Nicht nur deshalb sollten wir den Konsum von Fruchtzucker reduzieren
Alarmierende Studie: Zu viel Fruktose könnte Alzheimer auslösen

Vor allem als Süßungsmittel in der Lebensmittelindustrie ist Fruktose (Fruchtzucker) beliebt. Doch das kann weitreichende Folgen haben: Amerikanische Forscher kommen in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass ein hoher Fruktosekonsum das Risiko für Alzheimer erhöhen könnte.
Fruktose (Fruchtzucker) ist doppelt so süß wie reine Glukose (Traubenzucker)
Fruktose (Fruchtzucker) galt lange Zeit als gesunde Alternative zu Saccharose (Haushaltszucker). Die Annahme dahinter: Der natürlicher Weise in Obst enthaltene Einfachzucker kann nicht schlecht sein. Doch Fruktose ist doppelt so süß wie reine Glukose. Außerdem ist sie preiswerter als Saccharose und wirkt zudem geschmacksverstärkend. Das erklärt, warum sie besonders häufig zum Süßen von Lebensmitteln eingesetzt wird – mit fatalen Folgen.
Fruktose fördert die Entwicklung von Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas). Dieser Zusammenhang konnte im Rahmen einer Studie des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung, die an Mäusen durchgeführt wurde, nachgewiesen werden. Grund dafür ist, dass der Fruchtzucker zum einen die Sättigung blockiert, da er keine Ausschüttung des Sättigungshormons Leptin bewirkt. Das heißt, wir bleiben hungrig und essen weiter. Zum anderen wird Fruktose ohne Umwege in Fett umgewandelt. Das alles führt bei einer regelmäßigen und hohen Fruktoseaufnahme zur Gewichtszunahme.
Zudem begünstigt ein hoher Fruktosekonsum die Entstehung von Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Aber nicht nur das: Amerikanische Forscher warnen nun, dass eine hohe Fruktoseaufnahme auch die Entstehung von Alzheimer begünstigen könnte. Dahinter steckt ein evolutionsbiologischer Mechanismus, der unseren Vorfahren das Leben gerettet hat, uns jedoch heute zum Verhängnis wird.Ihre Ergebnisse haben die Forscher nun im medizinischen Fachmagazin „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlicht.
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Strategie aus der Urzeit könnte uns heute zum Verhängnis werden
Laut den Wissenschaftlern der University von Colorado könnte ein uralter menschlicher Beutetrieb, der durch die Produktion von Fruchtzucker im Gehirn angetrieben wird, Hinweise auf die Entstehung und mögliche Behandlung der Alzheimer-Krankheit liefern. Anders als heute war Nahrung früher nicht immer verfügbar. Drohte eine Hungersnot, war eine fokussierte Nahrungssuche überlebenswichtig.
Sorgen, abschweifende Gedanken und das Zeitgefühl wirken dabei störend. Daher hat unser Körper einen Mechanismus entwickelt, bei dem Fruktose eine zentrale Rolle spielt: Der Fruchtzucker hemmt die dafür zuständigen Areale im Gehirn, sodass sich unsere Vorfahren hochkonzentriert auf Nahrungssuche begeben konnten und dabei durch nichts abgelenkt wurden. Demnach stellten die Forscher fest, dass Fruktose die Durchblutung der Großhirnrinde, die an der Selbstkontrolle beteiligt ist, sowie des Hippocampus und des Thalamus verringert. Gleichzeitig erhöhte sich der Blutfluss im Bereich des visuellen Kortex, der mit der Nahrungsbelohnung in Verbindung steht.Somit war die Verstoffwechselung von Fruktose und ihrem Nebenprodukt, der intrazellulären Harnsäure, für das Überleben von Mensch und Tier von zentraler Bedeutung.
