„Habe Angst, dass mir eine Mutter oder ein Kind wegstirbt“

Hebamme warnt Schwangere: Kommt nicht auf unsere Urlaubsinsel!

Dafür zu sorgen, dass wirklich ALLE ihre Warnung ernst nehmen – eine schwere Geburt!
Trotzdem versucht Hebamme Kirsten Rickmers es weiter und zeigt klare Kante: Sie warnt Schwangere vor einer Reise nach Föhr (Nordfriesland), wo sie als Hebamme arbeitet. Grund ist die zu schlechte Versorgung für werdende Mütter auf der Insel.
Im Video: Seit die Klinik auf Föhr keinen Gynäkologen mehr hat, hat die erfahrene Hebamme Kirsten Rickmers Angst vor dem Schicksal von schwangeren Touristinnen.Warum es für die junge Mutter Juliane Ingwersen gerade noch gut ausgegangen ist, sehen Sie im Video.

Kirsten Rickmers denkt sogar darüber nach, ihren Job aufzugeben

Hebamme Kirsten Rickmers warnt Schwangere vor einer Reise nach Föhr.
Seit 32 Jahren arbeitet Kirsten Rickmers als Hebamme.
Kirsten Rickmers

Rund 60 Schwangere gibt es pro Jahr auf der Insel Föhr – aber nur zwei Hebammen, die sie versorgen. Dazu kommt: Seit Anfang des Jahres ist kein Gynäkologe mehr in der Notfallversorgung auf der Insel tätig. „Wir haben Schiss vor dem Sommer. Ich kann mich noch so bemühen und noch so eine gute Hebamme sein. Es kann immer etwas schiefgehen. Und dann ist kein Gynäkologe da. Ich habe Angst, dass mir eine Mutter oder ein Kind wegstirbt. Damit würde ich psychisch nicht fertig werden. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich den Job tatsächlich noch zehn Jahre lang machen werde“, sagt Kirsten Rickmers im Gespräch mit RTL. Dabei will die Hebamme gar nicht aufhören, sie liebt ihren Job!

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Viele Urlauberinnen wissen nicht über die Lage auf Föhr Bescheid

Aber die aktuelle Situation zwingt sie zu den Gedanken ans Aufhören. „Wenn etwas Schlimmes passieren sollte, wird niemand Schuld haben wollen.“ Wegen der extrem angespannten Versorgungssituation auf der Insel warnt sie Schwangere jetzt sogar vor dem Föhr-Urlaub: „Ich möchte gern die Leute sensibilisieren. Viele wissen nicht Bescheid. Mir geht es nicht darum, ihnen den Urlaub zu vermiesen. Aber sie sollen doch bitte erst kommen, wenn das Kind auf der Welt ist. Dann können sie hier mit dem Kinderwagen schön spazieren gehen.“ Und weiter: „Viele schwangere Touristinnen informieren sich nicht. Sie denken, hier gibt es ein Krankenhaus – und damit sei alles geregelt. Dem ist aber nicht so. Sie sind blauäugig.“

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Bei schweren Komplikationen müssen Schwangere aufs Festland gebracht werden

Rickmers betreut immer wieder schwangere Urlauberinnen. Alle zwei bis drei Jahre entbindet sogar eine Touristin auf der Insel, erzählt sie im Gespräch mit RTL. Bei schweren Komplikationen bleibt nur noch der Weg per Hubschrauber oder Seenotrettungskreuzer aufs Festland. „Am Wochenende habe ich wieder Touristinnen versorgt die nicht wussten, dass es keinerlei Geburtshilfe und gynäkologische Notfallversorgung auf Föhr gibt! An alle Vermieter: Bitte informiert eure Gäste darüber, den Urlaub nicht anzutreten, wenn eine Schwangerschaft besteht! Den Satz: ,Zu Hause war alles okay’, höre ich dann als erstes! Aber die Frauen unterschätzen das Reizklima, machen lange Fahrradtouren und schonen sich hier nicht! Man will ja was erleben!!“, schreibt Rickmers auch auf ihrer Facebook-Seite. Und hofft, sich so endlich Gehör zu verschaffen.

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