„Wir haben nicht lange gefackelt"

Großbrand in Essener Wohnblock: Nachbar rettet Rollstuhlfahrer aus Feuer-Inferno

Er hatte gerade überall in der Wohnung das Licht ausgemacht, sich mental auf die neue Arbeitswoche eingestellt und wollte gerade zu Bett gehen, als plötzlich jemand „Feuer, Feuer“ schreit. Lennart Diedrich ist ein direkter Anwohner zum Wohnkomplex, der in der Nacht zu Montag im nordrhein-westfälischen Essen in Brand geraten war. Drei Menschen kommen bei dem heftigen Feuer mit Rauchgasvergiftungen ins Krankenhaus. Ums Leben soll hier aber niemand gekommen sein. Auch weil Nachbarn wie Lennart Diedrich intuitiv handeln – und kurzerhand zu Rettern werden.

128 Menschen nach Brand in Essen ohne Wohnung

Es ist einer der größten Einsätze in der Geschichte der Essener Feuerwehr. Das Wohnhaus im Westen der Stadt brennt komplett aus. Es gilt nun als einsturzgefährdet. 128 Mieter verlieren bei dem Brand das Dach über dem Kopf, viele ihre komplette Einrichtung. 39 Wohnungen sind völlig zerstört. Tote gibt es nach Angaben der Polizei jedoch keine. Ein Wunder möchte man meinen, angesichts der Tatsache, dass das Feuer mitten in der Nacht ausgebrochen und von den heftigen Stürmen in Nordrhein-Westfalen begünstigt worden war.

Dass wohl alle Anwohner mit dem Leben davon kamen, liegt auch an Menschen wie Lennart Diedrich. Der 35-Jährige wohnt nebenan, wollte eigentlich ins Bett, als er plötzlich Schreie hört:

„Vorm Haus war ein Feuerinferno. Unheimlich viele Flammen, der Wind peitschte. Wir haben unten die Tür aufgehalten sodass weitere Feuerwehrmänner eintreten konnten und dann haben wir von oben nur gehört, einen Schrei gehört, dass er Hilfe bräuchte und dann sind wir direkt hinterher hoch gelaufen und dann haben wir dann den Mann im Rollstuhl vorgefunden."

Essener Nachbarschaft hält zusammen

Augenzeuge und Lebensretter Lennart Diedrich im RTL-Interview.
Lennart Diedrich ist als direkter Anwohner einer der ersten Augenzeugen des Feuers.
RTL

Zu diesem Zeitpunkt können sich etliche Menschen nicht mehr selbst befreien. Viele Bewohner sind auf die Hilfe der Feuerwehr angewiesen. Oder auf die Unterstützung von Nachbarn wie Lennard Diedrich.

„Wir haben nicht lange gefackelt. Wir waren zu dritt. Zwei Mann haben dann hinten den Rollstuhl gepackt. Ich vorne, zwischen den Beinen den Rollstuhl gepackt. Und dann sind wir das Treppenhaus runter gegangen.“ Dass sich Diedrich in Lebensgefahr begibt, war dem IT-Spezialisten erst nicht bewusst. „Ehrlich gesagt, habe ich mir keine Gedanken gemacht“, sagt er im RTL-Interview. „Das war ein Automatismus, der dann greift. Ich bin wirklich nur noch rein, die Treppe hoch. In dem Moment hab ich das gar nicht so realisiert. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, wie da die Rauchschwaden durch die Türen hochgezogen sind. Es war nur noch das Ziel, dem Mann zu helfen.“

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Video: RTL-Reporter Ulrich Klose berichtet von Großbrand in Essen

Lebensretter: Feuerwehrmänner sind die wahren Helden

Dass er womöglich das Leben eines Menschen gerettet hat, möchte Diedrich jedoch nicht an die große Glocke hängen. „Es ist extrem wichtig, Hilfsbereitschaft zu zeigen, füreinander da zu sein“, meint er. „Ich habe das Gefühl, das sind wir hier auch in unserem Viertel. Wir helfen einander aus und das empfinde ich als sehr wichtig.“

Er habe in seiner Rolle nichts Außergewöhnliches gemacht, erklärt Diedrich im RTL-Interview. „Ich glaube, das Außergewöhnliche leisten hier die Feuerwehrmänner, die in das brennende Gebäude reingehen. Ich glaube, dass die mehr Anerkennungen verdient haben, als ich, der nur das Treppenhaus hoch gelaufen ist.“ Wenn schon kein Held, dann wenigstens ein Vorbild für uns alle. (kra)