Mann (25) werden auf Acker beide Beine amputiert

Tragischer Mähdrescher-Unfall - Landwirt: „Eigentlich kann so ein Unfall nicht passieren"

von Johanna Kroke und Lilli Love West

Wie konnte es zu diesem Unfall überhaupt kommen?
Ein junger Landwirt wird am Samstag (19. August) im Korntank seines Mähdreschers eingeklemmt – ihm müssen noch auf dem Acker beide Beine amputiert werden. So weit hätte es nicht kommen dürfen, erklärt Landwirt Karsten Scheffler im Gespräch mit RTL.

Landwirt: „Wenn es passiert, muss die Blockade von Hand gelöst werden"

Die Maschine soll blockiert gewesen sein – das soll der Grund für die fatale Entscheidung eines 25-jährigen Landwirts gewesen sein, bei laufendem Motor am Korntank seines Mähdreschers zu arbeiten. Er stürzt in die laufende Maschine, wird eingeklemmt, muss auf dem Acker notoperiert werden und verliert beide Beine.

Karsten Scheffler ist selbst Landwirt – und hat eine klare Meinung: „Der Kollege wollte offensichtlich die Verstopfung beseitigen und das bei laufender Maschine, was eigentlich nicht sein darf“, sagt er. Auch bei ihm sei es erst vor Kurzem fast zu einer Blockade gekommen. „Gott sei Dank haben das meine Sicherheitsvorrichtungen verhindert.“

Doch manchmal komme es eben auch anders, so der Landwirt. Dann nütze alles nichts und man müsse von Hand ran. Ob durch feuchtes Erntegut, Unkraut oder Stroh, laut Scheffler gebe es verschiedene Gründe, wie sich bei der Ernte mit dem Mähdrescher eine Blockade in der Maschine bilden kann.

Landwirt: „Maschine aus, Zündschlüssel abziehen"

Doch wie gefährlich ist die Arbeit mit dem Mähdrescher? „Eigentlich kann so ein Unfall nicht passieren“, sagt der Landwirt. Es gebe klare Regeln, die bei der Arbeit mit der Maschine zu beachten seien. Überall auf dem Mähdrescher sind gelbe Warnschilder angebracht. Bei einer Einweisung werde genau erklärt, was bei Problemen zu tun sei.

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Was also tun bei einem Problem? „Die Maschine ausmachen, Zündschlüssel abziehen – so wie es gefordert wird“, erklärt Scheffler. Erst dann könne man sicher in den Korntank einsteigen, um eine Blockade zu lösen. Übersehen, dass die Maschine noch laufe – das sei quasi unmöglich.

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Im Video: Ärzte amputieren Beine von Landwirt auf Acker

Warnsignal, Lichter und Hinweisschilder sollen für Sicherheit sorgen

Oder besser, es ist kaum zu überhören! Das Warnsignal des Mähdreschers ist ohrenbetäubend, als Karsten Scheffler sich aus dem Fahrersitz erhebt und aus seiner Fahrerkabine steigt. Den Schlüssel hat er in der Zündung gelassen, um den Sicherheitsmechanismus zu präsentieren.

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Wenn der Fahrer vom Sitz aufstehe, erklärt der Landwirt, würden sich sämtliche Maschinenbereiche abschalten. „Das Warnsignal ertönt, das Licht blinkt und so lange sich Teile noch drehen, wird das Warnsignal abgegeben.“ So seien heute alle Maschinen für einen sicheren Einsatz ausgerüstet.

Im Fall Luckow soll es diesen Warnton aber nicht gegeben haben – denn während der 25-Jährige an der Maschine arbeitete, saß eine Kollegin im Fahrerhaus des Mähdreschers! Die Sicherheitsmechanismen waren dadurch ausgehebelt.

22.08.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Hohen Luckow: An einem Feldrand steht ein Mähdrescher. Ein 25-jähriger Mann verlor am 19.08.2023 bei einem Arbeitsunfall mit der Erntemaschine beide Beine. Der Landwirt war mit beiden Beinen in die Maschine geraten, als er die Blockade in einer verstopften Zuführung im Mähdrescher beseitigen wollte. Foto: Bernd Wüstneck/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
An einem Feldrand steht der Mähdrescher.
bwu tba, dpa, Bernd Wüstneck

Unfälle nicht ausgeschlossen, aber eher untypisch

„98 oder 99 Prozent der Kollegen sehen sich vor,“ so der Landwirt. Sie seien erfahren und würden solche Sachen nicht machen. Damit spielt Scheffler auf den tragischen Unfall vom Wochenende an. „Es passiert immer etwas, wenn man mit Maschinen arbeitet,“ meint er. Fehler würden oft von den Fahrern der Maschine selbst ausgehen. Im Fall des 25-Jährigen aus Lukow ermittelt nun die Polizei, wie genau es zu dem Unfall kommen konnte.