Der rätelhafte Fall des toten Émile
Neue Hinweise belasten seine Großeltern – Kommissarin ordnet ein
Was geschah wirklich mit Émile?
Ein Sommerurlaub bei den Großeltern. Ein zweijähriger Junge, der plötzlich verschwindet. Ein Schädel, der Monate später in der Wildnis gefunden wird. Und nun stehen Familienangehörige unter Mordverdacht. Die Kommissarin und Kriminal-Expertin Alexandra Rietz hat die aktuellen Entwicklungen analysiert – und gibt eine Einschätzung, wie der Fall noch gelöst werden könnte.
Großeltern, Tante, Onkel – warum steht die Familie im Fokus?

Der Fall Émile bewegt ganz Frankreich – und wird immer rätselhafter. Warum stehen plötzlich die Großeltern unter Verdacht? Was wissen die Ermittler, das bisher nicht bekannt war?
Rückblick: Émile (†2) verschwand im Juli 2023 im südfranzösischen Dorf Le Vernet. Seine sterblichen Überreste wurden im März 2024 gefunden. Jetzt wurden die Großeltern sowie Tante und Onkel festgenommen. Der Tatvorwurf: „Vorsätzlicher Totschlag.“ „Das deutet darauf hin, dass die Behörden ein Verbrechen und keinen Unglücksfall vermuten“, erklärt Kriminalkommissarin Alexandra Rietz im Gespräch mit RTL.
Lese-Tipp: Vermisst, dann tot! Der rätselhafte Fall Émile – eine Chronologie
Lese-Tipp: Durchbruch im Fall Émile (†2)? Großeltern festgenommen

Welche Hinweise erhärten den Verdacht?
Französische Medien berichten über mehrere belastende Ermittlungsansätze:
Observationen und Abhörmaßnahmen: Angeblich wurden Familienmitglieder über Monate hinweg abgehört. Dabei sollen Widersprüche in ihren Aussagen aufgefallen sein.
Durchsuchung und Beweise: Ermittler haben das Haus der Großeltern durchsucht – das Auto des Großvaters und ein Pferdeanhänger wurden sichergestellt.
Geheimer Blumenkübel-Hinweis: Vor wenigen Wochen wurde ein großer Blumenkübel in der Nähe des Fundorts kriminaltechnisch untersucht. Er wurde von einer anonymen Quelle als relevant eingestuft.
„Der Hinweis auf den Kübel könnte von einem Mitwisser stammen – oder frei erfunden sein. Das muss jetzt geklärt werden“, so Alexandra Rietz.
Kommissarin Rietz hält es für möglich, dass der Fall bald aufgeklärt wird. „Es wurden vier Personen festgenommen, die nun getrennt voneinander vernommen werden. Sollten sie für den Tod des Jungen verantwortlich sein, besteht die Möglichkeit, dass wenigstens eine von ihnen dem Druck nicht standhält und ein umfassendes Geständnis abgelegt.”
Auch die Tatsache, dass ein Richter dringenden Tatverdacht begründet hat, deutet darauf hin, dass die Ermittler bereits Beweise oder Insiderwissen haben. „Eventuell gibt es sogar Beweise, wie zum Beispiel die Preisgabe von Täterwissen oder Geständnisse, während abgehörter Telefonate”, so Rietz.
Wie die französische Zeitung Le Parisien berichtet, sollen Ermittler in den Telefonaten der Familie Meinungsverschiedenheiten festgestellt haben. Zudem gebe es Ungereimtheiten in den Zeitangaben des Großvaters. „Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass dieser Fall noch restlos aufgeklärt werden kann”, sagt die Kommissarin.
Die kommenden Tage könnten also entscheidend sein – für Émile, dessen tragische Geschichte noch immer auf eine letzte Antwort wartet. (mit dpa)