Zum zweiten Mal jährt sich das Verschwinden des Jungen, dessen Schicksal die Welt bewegte Tod des kleinen Émile (2) – eine Chronologie der Ereignisse

Sein Schicksal bewegte die Menschen weit über die Grenzen Frankreichs hinaus.
Émile (2) aus dem südfranzösischen Le Vernet wurde fast neun Monate lang vermisst und dann tot aufgefunden. Am 8. Juli jährt sich das Verschwinden des Kindes zum zweiten Mal. Was ihm widerfahren ist, wie genau der Zweijährige ums Leben gekommen ist, konnte bis heute nicht geklärt werden. Eine Chronologie der Ereignisse.
Frankreich: Trotz intensiver Suche keine Spur von vermisstem Émile
Émile verschwindet am 8. Juli 2023 aus dem Garten seiner Großeltern in Le Vernet, einer 125-Einwohner-Gemeinde in den französischen Seealpen. Zwei Zeugen erklären, gesehen zu haben, wie der Zweijährige eine Straße hinunterlief.
Hunderte Einsatzkräfte suchen Émile. Dabei kommen Drohnen zum Einsatz, Handybewegungen werden ausgewertet. Doch selbst Spürhunde finden nicht den kleinsten Hinweis auf den Verbleib des Jungen.
Am 11. Juli wird das gesamte Dorf für Besucher gesperrt, alle Häuser durchsucht, zahlreiche Zeugen befragt – ohne Ergebnis.
Die Suche nach dem vermissten Jungen hält Frankreich monatelang in Atem. Die Polizei sucht ihn unter anderem mit Helikoptern und Wärmebildkameras. Ermittler graben im Wald und spielen Sprachnachrichten der Mutter per Lautsprecher ab, um Émile aus einem möglichen Versteck zu locken. Doch er ist nicht zu finden.
Das Schicksal des Zweijährigen führt zu unzähligen – teils absurden – Spekulationen: Ein Traktorfahrer könne den Jungen mit einer Erntemaschine überfahren haben, möglicherweise sei Émile von einem Wolf oder einem Raubvogel gerissen worden.
Im September 2023 wird eine Betonplatte in der Nähe des Hauses von Émiles Großeltern untersucht. Taucher suchen ein kleines Gewässer in Le Vernet ab, das bis dahin noch nicht im Fokus der Ermittlungen stand. Auch diese Aktionen bringen keine neuen Erkenntnisse.
Im Oktober 2023 gerät ein Bauer ins Visier der Ermittler. Er soll am Tag von Émiles Verschwinden mit dessen Großvater gestritten haben. Das Haus des jungen Landwirts wird zwei Tage lang durchsucht – die Spur verläuft im Sande.

Nicht nur die Ermittler, sondern auch die Medien beschäftigen sich mit der Vergangenheit von Émiles Familienmitgliedern. Berichten zufolge sollen seine Eltern politisch weit rechts stehen.
Im März 2024 gelangen Details über den Großvater des Jungen an die Öffentlichkeit. Er war 2018 Zeuge in einer Untersuchung zu mutmaßlichen Gewalttaten in einer religiösen Gemeinschaft, in der er in den 90er-Jahren als Erzieher tätig war. Auf die Ereignisse angesprochen, bestritt der Großvater sexuellen Missbrauch, räumte jedoch nächtliche Schläge und körperliche Züchtigungen ein.
Ebenfalls im März 2024 wird Émiles Verschwinden mit einem Rollenspiel in Le Vernet rekonstruiert. Bewohner stellen verschiedene Szenarien nach und kehren an die Positionen zurück, an denen sie sich am Nachmittag des 8. Juli 2023 befunden haben.
Am 30. März 2024 entdeckt eine Spaziergängerin in einem Wald menschliche Knochen und einen Schädel: Es sind die sterblichen Überreste des vermissten Jungen. Rund 150 Meter vom Fundort entfernt entdeckten Ermittler Émiles Kleidung. Wie der Junge ums Leben kam, bleibt jedoch unklar.
Am 8. Februar 2025 findet Émile seine letzte Ruhe. Er wird in La Bouilladisse, dem Wohnort seiner Eltern, im engsten Familienkreis beigesetzt.
Am 25. März 2025 deutet sich eine dramatische Wendung in dem Fall an. Émiles Großeltern mütterlicherseits und zwei ihrer erwachsenen Kinder werden festgenommen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen „vorsätzliche Tötung” und „Verheimlichung einer Leiche” vor. Nach zwei Tagen kommen sie wieder frei.
Am 27. März 2025 werden alle vier ohne Anklage freigelassen. Der Staatsanwalt von Aix-en-Provence erklärt, die Ermittlungen zur Familie seien „nicht abgeschlossen” und könnten weitergehen, falle neue Erkenntnisse auftauchen.