Afghane tötete Jungen (2) und Familienvater (41)„Herz statt Hetze” – Aschaffenburg gedenkt der Opfer der Messerattacke
Aschaffenburg hält inne.
Vier Tage nach der Messerattacke in einem Park, bei der der erst zweijährige Yannis und ein 41-jähriger Mann ums Leben kommen, versammeln sich Vertreter aus Politik, Glaubensgemeinschaften und Hilfsorganisationen zu einem zentralen Trauergottesdienst in der Stiftsbasilika St. Peter und Alexander. Der Gottesdienst steht im Zeichen der Trauer und Solidarität – und ruft zu Einheit und Mitmenschlichkeit auf.
Trauer in der Stiftsbasilika – Aschaffenburg sucht Trost

Stiftspfarrer Dekan Martin Heim eröffnet den Gottesdienst mit den Worten: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben gibt für die Freunde.” Dieser Satz verdeutlicht den immensen Verlust, den die Familien durch die brutale Tat erlitten haben.
Die Familien und Angehörigen der Opfer sitzen in den Seitenschiffen der Kirche. Notfallseelsorger stehen ihnen zur Seite und spenden Trost, doch für einige wird der Schmerz zu groß. Weinend verlassen sie, begleitet von Seelsorgern, die Kirche.

Immer wieder sind Kinderstimmen in der Kirche zu hören. Und sofort kommt der Gedanke auf: Wie sehr würden sich die Eltern des kleinen Yanniz wünschen, noch einmal seine Stimme zu hören.
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Bürgermeister von Aschaffenburg: „Herz statt Hetze”

Oberbürgermeister Jürgen Herzing wendet sich während des Gottesdienstes mit bewegenden Worten an die Gemeinde: Er beschreibt den kleinen Jungen als ein Kind, das „mit offenen, großen Augen ins Leben geblickt” hat. Den 41-jährigen Vater von zwei Kindern, der Zivilcourage und dafür mit seinem Leben bezahlte, nennt er einen „Schutzengel” für die anderen Kinder.
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Herzing dankt allen Helfern, die in der schwierigen Situation im Einsatz waren: „Sie alle haben unschätzbare Hilfe geleistet.” Gleichzeitig macht er deutlich, wie wichtig es ist, in dieser Zeit zusammenzuhalten: „Herz statt Hetze”. Das müsse jetzt die Losung sein. An die Angehörigen der Opfer richtet er eine persönliche Botschaft: „Wir werden sie stützen und trösten.”

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenministerin Faeser sind vor Ort. Vor dem Gottesdienst besuchen sie den Tatort im Park und legen dort Kränze nieder. Söder: „Es ist unfassbar, dass ein kleines Kind umgebracht wird, das am Morgen unterwegs war an einem lustigen Tag, sich vieles überlegt hat, ein ganzes Leben vor sich hatte, dieses Kind ist tot.” Er betont die Bedeutung von Besonnenheit und Mitgefühl. „Das Gute und das Böse sind keine Frage von Herkunft, Nationalität, Ethnie oder Glauben.” Die Tat dürfe nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führen.
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Der evangelische Landesbischof von Bayern, Christian Kopp, spricht der Gemeinde Mut zu: „In jedem Kind stirbt auch ein Teil von uns. Aber wir lassen uns unser Herz nicht nehmen von so einer Gewalttat.”
Zischan Mehmood, Imam der Ahmadiyya Muslim Jamaat Aschaffenburg würdigt den zweifachen Familienvater, der dazwischenging, als der Täter am Mittwoch eine Kindergartengruppe attackierte: „Er hat versucht, Menschenleben zu retten und ist damit zum Sinnbild der Menschlichkeit geworden”, sagte er. Es sei nun die Aufgabe aller, diese Menschlichkeit zu bewahren – frei von Hass und Spaltung. Sein Appell, die Tat nicht politisch zu instrumentalisieren, wird mit Applaus bedacht.
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Glockengeläut in ganz Aschaffenburg
Um 11.45 Uhr, der Zeit der Messerattacke, unterbrechen die Trauernden den Gottesdienst. Glocken läuten in allen Kirchen, während die Gemeinde schweigend den Opfern gedenkt. Besonders: Der Gottesdienst wird auf einer Leinwand auf dem Stiftsplatz übertragen, live im Bayerischen Rundfunk gezeigt und auf dem YouTube-Kanal der Stadt gestreamt.
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Getöteter „Held” wird mit Medaille ausgezeichnet – Kindermörder in Psychiatrie
Ein 28-jähriger Afghane greift am vergangenen Mittwoch in einem Park wahllos Menschen mit einem Messer an. Dabei kommen der zweijährige Yannis und der 41-jährige Passant Kai-Uwe D. ums Leben. Er hat vermutlich verhindert, dass der Täter noch mehr Kinder töten konnte. Der Held wird posthum die bayerische Rettungsmedaille erhalten, erklärt Söder am Sonntag. Der eigentlich ausreisepflichtige Täter befindet sich derzeit in einer psychiatrischen Einrichtung. (mit dpa)