Tageshöchstwert 45.000-fach überschritten

Öko-Test „sprachlos“ – fast alle Pizzakartons mit bedenklichen Chemikalien belastet!

Erst Konservendosen und Babynahrung, jetzt Pizzakartons.
Die Funde von Bisphenol A in den Verpackungen unserer Lebensmittel häufen sich. Die Chemikalie ist hormonell wirksam, wird als fortpflanzungsschädigend eingestuft und soll schon in kleinen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen können. Wie Öko-Test das Risiko in der aktuellen Untersuchung einschätzt, erfahrt ihr im Video.

Deshalb sind Bisphenol A und S so schädlich

Öko-Test schickte zehn Pizzakartons aus Papier und Pappe ins Labor – teils von bekannten Ketten und Lieferdiensten, teils solche vom Großhandel, wie sie viele lokale Pizzerien verwenden. „Was von dort an Ergebnissen zurückkam, übertraf unsere Befürchtungen bei Weitem“, schreibt das Magazin. Denn neun Kartons waren mit Bisphenol A (BPA) belastet, acht mit Bisphenol S (BPS).

Beide Substanzen zählen laut EU-Chemikalienverordnung zu den „besonders besorgniserregenden Stoffen“. Während BPS noch nicht so gut erforscht ist, wird BPA mit einer Vielzahl negativer gesundheitlicher Folgen in Verbindung gebracht, unter anderem einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern. Sowohl BPA als auch BPS gelten als fortpflanzungsschädigend.

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„Das macht erst mal sprachlos“

Seit dem 20. Januar dürfen BPA und BPS nicht mehr in Verpackungsmaterialien für Lebensmittel eingesetzt werden. Für Papier gilt die Verordnung nicht. Da im Test in vier Fällen BPA und in allen acht Fällen BPS auf die Pizza überging, stellt sich jedoch die Frage, warum.

Öko-Test: Der Pizzakarton „Italia” von Selgros (Cuboxal) war besonders mit Bisphenolen belastet.
Der Pizzakarton „Italia” von Selgros (Cuboxal) war besonders mit Bisphenolen belastet.
RTL

Bei dem Karton „Italia” von Selgros (Cuboxal) mit der Aufschrift „Pizza” und dem bekannten Motiv eines Pizzaofens und vier italienischer Flaggen rechnet Öko-Test Rekordwerte aus: Würde eine 60 Kilogramm schwere Person daraus eine ganze Pizza essen – sie würde die laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) noch als unbedenklich geltende Dosis an BPA um das 45.000-fache überschreiten. „Das macht erst mal sprachlos“, so Öko-Test.

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Wie gerät die Chemie in die Kartons?

Die Bisphenole können über Recyclingpapier in die Kartons geraten, etwa über fälschlicherweise als Altpapier entsorgtes Thermopapier von Kassenbons oder Parktickets, in dem BPA bis 2020 erlaubt war.

Das Problem: Öko-Test kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die Zusammensetzung der untersuchten Kartons immer gleich ist. Viele Anbieter reagierten nicht auf die Anfrage, wie hoch der Recycling-Anteil ist.

Cuboxal, laut eigenen Angaben Marktführer in Sachen Pizzakartons, beruft sich auf die „Geheimformel des Herstellers“ und erklärt, die Papierqualität hänge von der Wahl des Kunden ab. Somit können die Untersuchungsergebnisse „nicht für sämtliche Kartons eines Designs oder Herstellers Gültigkeit beanspruchen“, erklärt Öko-Test. Neben dem oben genannten Karton von Selgros stammen auch noch zwei weitere sehr hoch belastete Produkte aus der Cuboxal-Fabrik.

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Nur Pizza Hut besteht den Test

Der einzige Hersteller, der sich in Sachen Bisphenol A und S nichts vorzuwerfen hat, ist Pizza Hut (Smurfit Westrock). Die Innen- und Mittelschicht des Kartons bestehen aus Frischfaserpapier, das frei von den Chemikalien ist.

Alle Testergebnisse findet ihr auf ökotest.de. (rka)