Bewegende Trauerfeier für Émile (†2)„Wir können nicht länger ohne Antworten leben” – Großeltern brechen ihr Schweigen

Sein Schicksal bewegte die Menschen weit über die Grenzen Frankreichs hinaus.
Am Samstag (8. Februar) findet Émile (†2) seine letzte Ruhe. Der kleine Junge wurde monatelang vermisst und im März 2024 tot aufgefunden. Im Anschluss sorgen die emotionalen Worte seiner Großeltern Anne und Philippe für Aufmerksamkeit.
Dankbarkeit für Unterstützung – Forderung an Justiz
Anne und Philippe Vedovini sind, wie der französische Sender BFMTV berichtet, zutiefst dankbar für die Unterstützung, die sie in den vergangenen Monaten erfahren haben. „Wir möchten allen, die uns während dieser Tortur unterstützt haben, unseren tiefen Dank aussprechen”, erklären sie. Besonders hervor heben sie die Hilfe der Einwohner von Le Vernet, dem Dorf, in dem Émile verschwand, und La Badouilladisse, dem Heimatort der Familie. Doch die Geduld der Familie sei zu Ende: „Die Zeit des Schweigens muss der Zeit der Wahrheit weichen”, so die Großeltern. „Wir können nicht länger ohne Antworten leben.” An die Behörden richten sie deutliche Kritik: „Die Mittel der Justiz wurden eingesetzt, die Expertengutachten gestellt und dennoch wissen wir immer noch nicht, was mit Émile passiert ist.”
Trotz ihrer Trauer und Erschöpfung bleiben die Großeltern entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. „Neunzehn Monate sind vergangen, neunzehn Monate ohne die geringste Gewissheit. Wir müssen es verstehen, wir müssen es wissen. (...) Wir sind es Émile, seinen Eltern und allen, die ihn geliebt haben, schuldig, nicht aufzugeben, bis wir wissen, was passiert ist.” In einer bewegenden Schlussbemerkung sagen sie: „Émile ist heute beim Herrn. Aber wir werden hier weiter nach Antworten suchen”, versprechen die Großeltern des Jungen.
Frankreich: Trauerfeier in gotischer Basilika
Die Trauerfeier für Émile findet in der Basilika Sainte-Marie-Madeleine in Saint-Maximin-la-Sainte-Baume statt. Sie gehört zu den wichtigsten gotischen Bauten in der Provence.
Weil die Familie des Jungen sehr religiös ist, wird die Beisetzung im Einklang mit dem katholischen Glauben durchgeführt, berichtet der französische Sender BFMTV. Der Priester trägt weiße Kleidung; Émiles Familie hat darum gebeten, dass auch die Trauergäste in Weiß erscheinen dürfen.
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Émiles Sarg wird in die Kirche getragen
Die Zeremonie ist für die Öffentlichkeit zugänglich: ein Wunsch der Familie, die ihre „Dankbarkeit für die unzähligen Zeichen der Unterstützung und des Mitgefühls” ausdrücken möchte. Weil rund 600 Trauergäste erwartet werden, haben die Behörden besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Laut BFMTV sind rund 100 Polizisten im Einsatz.
Um 9 Uhr trifft die Familie in der Basilika ein, darunter Émiles Eltern und seine kleine Schwester. Draußen ist es regnerisch und windig. Rund eine Stunde später wird Émiles Sarg hineingetragen. Durch die Kirche hallen gregorianische Gesänge.
Auf dem Vorplatz der Basilika haben sich Menschen versammelt und lauschen der Messe, die dort live übertragen wird. Ihre Ergriffenheit ist spürbar.
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Beerdigung in Frankreich: Émile wird im engsten Familienkreis beigesetzt
Gut eineinhalb Stunden dauert die Messe, dann öffnen sich die Türen der Basilika. Auf Bildern ist bei BFMTV zu sehen, wie Émiles kleiner Sarg herausgetragen und zum Leichenwagen gebracht wird. Es erklingen gregorianische Gesänge, die Kirchenglocken läuten.
Eine aus Marseille stammende Frau spricht beim Sender von einer „wunderbaren Zeremonie” und hat dabei Tränen in den Augen. „Es war wirklich perfekt”, berichtet die Frau, die selbst Mutter und Großmutter ist. „Die Menschen, die heute bei der Messe waren, haben viel für das Kind gebetet”, fügt ein weiterer Teilnehmer der Trauerfeier hinzu.
Gegen 12 Uhr macht sich der Leichenwagen mit Émiles Sarg auf den Weg nach La Bouilladisse, dem Wohnort seiner Eltern. Dort soll der Junge am Nachmittag im engsten Familienkreis beigesetzt werden.
Polizei suchte monatelang nach vermisstem Jungen
Émile verschwand am 8. Juli 2023 aus dem Garten seiner Großeltern in Le Vernet, einer kleinen Gemeinde in den französischen Seealpen. Die Polizei suchte ihn monatelang erfolglos mit Spürhunden, Helikoptern, Drohnen und Wärmebildkameras.
Am 30. März 2024 entdeckte eine Spaziergängerin in einem Wald Knochen des vermissten Jungen. Den Schädel des Kindes nahm sie mit und informierte die Polizei. Nahe dem Fundort des Schädels entdeckten Ermittler Émiles Kleidung. Wie der Zweijährige starb, ist noch immer unklar – es gibt keine schlüssige Theorie zu den Umständen seines Todes.
Die Familie fordert nun Antworten von der Justiz, um die Tragödie endlich verarbeiten zu können. „Wir werden nicht aufgeben, bis wir die Wahrheit kennen”, sagen Anne und Philippe Vedovini.