Alleinerziehende entschied sich für Kind mit Downsyndrom
Beim Ultraschall wurde die Ärztin plötzlich ganz still
„Ihr Kind hat Trisomie 21.“
Als Annette Gehring in der Schwangerschaft erfährt, dass ihr ungeborenes Baby mit dem Downsyndrom auf die Welt kommen wird, muss sie die wohl schwierigste Entscheidung ihres Lebens treffen. Für die damals bereits zweifache Mutter ist klar: Ihr Sohn Mio soll leben! Heute – fünf Jahre später – sagt sie: „An meiner Entscheidung habe ich nicht gezweifelt.“
Beim Ultraschall wird die Frauenärztin plötzlich ganz still
Noch einmal Mutter werden! Das wünscht sich Annette Gehring aus Hamburg vor fünf Jahren von ganzem Herzen. Mit bereits zwei Kindern macht sie sich keinerlei Gedanken über mögliche Auffälligkeiten oder Komplikationen in der Schwangerschaft – bis zu dem Ultraschalltermin in der zwölften Schwangerschaftswoche, bei dem ihre Frauenärztin plötzlich ganz still wird.
„Der Ultraschall hat wahnsinnig lange gedauert und die Ärztin konnte währenddessen auch noch keine Infos geben, weil sie sich konzentrieren musste“, erinnert sich Annette. Schließlich bekommt die damals 38-Jährige die Diagnose: Ihr Kind hat Trisomie 21, besser bekannt als Downsyndrom.
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„Ich habe mich für das Leben meines Kindes entschieden, weil er sich selbst dafür entschieden hat“
Rechtlich gesehen dürfen Mütter, deren Kinder diesen Gendefekt haben, auch nach der zwölften Schwangerschaftswoche abtreiben. Neun von zehn Frauen machen das auch. Doch Annette entscheidet sich gegen eine Abtreibung – und für Söhnchen Mio.
„Ich habe ihn gefühlt und gespürt und das Herz hat geschlagen und ich habe mich für das Leben meines Kindes entschieden, weil er sich selbst dafür entschieden hat.“ Eine mutige Entscheidung – vor allem, weil zusätzlich die langjährige Beziehung zum Vater von Mio zerbricht.
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„Man sieht sein Kind und dann liebt man es“
Am 25. Mai 2019 kommt Mio schließlich zur Welt. „Einmal kurz musste ich schlucken und sagen: Ja, es ist so. Aber dann hab ich ihn gesehen und angeguckt und fand ihn wunderschön und süß und dann war es einfach mein Sohn. Man sieht sein Kind und dann liebt man es“, erinnert sich Annette.
Das ist nun knapp fünf Jahre her. Heute ist Mio vier Jahre alt, geht in eine Kita mit Kindern mit und ohne Behinderung und spielt wahnsinnig gerne mit Bällen. Zwar muss Mio noch gewickelt werden und kann keine feste Nahrung zu sich nehmen, doch er entwickelt sich stets weiter.
„Als ich schwanger war, wusste ich gar nicht, was auf mich zukommt und wie das wird. Ich bin da hineingewachsen und für uns ist das ein normaler Alltag“, sagt Annette heute. „Ich habe natürlich Momente, in denen ich weit über meine Grenzen gehe, gerade weil einfach sehr viel mehr zu tun ist mit den ganzen Therapien.“ Gezweifelt hat die dreifache Mutter trotzdem nie an ihrer Entscheidung.
„Er ist immer fröhlich“
Dabei hilft ihr aber auch die Art von Mio: „Er ist ein sehr genügsames Kind. Er ist immer fröhlich, also Mio weint wirklich nur, wenn er was hat. Er ist mit allen Menschen sehr umgänglich und liebevoll.“
Das zeigt sich auch bei seinem Alltag mit anderen Kindern in der integrativen Kita. „Es ist, als wäre Mio ein völlig normales Kita-Kind – was er ja auch ist. Da macht keiner einen Unterschied weder die Erzieher noch die Kinder. Die nehmen ihn alle super auf und er ist einfach mit allen befreundet und es ist einfach schön für ihn. Es ist eine wirkliche Bereicherung.“
Und das sowohl für Mio als auch für Annette: „Ich bin sehr stolz auf meinen Sohn, also auf jeden kleinen Schritt. Mio freut sich auch einfach über alles, was er schafft und kann und selber machen kann. Er erfreut sich daran und das freut mich dann natürlich.“
Annettes und Mios ganze Geschichte und ihren Alltag gut fünf Jahre nach der Diagnose seht ihr im Video oben. (akr)
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