Öko-Test untersucht ObstbreiSchon wieder Bisphenol A! Böse Schadstoff-Überraschung in Babygläschen

Baby wird mit Brei gefüttert
In Obstbreien sollte püriertes Obst sein - und sonst nichts.
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Wo steckt es denn noch überall drin?
Hormonell wirksam und fortpflanzungsgefährdend: Bisphenol A machte gerade erst als unerwünschte Chemikalie in Konservendosen Schlagzeilen. Jetzt taucht es erneut auf — in sechs von 15 Obstbrei-Gläschen. Wie gefährlich ist das für Babys?

Wie gerät Bisphenol A in Babybrei?

Für die Untersuchung schickte Öko-Test 15 Obstbrei-Gläschen für Babys ins Labor. Pestizide, Schwermetalle, erhöhte Keimbelastung — all das war erfreulicherweise bei den Ergebnissen kein Thema. Sechs Breie sind „gut“, zwei sogar „sehr gut“.

Dass dafür aber in sechs Produkten Bisphenol A (BPA) auftauchte, überraschte das Test-Team. Und offenbar auch die Hersteller: „Alle versicherten, dass BPA bei ihren Verpackungen nicht zum Einsatz kommt, auch nicht beim Deckel“, heißt es im Bericht. Wie kommt die Chemikalie also in den Brei?

Das Obst selbst könnten das Problem sein. Denn BPA „baut sich in den Lebensmitteln nicht ohne Weiteres ab — und kann etwa auch auf dem Transport, durch die dort verwendete Verpackung, in die Rohstoffe gelangen“, so die Erklärung von Jürgen Arning, Experte für Chemikalien beim Umweltbundesamt, im Magazin.

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Diese BPA-Gehalte stellte Öko-Test fest

Um die Funde zu bewerten, richtete sich Öko-Test nach den strengen Grenzwerten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Nach diesen liegt die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) bei 0,2 Nanogramm (Milliardstel eines Gramms) pro Kilogramm Körpergewicht.

Würde ein acht Kilogramm schweres Kind 100 Gramm eines belasteten Breis essen, wäre die tolerierbare Tagesdosis somit um das Zwei- bis Fünffache ausgeschöpft. Beim Sprösslinge Apfel Holsteiner Cox von Nanny Pear Food, dem am höchsten belasteten Produkt, sogar um das 181-fache.

Was macht die Chemikalie so gefährlich? „BPA soll schädlich auf das Immunsystem wirken“, so Öko-Test auf Nachfrage von RTL. Weiterhin wirke es auf den Hormonhaushalt ein. Zu den Gesundheitsrisiken zählten unter anderem „Reproduktions- und Entwicklungsstörungen, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Karzinogenität, kognitive und verhaltensbezogene Entwicklungsstörungen“.

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„Wissenschaftliche Unstimmigkeiten“ — zu viel oder nicht zu viel?

Für die betroffenen Breie gibt es bei Öko-Test dennoch nur eine vergleichsweise milde Abwertung um zwei Noten. Der Grund: Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt derzeit einen deutlich weniger strengen TDI von 200 Nanogramm pro Kilo Körpergewicht — dieser ist 1.000-mal so hoch wie der Grenzwert der EFSA. „In allen Tests sehen wir uns dem vorbeugenden Verbraucherschutz verpflichtet und orientieren uns an dem strengeren Wert. Da es jedoch wissenschaftliche Unstimmigkeiten zwischen BfR und EFSA gibt, werten wir ‚nur‘ mit -2 ab“, erklärt Öko-Test auf Nachfrage von RTL.

Somit bekommt der Sprösslinge Apfel Holsteiner Cox das Gesamturteil „befriedigend“, drei weitere Breie sind „ausreichend“. Dazu zählen Babylove Erdbeere & Himbeere von dm sowie Freche Freunde Baby Apfel, Erdbeere & Blaubeere von Erdbär. Sowohl Nanny Pear Food als auch Erdbär kündigten laut Öko-Test an, sich auf Ursachensuche zu begeben, wie das BPA in ihre Produkte geraten konnte.

Mehr zu den Ergebnissen findet ihr auf der Website von Öko-Test.