Schwere Angriffe "aus allen Richtungen"
Krieg in der Ukraine - Heftige Kämpfe überall im Land
Auch in der Nacht zu Sonntag wurden aus der Hauptstadt Kiew und anderen Orten heftige Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Kräften gemeldet. Die Vereinten Nationen gehen inzwischen von knapp 300.000 Flüchtenden aus. Zehntausende haben sich bereits in EU-Nachbarländer gerettet. Einige auch nach Deutschland.
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Schwere Angriffe der russischen Armee "aus allen Richtungen"
Russland hatte am Samstag eine verstärkte Offensive gegen die Ukraine angekündigt. Der „Vormarsch der wichtigsten russischen Streitkräfte“ werde wieder aufgenommen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax. Die Begründung Russlands: Angeblich habe die Ukraine Friedensverhandlungen ausgeschlagen. Das wies die ukrainische Führung allerdings zurück.
In einer Mitteilung der ukrainischen Armee hieß es, dass es erneut zu schwere Angriffen der russischen Armee „aus allen Richtungen“ kam. Demnach soll es bei Cherson im Süden der Ukraine nach erbitterten Kämpfen ein Vorstoß der russischen Einheiten gelungen sein. In der Region Luhansk kam es zu Gefechten. Ein Angriff bei Charkiw soll wohl aber abgeschlagen worden sein.
Heftige Kämpfe auch in Kiew und Charkiw
Am Sonntagmorgen sind in der ukrainischen Hauptstadt Kiew wieder Explosionen zu hören. Zunächst gab es Luftalarm und wenige Minuten später eine Explosion westlich des Stadtzentrums, wie ein Reuters-Reporter berichtete. Etwa 20 Minuten später waren zwei weitere Explosionen zu hören.
Medienberichten zufolge soll in der Hauptstadt auch in der Nacht wieder heftig gekämpft worden sein. Dabei soll ein Lager mit radioaktiven Abfällen des Unternehmens Radon von russischen Granaten getroffen worden sein, wie der Sender Kanal 24 und andere Medien meldeten. Nach ersten Messungen bestehe „keine Bedrohung für die Bevölkerung außerhalb der Schutzzone“.
In der Nähe der Großstadt Charkiw in der Ostukraine ging nach Darstellung der ukrainischen Agentur Unian eine Gasleitung in Flammen auf. Sie soll von russischen Truppen gesprengt worden sein. Unklar war, ob es sich bei der Leitung um eine regionale Erdgasleitung oder um einen Teil der aus Russland nach Europa führenden Leitungen handelt.
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RTL-Reporterin Kavita Sharma aus Dnipro
160.000 Menschen im Land auf der Flucht
Klar ist, dass Hunderttausende versuchen, sich vor den Kämpfen zu retten. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind 160.000 Menschen im Land auf der Flucht, weitere 116.000 Personen seien in Nachbarländer geflohen, vor allem nach Polen, aber auch nach Moldau und Rumänien. Auch in Brandenburg kommen erste Menschen an. Die Behörden in der Ukraine hatten gewarnt, dass bis zu fünf Millionen Menschen flüchten könnten. Allerdings sind Männer zwischen 18 und 60 Jahren gehalten, im Land zu bleiben und womöglich Wehrdienst zu leisten. Aus der Ukraine fliehen können derzeit also nur vermehrt Frauen und Kinder. (dpa/iba)