Erschreckende Zahlen

Arm im Alter trotz Vollzeitjob: So viel müssen Sie für 1.000 Euro Rente 40 Jahre lang verdienen

Trotz Vollzeit: Jede 3. Frau von Altersarmut betroffen Riesige Unterschiede zwischen Männern & Frauen
02:34 min
Riesige Unterschiede zwischen Männern & Frauen
Trotz Vollzeit: Jede 3. Frau von Altersarmut betroffen

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Wenn Anquelique Wolff auf ihren Rentenbescheid schaut, bekommt sie nur eins: Angst. Der 32-jährigen Disponentin geht es wie Millionen Menschen in Deutschland, vor allem Frauen: Sie arbeiten Vollzeit, zahlen jahrelang Rentenbeiträge und am Ende bleibt eine Mini-Rente. Bei Angelique sollen es zum Renteneintritt 819,33 Euro sein. Leben kann man davon nicht, nur „überleben“, sagt die junge Mutter.

40 Jahre durchgehend arbeiten und am Ende bleibt eine Mini-Rente

Die Zahlen sind erschreckend: Um auf eine Monatsrente von 1.000 Euro netto zu kommen, müssen Arbeitnehmer derzeit 40 Jahre lang durchgehend 2.844 Euro brutto verdienen. Für einen Rentenanspruch von 1.200 Euro braucht man schon 3.413 Euro, geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorliegt.

Angelique Wolff verdient 2.660 Euro brutto. „Ich arbeite seit drei Jahren im Paketdienst, bin jetzt reingerutscht in die Disponenten-Branche und als Standortleiterin tätig. Das ist in den heutigen Zeiten sehr, sehr anstrengend.“

Laut Vertrag soll sie 40 Stunden arbeiten, der Alltag sehe aber anders aus: „Rechnen wir mal eher 50 bis 60 Stunden. Gerade zur Weihnachtszeit war es natürlich doppelt so anstrengend. Und ja, die Bezahlung ist okay. Aber reicht vorne und hinten nicht“, erzählt Angelique Wolff. Und genau das macht ihr auch Sorgen. Dass die Preise weiter steigen, dass sie sich noch weniger leisten kann. „Wenn man fleißig war, sollte es eigentlich so sein, dass man dann leben kann. Man hat sich um die Kinder gekümmert, man hat sie großgezogen, man war arbeiten, man hat ein bisschen was gespart. Und wenn man jetzt die Zeit für sich selber mal endlich hat, dann sollte es auch für einen möglich sein, raus zu können, zu reisen, was zu sehen, ganz in Ruhe was zu erleben“, sagt sie mit Blick auf ihre Rentenzeit. „Und ich glaube, darauf müsste ich zu 100 Prozent verzichten, muss dann einfach nur wirklich jeden Cent dreimal umdrehen.“

„Wir haben eine Situation, dass niedrige Löhne in Deutschland um sich gegriffen haben und Frauen in besonderer Weise betroffen sind“, sagt Dietmar Bartsch (Linke) im RTL-Interview. „Es ist ein Skandal, dass insgesamt 10 Millionen Menschen davon bedroht sind, nach einem Leben in Vollbeschäftigung in Altersarmut zu leben und 1.200 Euro Rente zu bekommen.“ Bartsch fordert: „Wir brauchen eine große Rentenreform und keine Debatte über die Aktienrente.“

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Nicht auf die gesetzliche Rente verlassen - so können Sie selber vorsorgen

„Die gesetzliche Rentenversicherung und der Sozialstaat sind besonders um die Jahrtausendwende, Stichwort Agenda 2010 Riesterreform, demontiert worden. Man hat die soziale Sicherheit der Menschen verringert und damit natürlich die Armut verstärkt,“ sagt Armutsforscher Christoph Butterwegge im RTL-Interview. Er ist davon überzeugt, dass es in Zukunft „sogar noch mehr Altersarmut geben wird, weil die Grundrente und die bisherigen Maßnahmen der Regierung gar nicht ausreichen, um Altersarmut zu verhindern.“ Das Gegenteil sei der Fall. In Ostdeutschland werde sich natürlich die Situation nach der Wiedervereinigung mit Massenarbeitslosigkeit auch im Rentenniveau niederschlagen.

Doch wie lässt sich das verhindern? Wer sich nicht auf die staatliche Rente und die Politik verlassen möchte, muss selber vorsorgen, daran führt kein Weg vorbei. Rentenexpertin Tanja Machalet (SPD) rät, auch die anderen beiden Säulen der Rente zu prüfen. Also mit dem Arbeitgeber über die betriebliche Altersvorsorge sprechen oder auch selbst privat vorsorgen. „Mir ist natürlich auch sehr bewusst, dass gerade Menschen mit niedrigem Einkommen nicht wirklich viele Möglichkeiten haben, dann auch noch fürs Alter vorzusorgen.“

Schon kleine Beiträge, insbesondere wenn man noch jung ist und durch einen langen Anlagezeitraum auch vom sogenannten Zinseszins-Effekt profitieren kann, können im Alter einen Unterschied machen. Welche Möglichkeiten es gibt, selber vorzusorgen, erklären wir hier ausführlich. (eku)

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