Auf die Einstellung kommt es an
Menschen mit dieser Persönlichkeit haben ein erhöhtes Demenz-Risiko - gehört ihr dazu?

Sagt uns, wie ihr tickt und wir sagen euch, ob ihr ein erhöhtes Demenzrisiko habt.
Forscher der UC Davis (University of California in Davis) haben herausgefunden, dass die Persönlichkeit eines Menschen und das Risiko, später einmal eine Demenz zu entwickeln, in enger Verbindung zueinander stehen. Gehört ihr zur besonders gefährdeten Gruppe?
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Kann die Persönlichkeit das Demenzrisiko vorhersagen?
Am 29. November veröffentlicht das Forschungsteam rund um Studienleiterin Emorie Beck vom Institut für Psychologie an der UC Davis seine Studienergebnisse im Journal of the Alzheimer’s Association.
Bislang sei unklar gewesen, inwieweit Persönlichkeitsmerkmale und das subjektive Wohlbefinden die Entwicklung einer Demenzerkrankung beeinflussen, heißt es dort. Aus diesem Grund habe man die Daten aus acht unabhängigen Studien daraufhin analysiert, zu welchen Persönlichkeitstypen die Probanden gehörten und ob sie später eine Demenz entwickelten. Insgesamt habe man die Daten von 44.531 Personen ausgewertet.
Die Big Five der Persönlichkeitspsychologie
Die sogenannten Big-Five-Persönlichkeitsmerkmale gelten in der Psychologie als Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung. Laut diesem Modell können alle Menschen in die folgenden Kategorien eingeteilt werden – wobei jede dieser Kategorien bei ein und demselben Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann:
Extraversion (beschreibt die Aufgeschlossenheit und wie kontaktfreudig eine Person ist)
Verträglichkeit (beschreibt, wie kooperativ, empathisch und rücksichtsvoll jemand ist)
Gewissenhaftigkeit (beschreibt, wie zuverlässig und motiviert eine Person ist und ihren Hang zur Perfektion)
Neurotizismus (beschreibt, wie unsicher, ängstlich und verletzlich jemand ist)
Offenheit für Erfahrungen (beschreibt, wie offen eine Person neuen Situationen gegenüber eingestellt ist)
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Viele Demenz-Patienten haben eines gemein
Von den 44.531 Personen, deren Daten ausgewertet wurden, entwickelten 1.703 im Laufe der Zeit eine Demenz. Die US-Forscher konnten feststellen, dass all diese Personen eines gemeinsam haben: „Sowohl Neurotizismus als auch Gewissenhaftigkeit waren in jeder Stichprobe und insgesamt mit dem Auftreten von Demenzdiagnosen assoziiert.“
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Bedeutet: Wer später eine Demenz entwickelte, tendierte dazu, eher unsicher, ängstlich und verletzlich zu sein. Gleichzeitig seien sie weniger zuverlässig und motiviert. Auch tendierten Demenz-Betroffene eher zu negativen Affekten. Heißt: Sie verspüren eher negative Gefühle wie Angst oder Verzweiflung, „während Gewissenhaftigkeit, Extraversion und positiver Affekt vor der Diagnose einer Demenz schützten“, so die Autoren der Studie.
Arzt warnt vor Fehlinterpretation! „Alzheimer zu bekommen, hängt nicht komplett vom Persönlichkeitstyp ab“
Der Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht bewertet jedoch die Interpretation der Studie, als mit Vorsicht zu genießen. Er warnt davor, aus den Ergebnissen die falschen Schlüsse zu ziehen.
„Es ist nicht so, dass die Wahrscheinlichkeit Alzheimer zu bekommen, komplett vom Persönlichkeitstyp abhängt. Das ist nicht der Fall! Es geht darum, dass die Wahrscheinlichkeit eine Diagnose zu bekommen, in Abhängigkeit von der Persönlichkeit, steigt“, erklärt der Mediziner.
Und: „Diese Studie hat gezeigt, dass jemand, der einen bestimmten Persönlichkeitstyp hat, seine Demenzsymptome besser kaschieren kann und später auch besser mit der Krankheit zurechtkommt“, erklärt Specht.
Die Demenz- und Alzheimer-Symptome würden also zum Beispiel bei Neurotikern oder Unzufriedenen schneller auffallen und daher könnte das auch schneller zur Demenzdiagnose führen.
„Wer unzufrieden ist, kümmert sich auch weniger um sich selbst, kapselt sich ab und neigt mit weniger Kontakten schneller zur Demenz – also steigt dann die Wahrscheinlichkeit, die Demenzdiagnose zu bekommen.“
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Persönlichkeitstypen: Wer kann, sollte an sich arbeiten – „reduziert Demenzsymptome“
Wer die anderen Persönlichkeitsmerkmale aufzeigt und zum Beispiel tendenziell glücklich durchs Leben geht, könne genauso an Demenz erkranken und die entsprechenden Symptome entwickeln, weiß der Arzt.
Trotzdem würde es nicht schaden, wenn Unzufriedene zumindest versuchen, ihre Sicht auf das Leben zu verändern, mehr soziale Kontakte zu pflegen und an möglichen Stellschrauben drehen. „Doch dabei spielt die Frage eine Rolle, ob der Persönlichkeitstyp selbst gewählt, oder vorgegeben ist. Hierbei ist die Studienlage zwar nicht eindeutig, aber: Wenn ein Neurotiker sich aufraffen kann, doch mehr Kontakte zu pflegen, dann reduziert das mit Sicherheit mindestens die Demenzsymptome“, so Specht.
Es lohne sich jedenfalls, es zu auszuprobieren, um der Demenz-Entwicklung so gut wie möglich vorzubeugen, oder die Ausprägung der Symptome zu verringern.