Auf seiner letzten Tour verhindert ein Schutzengel Schlimmeres Marlon (10) ist autistisch – und büxt immer wieder aus!

von Franziska Starck

Marlon macht einen kleinen Ausflug mit großen Folgen!
Der autistische Junge büxt unbemerkt aus seiner Schule in Hamburg-Hausbruch aus und setzt sich in eine S-Bahn in Richtung Stade. Was als stiller Alleingang beginnt, hätte leicht gefährlich enden können – doch der Zehnjährige hat großes Glück!

Autistischer Junge verschwindet von Schulgelände in Hamburg

Es ist Freitag, der 2. Mai, in der Schule gibt es an diesem Brückentag eine Ferienbetreuung. Marlon spielt auf einem Hüpfkissen, doch als sich die Fachkräfte für ein paar Sekunden zu den anderen Kindern umdrehen, der Schreck: Marlon ist weg - und die Notausgangstür offen. Sofort wird Marlons Mutter informiert: „Ich bin angerufen worden von einer Hortmitarbeiterin: Marlon ist seit ein paar Minuten nicht auffindbar, die Polizei ist informiert“, erzählt Claudia Hoppe im RTL-Interview.

„Als ich dann da war, war die Polizei vor Ort. Die haben schon die Suchtrupps losgeschickt. Auch Helikopter und Drohne waren schon angefordert.” Die Klamotten von Marlon soll Claudia Hoppe direkt in den Kofferraum eines Polizeiwagens legen und nicht so stark berühren, „falls sie Personenspürhunde anfordern müssen“, erinnert sich die Mutter. „Ich hab denen gesagt, dass ich vermute, dass er in die S-Bahn gestiegen ist. Er liebt einfach das S-Bahn fahren.“

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Marlon ist schon viermal aus der Schule abgehauen.
Privat

Zehnjähriger trifft seinen Retter in der S-Bahn

40 Minuten später dann der erlösende Anruf: In der S-Bahn nach Stade ist Marlon einem Fahrgast aufgefallen. „Vielleicht ist ihm Marlons Verhalten aufgefallen - oder, dass er barfuß war”, glaubt Claudia Hoppe. Er verständigt die Polizei und steigt mit ihm in Buxtehude aus. „Ich bin dafür sehr dankbar“, sagt Claudia Hoppe, denn Marlon hätte auch an eine falsche Person geraten können. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass Leute richtig reagierten und vor allem mit einem autistischen Kind richtig umgehen würden, weiß Claudia Hoppe.

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Marlons Eltern suchen den Mann

Normalerweise trägt Marlon bedruckte Kleidung mit dem Hinweis, dass er Autist ist und einer Handynummer darauf. An diesem Tag aber nicht . Und trotzdem hat sich Marlons Retter dem Jungen angenommen. Marlons Vater Marco Hoppe zu RTL: „Es ist einfach ein Mensch, der einfach nicht wie alle anderen immer nur nach links und rechts guckt und auf sich selber, sondern dass er einfach gesehen hat, da stimmt was nicht und hat reagiert.” Jetzt möchten sich Marlons Eltern bei dem Retter ihres Sohnes bedanken: Claudia Hoppe: „Marlons ganze Familie ist wirklich unfassbar dankbar. Und wenn wir das persönlich noch mal zum Ausdruck bringen könnten, wäre das natürlich toll.” Sie hoffen, dass er sich bei ihnen meldet.

Marlon ist schon mehrere Male abgehauen

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Marlon ist schon mehrmals von seiner Schule in Hamburg unbemerkt abgehauen.
Privat

Schon im vergangenen Jahr schafft es Marlon viermal aus der Schule auszubüxen. Dreimal durch die gleiche Tür. Bei den letzten Malen war Marlon glücklicherweise nie weit gekommen und wurde immer gefunden: in einem Hochhaus in der Nachbarschaft, auf dem Weg zum Einkaufszentrum und in der Cuxhavener Straße. Für kein Kind ist so ein Alleingang harmlos – für Jungen wie Marlon, die oft ganz in ihrer eigenen Welt unterwegs sind, kann er schnell richtig gefährlich werden.

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Mutter Claudia: „Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, mein Kind dahin zu geben”

Dieses Mal hat Marlon mehr als einen Schutzengel. Aber die Frage bleibt: Was ist, wenn es wieder ein nächstes Mal gibt? Ein gutes Gefühl hat Claudia Hoppe nicht dabei, ihren Sohn in der Schule zu lassen: „Ich hab schon ein schlechtes Gewissen, mein Kind dahinzugeben. Eigentlich müsste ich meinen Job kündigen und mit ihm Zuhause bleiben“.

Die Hamburger Behörde sehe keinen Handlungsbedarf, die Notfalltür könne man schließlich nicht abschließen, sagt die Mutter im RTL-Gespräch. Andere Möglichkeiten würden bisher nicht in Betracht gezogen. Nun soll Marlon früher als gedacht auf die Mittelschule wechseln - fraglich, ob Claudia Hoppe so mit einem besseren Gefühl ihren Sohn zur Schule bringt.