Nach EU-Sanktionen und Weibo-PostChinesen überziehen Nike und H&M mit Shitstorm wegen Kritik an Arbeitslagern

Nach der Verhängung von EU-Sanktionen gegen China und Kritik an Arbeitslagern sind vor allem die schwedische Modekette H&M und der US-Sportartikelhersteller Nike unter Beschuss geraten. Der Angriff begann am Mittwoch, als mehrere chinesische Staatsmedien scharfe Kritik an H&M übten. Auch Sportmarken wie Nike, New Balance und Adidas wurden im Anschluss von einer parteinahen Zeitung abgestraft. Gegen die Unternehmen folgte auch ein regelrechter Shitstorm in Sozialen Medien wie Weibo.

China, Xinjiang, uighur work on cotton plantation CHINA, autonomous province Xinjiang, uyghur worker prepare irrigation canals for a cotton plantation which belongs to a Han-chinese investor *** CHINA, autonome Provinz Xinjiang, ausserhalb Kashgars, uigurische Arbeiter ziehen Bewaesserungsgraeben fuer eine Baumwollplantage am Rand der Taklamakan Wueste, die einem Han-chinesischen Investor gehoert Kashgar Xinjiang China
In der chinesischen Provinz Xinjiang müssen Uiguren Zwangsarbeit leisten.
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Modehändler und Sportartikelhersteller wollen keine Baumwolle aus Xinjiang verwenden

Nike hat mit seiner Distanzierung von Arbeitslagern in China den Ärger der chinesischen Social-Media-Nutzer auf sich gezogen. Der Sportartikelhersteller schrieb auf der Twitter-ähnlichen Plattform Weibo, das Unternehmen sei „besorgt" über Berichte über Zwangsarbeit in Xinjiang und würde keine Baumwolle aus der Region verwenden. Als Reaktion auf den Sturm der Kritik in den sozialen Medien über die Xinjiang-Äußerung beendete der beliebte chinesische Schauspieler Wang Yibo seinen Vertrag als Repräsentant für Nike, erklärte dessen Agentur.

Wang Yibo
Schauspieler und Motorradrennfahrer Wang Yibo hat seine Zusammenarbeit mit Nike aufgelöst.
Stringer, picture alliance

H&M hatte bereits im vergangenen Jahr verkündet, keine Baumwolle mehr aus der chinesischen Region Xinjiang beziehen zu wollen, nachdem es Berichte gegeben hatte, wonach die muslimische Minderheit der Uiguren dort Zwangsarbeit verrichten müsse. Damals hatte es noch keine scharfe Reaktion Chinas gegeben.

Das hat sich nun geändert, nachdem die EU am Montag zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten wieder Sanktionen gegen China verhängt hat. Diese richten sich gegen chinesische Beamte, die für die Verfolgung der Uiguren verantwortlich gemacht werden. Als Reaktion hatte die Regierung in Peking umgehend eigene Sanktionen gegen europäische Politiker, Experten und Institutionen angekündigt. H&M war die erste westliche Firma, die am Mittwoch in die Kritik geriet. Chinesische Verbraucher würden „mit den Füßen abstimmen und widerspenstige Unternehmen boykottieren“, hieß es etwa beim Staatsender CCTV.

Chinesischer Stars kündigen öffentlich die Zusammenarbeit mit westlichen Konzernen auf

Auch die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua schaltete sich ein und drohte, dass eine Zusammenarbeit „bedeutungslos“ sei, wenn es keinen gegenseitigen Respekt gebe. Auf sozialen Netzwerken kursierten vielfach geteilte Boykottaufrufe gegen das Unternehmen. Auf mehreren großen Online-Einkaufsplattformen waren Produkte von H&M nicht mehr zu finden.

Visitors to a mall shopping area pass by Adidas and H&M stores in Beijing, Thursday, March 25, 2021. China's ruling Communist Party is lashing out at H&M and other clothing and footwear brands as it retaliates for Western sanctions imposed on Chinese officials accused of human rights abuses in the northwestern region of Xinjiang. (AP Photo/Ng Han Guan)
Auch Adidas ist neben H&M und Nike in China unter Beschuss gekommen.
NHG, AP, Ng Han Guan

Am Donnerstag legte die parteinahe Zeitung „Global Times“ nach und beschuldigte unter anderem die Sportartikelhersteller Adidas, Nike und New Balance „scharfe Bemerkungen“ im Zusammenhang mit Xinjiang gemacht zu haben. Auch die Modefirma Burberry und Zara wurden negativ erwähnt. Eine Reihe chinesischer Stars kündigte öffentlich die Zusammenarbeit mit westlichen Konzernen auf.

In China geraten immer wieder ausländische Firmen infolge politischer Spannungen ins Visier der staatlichen Medien. So musste sich in der Vergangenheit etwa die US-Modekette Gap in China dafür entschuldigen, eine „fehlerhaft“ Landkarte Chinas ohne Taiwan auf einem T-Shirt abgebildet zu haben. Und der deutsche Autobauer Daimler hatte sich 2018 bei China für die Verwendung eines Dalai-Lama-Zitats in einer Werbung entschuldigt.

Quelle: Reuters / DPA / RTL.de