Forscher gehen Stammtisch-Weisheit auf den Grund
Alkohol-Mythos im Check! Sich jemanden „schön saufen" - funktioniert das wirklich?
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von Corina Seichter und Lutz-Philipp Harbaum
Sich etwas „schön saufen“ – ein reiner Mythos oder doch eine faktisch belegbare Tatsache? Bekannt ist: Alkohol verändert die Wahrnehmung vieler Dinge, doch ob wir uns wirklich jemanden schön trinken können, den wir nüchtern unattraktiv finden, ist bisher kaum erforscht. Jetzt liefert eine neue Studie interessante Erkenntnisse zur bisherigen Stammtisch-Weisheit.
Welche Erfahrungen Frauen und Männer mit dem Phänomen gemacht haben, sehen Sie oben im Video.
„Schön saufen“ ist das möglich? Wissenschaft untersucht Stammtisch-Weisheit
Zumindest die Party-Sprüche dazu dürften wohl die meisten von uns kennen: Das Gegenüber wird durch den Konsum von Alkohol Schlückchen für Schlückchen ein bisschen schöner – das Positive gewinnt, Negatives verschwimmt.
Die Briten und Amerikaner nennen dieses Phänomen die „Beer Goggles“ („Bier-Brille“), im Deutschen hat sich der Ausdruck „Schön saufen" durchgesetzt. Doch handelt es sich hier um eine nachweisbare Alkohol-Konsequenz oder ist das alles völlig gaga? Mit dieser Frage hat sich jetzt ein Wissenschaftsteam, Forscher des Stanford Prevention Research Centers in Kalifornien, USA, eingehender auseinandergesetzt.
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Ihre Erfahrung interessiert uns: Haben Sie sich schon einmal jemanden „schön getrunken“?
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Studie untersucht Einfluss von Alkohol auf Attraktivitätsempfinden
Im Rahmen der Studie wurden 36 heterosexuellen Männern Fotos von Frauen gezeigt – zunächst nüchtern, im Anschluss mit Alkohol im Blut.
Beim ersten Durchgang wurde den Männern ein Glas Cranberry-Saft serviert, beim zweiten ein Glas Cranberry-Saft mit Wodka, die Damen sollten dann nach ihrem Aussehen bewertet werden. Zusätzlich sollten die Männer angeben, welche sie gerne kennenlernen würden. Den Männern wurde hier versprochen, dass sie die Frauen im Anschluss wirklich treffen dürften.
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Alkohol verändert Wahrnehmung von Attraktivität nicht, macht aber mutiger
Die Forscher kamen zu einem Ergebnis, das viele Menschen überraschen dürfte: Die Studienteilnehmer bewerteten die Frauen nicht anders, wenn sie alkoholisiert waren. Aber: Die Männer wurden mutiger. Viele gaben nach Alkoholgenuss an, dass sie jene Frauen kennenlernen wollten, bei denen sie sich vorher keine Chancen ausgerechnet hatten.
Heißt also: „Ein Rausch macht das Gegenüber nicht schöner, aber der Alkoholkonsum macht es wahrscheinlicher, dass Menschen jemanden ansprechen, den sie bereits attraktiv finden“, fasst Studienleiterin Molly A. Bowdring zusammen. Nach den Ergebnissen der Studie zu urteilen, bleibt die Praxis des „schön Saufens“ also mehr Mythos als Fakt. (mjä)