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Gürtelrose-Impfung gegen Demenz - könnte das der Durchbruch sein? Mediziner schätzt ein

„Zoster-Impfung verringert Neuerkrankungen an Demenz“ – und zwar um 19,9 Prozent! So heißt es in einer Preprint-Studie, die von Forschern der Universitäten Stanford, Heidelberg, Mainz und Wien durchgeführt wurde. Doch wie ist das Ergebnis dieser Studie zu werten? Ein Durchbruch in der Demenz-Forschung? Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht ordnet die neuesten Erkenntnisse für Sie ein.
Macht Gürtelrose dement?
Schon viele Studien haben beispielsweise Zusammenhänge zwischen verschiedenen Diäten und einer Demenz-Erkrankung nachgewiesen. Dennoch: „Die Ursachen der Demenz sind noch weitgehend unklar“, schreiben die Forscher zu Beginn der Veröffentlichung der aktuellen Preprint-Studie auf dem Portal „Medrxiv“.
Sie scheinen nun aber einen wichtigen Schritt nach vorn gemacht zu haben. Denn: Ihre Analysen sollen einen kausalen Zusammenhang zwischen der Impfung gegen Herpes Zoster (eher bekannt unter dem Namen Gürtelrose) und einem Schutz vor einer Demenz-Erkrankung belegen. In anderen Worten: Man habe herausgefunden, dass eine Gürtelrose-Infektion dement machen könne. Aber stimmt das wirklich?
Experte ordnet die Studie ein: "Zu eindeutig dargestellt"

Von Kausalität zu sprechen, hält Dr. Christoph Specht im RTL-Interview für falsch: „Medial hat man diese Studien zu eindeutig dargestellt“, erklärt er. Und weiter: „Es wurde gesagt, man hätte jetzt einen kausalen – einen ursächlichen – Zusammenhang gefunden zwischen Demenz und Gürtelrose.“ Doch: „So ist das nicht.“ Man habe eher einen Hinweis, eine Assoziation, herausgefunden.
Grütelrose-Impfung scheint vor Demenz zu schützen
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„Man hat sich zwei Gruppen von Menschen angeschaut: einmal diejenigen, die gegen Gürtelrose geimpft worden sind, also das Wiederaufflackern des Windpocken-Virus, und eine andere Gruppe, die nicht gegen die Gürtelrose geimpft war“, erklärt Specht das Vorgehen der Forscher.
Danach habe man sieben Jahre lang beobachtet: Wer wird dement, wer nicht? „Es zeigte sich, dass diejenigen, die geimpft waren, um fast 20 Prozent weniger wahrscheinlich eine Diagnose für eine Demenz bekommen haben.“
"Es rentiert sich wahrscheinlich sehr, eine Gürtelrose zu vermeiden"
Auch wenn der Experte davor warnt, aus den Ergebnissen einen definitiven Zusammenhang zwischen Demenz und Gürtelrose abzuleiten: „Es rentiert sich wahrscheinlich sehr, eine Gürtelrose zu vermeiden.“
Denn: Für sich genommen seien die aktuellen Ergebnisse zwar nicht viel bedeutend, zusammen mit anderen Studien aber schon! Dort habe man nämlich bereits Folgendes nachweisen können: Trifft eine Gürtelrose im Körper auf Herpeszellen (beispielsweise von Lippenherpes), handele es sich um eine Konstellation, die dazu führen könne, dass alzheimertypische Eiweiße abgelagert werden.
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Gürtelrose: Wie sie entsteht und wer sich impfen lassen sollte
Bei einer Gürtelrose handele es sich um ein Wiederaufflackern der Windpocken. Und mit denen sei jeder schon einmal in Kontakt gekommen – wer als Kind nicht daran erkrankt sei, der habe zumindest die Impfung erhalten. Und das reiche schon aus!
„Im Alter kann das Virus reaktiviert werden“, erklärt Specht. Dann in Form einer Gürtelrose. „Doch dagegen kann man zum Glück impfen und das sollte man auch wahrnehmen“, rät er.
Doch für wen ist die Gürtelrose-Impfung vorgesehen? Die Ständige Impfkomission (Stiko) rät den folgenen Personengruppen zu einer Impfung:
Personen ab 60 Jahren
Personen ab 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grunderkrankung
Nicht nur aufgrund der neuesten Forschungsergebnisse sei eine Gürtelrose-Impfung sinnvoll. Denn: Die Gürtelrose werde begleitet von einem brennenden Schmerz, gefolgt von einer zumeist halbseitigen, bandartigen Ausbreitung von Bläschen in dem zum betroffenen Nerv gehörenden Hautareal, wie das RKI auf seiner Website erklärt. Und: Noch mehrere Monate bis Jahre nach Abheilen der eigentlichen Erkrankung könne in der vormals betroffenen Hautregion ein Nervenschmerz vorkommen. (vho)