Streit in Oldenburger Lokal eskaliertObduktion wirft Fragen auf – Polizei erschoss Mann (21) von hinten und in den Kopf

Ein Streit in einer Partynacht endet tödlich – und wirft nun viele Fragen auf.
Denn die Obduktion des 21-jährigen Mannes, der bei einem Polizeieinsatz in Oldenburg starb, zeigt: Der junge Mann wurde mindestens vier Mal getroffen. Einer der Schüsse traf ihn am Kopf. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft – und auch die Innenministerin meldet sich zu Wort.

Mehrere Schüsse, einer in den Kopf

22.04.2025, Niedersachsen, Oldenburg: Zahlreiche Blumen und Kerzen stehen in der Innenstadt an einer Hauswand in der Achternstraße, in der am frühen Sonntagmorgen ein Mensch von Schüssen aus einer Polizeiwaffe tödlich verletzt wurde. Der 21-Jährige hatte zuvor vor einer Diskothek Reizgas versprüht und mehrere Menschen leicht verletzt. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Zahlreiche Blumen und Kerzen stehen am Tatort in der Innenstadt an einer Hauswand in der Achternstraße.
Hauke-Christian Dittrich/dpa

Nach der tödlichen Eskalation in der Nacht zu Ostersonntag (20. April) hat die Obduktion jetzt Klarheit über die Schüsse gebracht: Drei Kugeln trafen den Mann von hinten – in Hüfte, Oberkörper und Kopf. Ein vierter Schuss streifte ihn am Oberschenkel.

In Oldenburg ist ein Mann von Schüssen aus einer Polizeiwaffe tödlich verletzt worden.
In Oldenburg ist ein Mann von Schüssen aus einer Polizeiwaffe tödlich verletzt worden.
Hauke-Christian Dittrich/dpa

Nach Angaben der Polizei Delmenhorst begann die Eskalation gegen 2.40 Uhr in der Fußgängerzone. Der Mann soll zuvor am Einlass einer Diskothek abgewiesen worden sein und daraufhin Reizgas in Richtung von Sicherheitskräften gesprüht haben. Mindestens vier Menschen wurden dabei leicht verletzt.

Auf seiner Flucht bedrohte der 21-Jährige laut Polizei Passanten mit einem Messer. Als Beamte ihn in der Innenstadt stellten, setzte er erneut Reizgas gegen sie ein. Ein Polizist (27) schoss daraufhin auf den Angreifer. Der Mann wurde mehrfach getroffen, lebensgefährlich verletzt und starb im Krankenhaus.

Ermittlungen gegen den Polizisten laufen

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) äußert sich nach den neuen Erkenntnissen mit deutlichen Worten: „Die Obduktionsergebnisse werfen schwerwiegende Fragen und verheerende Vorwürfe auf, die im Rahmen der weiteren Ermittlungen schonungslos beantwortet und aufgeklärt werden müssen.” Doch sie betont auch: Für den Beamten gelte die Unschuldsvermutung.

Der 27-jährige Schütze wurde inzwischen vom Dienst suspendiert. Gegen ihn läuft ein Verfahre wegen des Verdachts auf Totschlag. Laut Staatsanwaltschaft ein Routinevorgang bei tödlichem Schusswaffeneinsatz. Ziel sei es, zu klären, ob der Schusswaffengebrauch verhältnismäßig war. Der Beamte selbst wurde durch das Reizgas verletzt.

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Weiter viele offene Fragen

Oldenburgs Polizeipräsident Andreas Sagehorn spricht von einer emotionalen Lage, die viele Menschen in der Stadt bewege. Doch „öffentlich wird sich die Polizei nicht zum laufenden Verfahren äußern, um die sorgfältige und professionelle Ermittlungsarbeit nicht zu gefährden.”

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Wie viele Schüsse genau abgegeben wurden, ist weiterhin unklar. Die Ermittlungen laufen bei der Polizeiinspektion Delmenhorst, um Neutralität zu gewährleisten. Fest steht: Die Situation in der Nacht war chaotisch – erst der Reizgasangriff, dann der Fluchtversuch, schließlich die tödlichen Schüsse. (nha, gsc, mit dpa)