Als Frühchen in die falschen FamilienDoris und Jessica bei Geburt vertauscht – nach 35 Jahren finden sie sich

Nicht mehr verwandt mit den eigenen Eltern!
So muss es sich anfühlen, was Doris und Jessica durchlebt haben. Als Babys wurden sie im Krankenhaus vertauscht, wuchsen bei Familien auf, die eigentlich nicht ihre waren. Doris erfährt mit 22 davon, geht auf die Suche nach ihrer eigentlichen Familie. Aber erst jetzt, mit 35, findet sie ihre Eltern. Für Jessica, die andere junge Frau, bricht eine Welt zusammen. Stern TV haben sie erzählt, warum sie jetzt trotzdem glücklich sind.
Schlimme Erkenntnis beim Bluttest
Was ist, wenn meine Eltern nicht wirklich meine Eltern sind? Diese Frage wird sich jeder von uns sicher schon einmal in seinem Leben gestellt haben. Für Doris und Jessica wurde diese Frage zur Frage ihres Lebens. Sie mussten erfahren, wie es sich anfühlt, wenn die Antwort plötzlich lautet: Du BIST nicht das Kind deiner Eltern!
Doris erfuhr davon schon vor Jahren, mit 22, als ein Bluttest ergab, dass sie weder mit ihrer Mutter, noch mit ihrem Vater verwandt ist. Ein Schock für die ganze Familie. Aber Doris erklärt schon damals in Stern TV: „Es sind meine Eltern und sie werden es auch immer bleiben!” Und auch Vater Josef ist sich sicher: „Für mich ist sie meine Tochter – und wird es auch immer bleiben!”

Aber diese Nachricht nagt an der Familie, sie wollen das Mädchen finden, das damals - 1990 - mit Doris verwechselt wurde. Doris kam in der Uniklinik Graz zur Welt. Hier muss es passiert sein. Doris war ein Frühchen, die ersten Tage nicht bei ihrer Mutter. „Das kann passiert sein, als sie sie in ein Wärmebettchen gelegt haben, wir wissen es nicht”, erzählt Doris’ Mutter. Doch die Klinik weist jede Schuld von sich. Es dauert Jahre, bis Anwälte zumindest eine Entschädigung erwirken. Die fehlende Tochter bringt das nicht zurück. Jahre der Suche vergehen, auch bei Stern TV tritt die Familie auf, erzählt ihre Geschichte in der Hoffnung, dass sich jemand meldet.
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„Ich habe am ganzen Körper gezittert”
Jessica ist schon 35, als ihr vor wenigen Wochen ebenfalls bei einem Bluttest klar wird, dass sie nicht mit ihren Eltern verwandt ist. Da ist sie selbst gerade schwanger. „In dem Moment hat es mir wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich hab am ganzen Körper gezittert”, erzählt Jessica.
Eine Ärztin im Krankenhaus macht sie auf den Fall der vertauschten Babys aufmerksam. Sie recherchiert und nimmt Kontakt zu Doris auf. Als sie sich alte Familienbilder schicken und vergleichen, ist schnell klar: Wir sind die beiden vertauschten Kinder aus der Uniklinik Graz. Sie vereinbaren ein Treffen.

Obwohl die beiden Frauen eigentlich Fremde sind, fühlen sie sich sofort verbunden, verstehen sich auf Anhieb richtig gut. „Es hat sich angefühlt, als würden wir uns schon 35 Jahre kennen”, erzählt Jessica vom ersten Treffen der beiden. „Woher das kommt, kann ich nicht beschreiben.” Und Doris ergänzt: „Das war von Anfang an für mich wie meine Schwester. Da war eine Verbundenheit da, da waren keine Hemmschwellen.”
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Die Familien treffen eine Entscheidung
Jahrzehntelang haben sie nur wenige Kilometer voneinander entfernt in der Gegend von Graz gelebt und nicht geahnt, wie eng ihre beiden Leben durch einen schlimmen Fehler verbunden waren. Sie führen ihre Familien zusammen, treffen sich gemeinsam mit ihren Eltern. Es ist, als wären sie plötzlich eine große Gemeinschaft. Aber bei aller Freude - und allem Schock - darüber, dass nun alles aufgeklärt ist, beschließen Doris, Jessica und ihre vier Eltern: Es bleibt alles, wie es ist. „Wir haben sie von kleinem Baby auf bei uns gehabt”, erklärt Jessicas Ziehmutter Stern TV. „Von meiner Seite aus kann sich nichts ändern.” Und auch Doris Ziehmutter erklärt: „Trotzdem ist die Doris für uns an erster Stelle. Aber wir können jetzt neu beginnen, wir sind gerade dabei, uns kennen zu lernen.”
Doris und Jessica haben einen schweren Prozess durchgemacht - sie mussten sich völlig neu finden. Aber dabei haben sie etwas viel Größeres gefunden: eine zweite Familie, die zu ihnen gehört und auch bleiben wird.
Verwendete Quelle: Stern TV

































