Serientäter verging sich an PatientinnenSexueller Missbrauch – Richter schickt Physiotherapeuten fünf Jahre ins Gefängnis
Sie waren ihm völlig ausgeliefert!
Wer sich auf die Liege eines Physiotherapeuten legt, vertraut ihm, zeigt sich teilweise nackt, lässt sich berühren. Dieses Vertrauen hat ein Therapeut aus der Nähe von Rostock übel ausgenutzt. Mindestens 17 Frauen hat er zum Teil schwer sexuell belästigt – sein jüngstes Opfer war 15! Wir haben eines seiner Opfer zum Urteilsspruch begleitet.
„Er hatte mich massiert, ging immer weiter runter”
Nicole (Name von der Redaktion geändert) sitzt ganz tief in einen harten Holzstuhl gedrückt auf dem Gang des Landgerichts Rostock. Die Beine hat sie übereinandergeschlagen, ein Fuß wippt ungeduldig, als sie auf den Angeklagten wartet. Sie kennt ihn, sie hatte ihm vertraut. Sie ist eine der Patientinnen, die im Prozess gegen ihn ausgesagt haben.
„Er hatte mich massiert, ging dabei immer weiter runter, bis in meinen Intimbereich. Ich hatte die zwei Finger schon gesprürt”, erzählte sie unserem Reporter noch vor dem Prozess. Sie hatte damals den Mut gefunden, die Hand des Therapeuten zu stoppen und aus dem Behandlungszimmer zu stürmen. Doch sie zeigte ihn damals nicht an. Heute fragt sie sich, ob das vielleicht Leid bei vielen anderen Frauen verhindert hätte.
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Das jüngte Opfer ist 15, das älteste 83!
Eines seiner Opfer fand schließlich den Mut und ging zur Polizei. Und dann ist es wie ein Schneeball: Andere Frauen hören davon und melden sich auch. Am Ende sind es insgesamt 17 Opfer, die sich trauen – das jüngste ist gerade einmal 15, das älteste 83 Jahre alt.
„Ich will ihm in die Augen schauen“, sagt Nicole, die im Gang vor dem Gerichtssaal sitzt. „Und ich bin gespannt, wie er dem ganzen gegenübertritt.“ Die Aussagen ihrer Leidensgenossinnen hat sie verfolgt, jede einzelne hat sie tief bewegt. Denn nicht jede fand den Mut, den Therapeuten von sich zu schieben. Manche ließen vor Schreck versteinert über sich ergehen, was dieser Mann mit ihnen tat.
Richter geht weiter als Staatsanwalt
Als der Angeklagte schließlich an Nicole vorbei in den Gerichtssaal läuft – seine Schritte unnatürlich kurz, weil Fußfesseln seine Beine halten – da kann sie sein Gesicht nicht sehen. Er verbirgt es vor der Öffentlichkeit hinter einem dicken Aktendeckel.
Drinnen spricht der Richter schließlich sein Urteil für den 45-Jährigen: Wegen fünffacher Vergewaltigung, sexuellen Übergriffs in elf Fällen und sexueller Belästigung in zwei Fällen muss er für fünf Jahre ins Gefängnis, darf danach fünf Jahre nicht zurück in seinem Beruf und auch nicht dort arbeiten, wo Frauen teilweise unbekleidet sein könnten. Also zu Beispiel in einem Schwimmbad. Die Staatsanwaltschaft hatte nur viereinhalb Jahre gefordert.
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Nicole wirkt nach diesem Richterspruch gelöst, atmet tief, als wir noch einmal mit ihr sprechen. „Also, dass er jetzt erst einmal außer Gefecht gesetzt ist, dass er seine Strafe absitzen muss, ist für mich echt beruhigend.”
Das wird auch anderen Opfern so gehen. Dass der 45-Jährige ein umfassendes Geständnis abgelegt hat und insgesamt 115.000 Euro Schmerzensgeld zahlt, wird ihnen helfen, mit dem Erlebten abzuschließen. Aus ihrem Leben werden diese schlimmen Momente wohl trotzdem nie mehr verschwinden.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, dpa






























































