt.

Marburg-Virus mit Ebola-Virus verwandt

Das Marburg-Virus, auch als Marburg-Fieber bekannt, ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. Aufgrund des Erregers gehört die Erkrankung zu den viralen Infektionskrankheiten. Ihr Auslöser ist das Marburg-Virus aus der Familie der Filoviridae, das eng mit dem Ebola- und dem Cueva-Virus verwandt ist.

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Woher kommt das Marburg-Virus?

Das Marburg-Virus stammt ursprünglich aus Zentralafrika. Im Jahr 1967 wurde es vermutlich mit Versuchs-Meerkatzen aus Afrika in die Labore eines hessischen Pharmakonzerns in Marburg eingeschleppt. Da die dort tätigen Laboranten als erste erkrankten und das Virus zudem erstmalig in der Tropenklinik in Marburg identifiziert wurde, erhielt es den Namen Marburg-Virus. Heute ist das Marburg-Virus in Deutschland nur noch in seltenen Fällen zu finden.

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Wie kann man sich mit dem Marburg-Virus anstecken?

Die Übertragung des Virus erfolgt über den Kontakt mit Urin, Muttermilch, Speichel, Kot oder Blut. Eine reine Tröpfcheninfektion oder nur miteinander zu reden, sei aber kein Risiko, erklärt Virologe Prof. Dr. med. Tomas Jelinek vom Zentrum für Reise und Tropenmedizin in Berlin im Gespräch mit RTL.

Wie ansteckend sind mit dem Marburg-Fieber Infizierte?

„Das Virus stirbt sehr schnell ab außerhalb des Körpers und wird deshalb vor allem über Körperflüssigkeiten übertragen”, erklärt Jelinek weiter. Im Menschen könne sich das Virus nicht gut weiterentwickeln.

„Deswegen ist es tatsächlich auch so, dass die Patienten, die erkrankt sind, am Anfang gar nicht so ansteckend sind. In der Frühphase ist die Ansteckungsgefahr also sehr gering. Während der Erkrankung entwickelt sich das stärker über Körperflüssigkeiten und am stärksten ist der Mensch ansteckend, wenn er gerade gestorben ist an der Infektion.

Darum seien beispielsweise in Ruanda, wo es derzeit einen Ausbruch gibt, Beerdigungen verboten, damit sich Angehörige nicht mit Küssen oder Umarmungen von den Verstorbenen verabschieden und sich auf diese Weise mit dem Virus anstecken.

Symptome bei einer Marburg-Virus-Infektion

Nach einer Inkubationszeit von drei Tagen bis hin zu drei Wochen treten die ersten uncharakteristischen Symptome auf. Das Marburg-Virus ähnelt in seiner Erstsymptomatik Malaria, Typhus und Gelbfieber. Es kommt zu schweren Durchfällen, Bauchkrämpfen, Husten und Halsschmerzen. Auch der Brustkorb und die Lunge schmerzen.

Rund eine Woche nach den ersten Symptomen entwickelt sich bei vielen Patienten ein so genanntes hämorrhagisches Fieber. Dabei handelt es sich um eine Fiebererkrankung, die mit starken Blutungen einhergeht. Teilweise treten so schwere Organblutungen auf, dass das Herz-Kreislauf-System versagt und sich ein lebensgefährlicher Schock entwickelt. Die Letalität hängt zu großen Teilen von der medizinischen Versorgung ab. Die Todesrate liege laut Jelinek bei 30 bis 40 Prozent, in Einzelfällen auch bei über 80 Prozent.

Wie hoch ist die Gefahr, sich in Deutschland anzustecken?

„Die Gefahr hier in Deutschland durch einen Infizierten ist natürlich nicht null, aber man muss sich wirklich durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten beim bereits Schwerkranken oder gerade Verstorbenen infizieren. Das heißt, wenn man im selben Waggon im Zug saß, ist das Risiko praktisch null. Da kann man sich eigentlich nicht vorstellen, wie das übertragen worden sein soll.“

Droht uns die nächste Pandemie?

„Nein, erklärt Jelinek. Das Marburg-Virus habe „kein Pandemie-Potenzial. Das kann man sicher ausschließen.”

Wie wird das Marburg-Fieber diagnostiziert?

Der Verdacht auf das Marburg-Virus besteht dann, wenn nach einer Reise in ein Endemiegebiet grippeähnliche Symptome auftreten. Der Nachweis erfolgt im Erkrankungsfall mithilfe einer speziellen Laboruntersuchung. Erst gegen Ende der ersten Krankheitswoche lassen sich auch Antikörper gegen das Marburg-Virus im Blut nachweisen.

Wie wird das Marburg-Virus behandelt?

„Die Patienten brauchen intensivmedizinische Betreuung”, erklärt Jelinek. Diese sollte möglichst schnell erfolgen. Heutzutage könne man auch mit Virostatika, also Mitteln, die die Vermehrung des Virus bremsen, arbeiten. Man könne also mehr tun als früher. „Aber es ist immer noch eine gefährliche Erkrankung.”

Wie kann man einer Infektion vorbeugen?

Es gibt keine Schutzimpfung oder medikamentöse Prophylaxe gegen das Marburg-Virus. Die Ansteckungsgefahr ist für Europäer jedoch eher gering, da die Endemiegebiete des Marburg-Fiebers keine typischen Ziele von Touristen sind. Bei Verdacht auf eine Infektion ist es wichtig, die Patienten möglichst schnell auf eine Quarantänestation zu bringen.

Zudem müssen eventuelle Kontaktpersonen ausfindig gemacht und isoliert werden. Nur so kann eine weitere Verbreitung der Erkrankung verhindert werden. Damit das Marburg-Virus nicht wie in den 1960er Jahren mit Tieren nach Europa gelangen kann, gibt es strenge Sicherheitsmaßnahmen beim Tierimport. Auch verschiedene Sicherheitsmaßnahmen und Arbeitsrichtlinien in Laboren dienen dem Schutz vor dem Marburg-Virus.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.