Nicht nur Frankreich bangte um den monatelang vermissten Jungen
Kurz vor der Beerdigung – Streit um die Grabstätte des kleinen Émile (†2)

Am Samstag wird Émile im engsten Familienkreis beigesetzt.
Sein Schicksal bewegte die Menschen weit über die Grenzen Frankreichs hinaus. Jetzt steht zwar fest, wann der kleine Émile seine letzte Ruhe finden wird. Doch es gibt Uneinigkeiten zwischen dem Gemeinderat der Stadt Le Vernet und der Familie. Es geht darum, wo der tote Junge seine letzte Ruhe findet.
Eltern von Émile wünschen sich ein Gemeinschaftsgrab
Der Gemeinderat von Le Vernet hat die Beisetzung des Kindes am 8. Februar durch die Vergabe einer Einzelkonzession genehmigt. Die Beerdigung soll am 8. Februar in der Gemeinde Haut-Vernet im engsten Familienkreis stattfinden, berichtet der französische Sender BFMTV. Émiles Eltern, Colomban und Marie, haben diesen Antrag beim Gemeinderat von Le Vernet gestellt, damit ihr Kind in dem Ort beerdigt werden kann, in dem es am 8. Juli 2023 zum letzten Mal lebend gesehen wurde.
„Ich tue dies mit dem Herzen und außerdem zwingt uns das Gesetz dazu“, sagt Bürgermeister François Balique bei der öffentlichen Ratssitzung über den Beschluss. Alle Ratsabgeordneten haben einstimmig entschieden, dass Émile in Le Vernet beigesetzt werden darf, heißt es. Wenn in Frankreich eine Person in einer Gemeinde stirbt, hat sie automatisch Anspruch auf eine Grabstätte an diesem Ort.
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Es gibt jedoch einen Haken: Der Beschluss gilt nicht für Émiles Eltern. Bedeutet: Sollten sie einmal an einem anderen Ort sterben, heißt das nicht, dass sie automatisch im Grab ihres Kindes beerdigt werden können. „Émile ist hier verstorben. Aber seine Eltern und Großeltern leben in Marseille. Wir können nicht alle Zweitwohnsitzer beerdigen lassen, sonst könnte der Friedhof die Leute von hier nicht mehr aufnehmen“, teilt der Gemeinderat mit. Die Großeltern des Jungen besitzen ein Ferienhaus in Le Vernet.
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„Es fällt mir schwer, mich damit abzufinden“
Émile war im Bergdorf Le Vernet verschwunden. Der Zweieinhalbjährige war bei seinen Großeltern im Urlaub, als diese ihn am 8. Juli gegen Abend aus dem Blick verloren. Zwei Zeugen sagten aus, noch gesehen zu haben, wie das Kind eine Straße herunterlief. Immer wieder hatte die Polizei in den Tagen und Wochen nach dem Verschwinden des Jungen mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Das Schicksal des Jungen blieb monatelang ungeklärt - bis eine Spaziergängerin den Schädel des Jungen entdeckte.
Über Monate stand das kleine Dorf immer wieder im Fokus der Berichterstattung. „Es gibt keine Ruhe mehr, es ist ein Dorf der Kuriositäten geworden“, beschwert sich ein anonymer Bewohner gegenüber dem Sender BFM DICI.
Daher ist auch die Grabstätte des Jungen im Dorf bei einigen Anwohnern umstritten. „Was hindert sie daran, die Beerdigung in Marseille durchzuführen? Dieser Junge hat vielleicht die letzten Minuten seines Lebens in Le Vernet gelitten und jetzt soll er hier, weit weg von seiner Familie, beerdigt werden? Es fällt mir schwer, mich damit abzufinden“, so ein Anwohner gegenüber BFMTV.
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Der Bürgermeister will sich auf Anfrage des Senders nicht zu der Situation äußern. In den nächsten Tagen könnte eine neue Gemeinderatssitzung stattfinden, so der Bericht. Ein Mitglied meint: „Das sind Eltern, die 25 Jahre alt sind. In zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren wird die Zeit verstrichen sein, die Dinge werden sich beruhigt haben und wir werden zweifellos wissen, was mit Émile passiert ist. Wenn sie zu diesem Zeitpunkt darum bitten, bei ihrem Sohn sein zu dürfen, wird alles anders sein.“ Bleibt zu hoffen, dass der kleine Émile bald seine Ruhe finden wird – an welchem Ort auch immer. (xes)