Bio-Boom in Supermärkten
Alnatura zieht nach: Günstige Eigenmarke „Prima!“ soll Bio-Produkte der Konkurrenz unterbieten

Durch die hohe Inflation müssen viele Menschen beim Einkaufen stärker auf den Preis achten. Umweltewusst leben wollen sie aber trotzdem – Kunden greifen deshalb immer mehr zu Bio-Produkten in Discountern. Alnatura will sich nun einen Teil der Kundschaft zurückholen – und setzt dabei auf eine neue Eigenmarke zum Discounter-Preis.
Alnatura kontert mit Alternative: Eigenmarke "Prima!" ist günstiger als das herkömmlichen Sortiment
Trotz hoher Preise: Verbraucherinnen und Verbraucher greifen immer mehr nach Bio-Produkten. Um zu sparen suchen sie die Bio-Waren jedoch vermehrt in Discountern, statt im vergleichsweise teuren Fachhandel.
Die Bio-Handelskette Alnatura reagiert nun in der Hoffnung, einige Kunden zurückzugewinnen: Die neue Eigenmarke namens „Prima!“ soll mit relativ günstigem Preis eine Alternative zu den Bio-Waren im Supermarkt bilden. Den Markenschutz hatte Alnatura bereits vor einigen Monaten beantragt.
Vorerst gehören dazu laut dem Supermarktblog Grundnahrungsmittel wie Haferflocken, Tomatenscheiben, Nudeln, Mehl, Honig, Saft, Apfelwein und Kichererbsen sowie Aufstriche. Auch Müsli, Schokolade, Trockenfrüchte und Nüsse sollen im September folgen.
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Bio-Fachhändler verschreiben bereits ein deutliches Umsatzminus
Die Kundschaft ist immer weniger bereit, viel Geld für Bio auszugeben. Das bestätigen auch etliche Experten, unter anderem Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK: „Es wird weiter Bio gekauft - aber billiger. Die Bereitschaft, höhere Preise für Bioprodukte zu bezahlen, hat angesichts der allgemeinen Preissteigerungen spürbar abgenommen“.
Während die Bio-Supermärkte und die Naturkostläden im vergangenen Jahr laut GfK ein deutliches Umsatzminus von gut 18 Prozent ausweisen mussten, erzielten die Discounter bei Bio-Lebensmitteln und Bio-Getränken ein Plus von gut 11 Prozent. „Bei Bio zieht billig“, schreibt das Branchenfachblatt „Lebensmittel Zeitung“ über diese Entwicklung.
Wettrennen im Bio-Boom: Auch unter den Discountern herrscht der Konkurrenzkampf
Die Konkurrenz im Discounter-Bereich freut sich über diese Entwicklung und will die neu gewonnene Kundschaft halten: Aldi Süd startet deshalb ebenfalls mit der neuen Bio-Marke „Nur nur Natur“ auf den Markt gebracht. Mit 15 Produkten ist das Sortiment noch eher überschaubar, bis Mitte nächsten Jahres soll jedoch auf 50 Artikel aufgestockt werden.
Konkurrent Lidl arbeitet schon seit fünf Jahren mit dem Öko-Verband Bioland zusammen, aktuell sind in den Discounter-Filialen nach Unternehmensangaben bereits mehr als 100 dieser Produkte erhältlich.
Und auch der zum Rewe-Konzern gehörende Discounter Penny kündigte bereits im Februar eine Kooperation mit Naturland an. „Wir sehen aktuell zwei Tendenzen. Zum einen ist die Nachfrage nach Bio-Produkten ungebrochen, zum anderen nimmt dabei aber auch die Preissensibilität der Kundinnen und Kunden zu“, so Rewe-Manager Philipp Stiehler. Die Folge: Im vergangenen Jahr steigerte die Rewe-Tochter ihren Bio-Umsatz nach eigenen Angaben um mehr als zehn Prozent.
Neben den Discountern greift die Kundschaft auch in Drogerien vermehrt zu Bio: Bereits seit 2015 folgt dm dem Bio-Trend und vertreibt die Hauseigene Marke „dm Bio“.
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Am Ende entscheidet die Qualität
Für den klassischen Bio-Handel ist der Siegeszug der Discounter ein klares Problem: Götz Rehn, Gründer des Bio-Imperiums Alnatura sieht in dem momentanen Bio-Boom in den Discountern eine große Herausforderung. „Bio ist nun überall“, meint er. Fachmärkten müsse es nun gelingen, den Unterschied zwischen ihrem Angebot und dem Discount-Bio-Sortiment noch deutlicher zu machen. „Denn qualitativ ist das ein großer Unterschied“, betonte der Branchenkenner.
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Die Kunden müssen das allerdings genauso sehen. Nach Einschätzung der GfK-Nachhaltigkeitsexpertin Hanna Kehl ist es ungewiss, ob der Bio-Fachhandel die verlorenen Kunden wieder zurückgewinnen kann. dpa/laboe