So clever und sinnvoll dieser Prozess zu Zeiten der Jäger und Sammler war, so überflüssig ist er heute in Zeiten des Überangebotes an Lebensmitteln. Dadurch, dass wir vor allem über stark verarbeitete Lebensmittel wie Softdrinks, Süßigkeiten und Fertigessen aus der Tiefkühltruhe jedoch viel Fruktose zu uns nehmen, bleibt der Schalter bei vielen dauerhaft umgelegt. Dies führt zu einem übermäßigen Verzehr von fett-, zucker- und salzhaltigen Lebensmitteln, um noch mehr Fruktose aufzunehmen oder zu produzieren.
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Die im Gehirn produzierte Fruktose kann zu Entzündungen und schließlich zur Alzheimer-Krankheit führen
Und dies hat fatale Folgen für unsere Gesundheit. „Eine chronische und anhaltende Verringerung des zerebralen Stoffwechsels, die durch einen wiederkehrenden Fruktosestoffwechsel verursacht wird, führt zu einer fortschreitenden Hirnatrophie (Gehirnschwund, Anm. d. Red.) und einem Neuronenverlust mit allen Merkmalen von Alzheimer“, warnt Dr. Richard Johnson, Professor an der University of Colorado School of Medicine und Hauptautor der Studie.
Die im Gehirn produzierte Fruktose kann zu Entzündungen und schließlich zur Alzheimer-Krankheit führen, heißt es in der Studie. Tiere, denen Fruktose verabreicht wurde, zeigten Gedächtnislücken, einen Verlust der Fähigkeit, sich in einem Labyrinth zurechtzufinden, und eine Entzündung der Neuronen.
„Eine Studie hat ergeben, dass Laborratten, die lange genug Fruktose erhalten, Tau- und Amyloid-Beta-Proteine im Gehirn bilden, die gleichen Proteine, die auch bei der Alzheimer-Krankheit auftreten“, erklärt Johnson. "Auch in den Gehirnen von Menschen mit Alzheimer findet man hohe Fruktosekonzentrationen". Johnson vermutet, dass die Neigung einiger Alzheimer-Patienten zum Umherwandern ein Überbleibsel der alten Futtersuch-Reaktion sein könnte.
In der Studie heißt es, dass die Rolle von Fruktose und Harnsäurestoffwechsel bei Alzheimer noch weiter erforscht werden muss. „Wir schlagen vor, dass sowohl diätetische als auch pharmakologische Versuche zur Verringerung der Fruktoseexposition oder zur Blockierung des Fruktosestoffwechsels durchgeführt werden sollten, um festzustellen, ob ein potenzieller Nutzen für die Prävention, das Management oder die Behandlung dieser Krankheit besteht“, so der Wissenschaftler.
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Weniger Fruktose aufnehmen - so klappt es!
Genug Gründe also, den Fruktosekonsum herunterzuschrauben. Doch nicht immer ist Fruktose auf den ersten Blick als solcher erkennbar. Zugesetzter Fruchtzucker in Lebensmitteln verbirgt sich im Zutatenverzeichnis beispielsweise hinter folgenden Begriffen: Zucker, Invertzuckersirup, Fruktosesirup, Isoglukose, Maissirup, Fruktose-Glukosesirup, Glukose-Fruktosesirup oder auch Saftkonzentrat. Dabei muss der Fruktosegehalt auf dem Produkt nicht explizit ausgewiesen werden und ist in der Angabe „davon Zucker“ (enthält alle Einfach- und Zweifachzucker) enthalten.
Vor allem Softdrinks, Süßigkeiten und gezuckerte Milchprodukte wie Fruchtjoghurts, aber auch Smoothies und Fruchtsäfte enthalten besonders viel Fruchtzucker. Obst hingegen ist kein Problem: Zum einen isst man nicht kiloweise Früchte, da sie durch die entaltenen Ballaststoffe den hohen Wassergehalt und ihr Volumen gut sättigen. Zum anderen enthalten Früchte mit durchschnittlich ein bis fünf Gramm pro 100 Gramm recht wenig Fruktose. Zum Vergleich: 100 Milliliter Cola oder Limonade enthalten 100 Gramm Zucker, davon 50 Gramm Fruktose.
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