Anwohner über Wende im Fall Émile (†2)

„Die Wahrheit wird uns sehr weh tun”

Was mag Émile nur zugestoßen sein?
Das traurige Schicksal des kleinen Jungen bewegt die Menschen besonders in seinem Heimat-Dörfchen Le Vernet. Dort wurde die Nachricht, dass Familienmitglieder des toten Kindes festgenommen wurden, mit einer Mischung aus Erleichterung und Angst aufgenommen.

„Wir warten schon seit langem auf Antworten“

„Wir warten schon seit langem auf Antworten“, sagt ein Mann namens Gilles dem französischen TV-Sender BFMTV. Jetzt sehe man, „dass die Ermittlungen vorankommen.“ Er warnt vor voreiligen Schlüssen und will das Ende der polizeilichen Ermittlungen abwarten. Zugleich sagt er: „Die Wahrheit wird uns sehr wehtun.“

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Émiles Großvater (2.v.l.) nach der Beerdigungsfeier für den Jungen
Coust Laurent/ABACA

Die Buchautorin Magali Lamy spricht dem Bericht zufolge von Angst. „Die Angst, eine Wahrheit zu entdecken, die schlimmer sein könnte, als wir es uns vorgestellt hatten“, wird sie zitiert. Das sei auch in der ländlichen Umgebung von Le Vernet spürbar, so der Sender weiter. „Wir stellen uns seit zwei Jahren viele Fragen“, klagt eine Frau, deren Name mit Catherine angegeben ist. Eine andere, Veronique, meint demnach: „Das sind kleine Dörfer, daher hat natürlich jeder Fragen. Wir brauchen eine Antwort für die Bewohner und die umliegenden Dörfer.“

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Großeltern, Onkel und Tante in Polizei-Gewahrsam

Am Dienstag (25. März) hatte die Staatsanwaltschaft Aix-en-Provence mitgeteilt, dass die Großeltern des Jungen festgenommen worden seien. Sie stehen unter dem Verdacht der vorsätzlichen Tötung und der unerlaubten Wegnahme der Leiche. Medienberichten zufolge sollen auch eine Tante und ein Onkel von Émile in Gewahrsam gekommen sein.

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Émile war im Sommer 2023 im südfranzösischen Bergdorf Le Vernet verschwunden. Der Zweieinhalbjährige war bei seinen Großeltern im Urlaub, als diese ihn am 8. Juli gegen Abend nach früheren Angaben aus dem Blick verloren haben. Die Polizei hatte monatelang vergeblich mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Vor knapp einem Jahr fand eine Spaziergängerin dann in der Nähe des Dorfes den Schädel des Kindes.

Le Vernet, Ort trauriger Erinnerungen

Le Vernet ist ein Ort, der traurige Erinnerungen weckt. Ganz in der Nähe des Dorfes liegt die Absturzstelle jener Germanwings-Maschine, die der fliegende Massenmörder Andreas Lubitz mit 149 Menschen an Bord vor zehn Jahren absichtlich ins Verderben steuerte. Bereits 2008 rückte Le Vernet wegen des brutalen Mordes an einer Café-Besitzerin unfreiwillig ins Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit. Jetzt der Fall Émile - viele Menschen haben den Eindruck, ihr Dorf sei verflucht.