Zehntausende Follower und trotzdem einsam!: Jaquelyn (31) spricht wildfremde Menschen an, um nicht mehr allein zu sein
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„Ich habe das Gefühl, ich bin abgeschnitten von der Gesellschaft.” Jaquelyn Reimann lebt in Hannover, hat Freunde, eine Familie und auf TikTok über 40.000 Follower. Trotzdem fühlt sich die 31-Jährige häufig einsam. Das geht so weit, dass sie auf Spaziergängen wildfremde Menschen anspricht, um aus ihrer Einsamkeit herauszukommen. Sind in eurem Bekanntenkreis ebenfalls Menschen, die einsam sind? Im Video verrät euch Reimann, wie ihr denen etwas helfen könnt.
Jaquelyn Reimann: „Ich habe das Gefühl, ich bin abgeschnitten von der Gesellschaft irgendwo. Nicht weil ich es möchte, sondern weil es irgendwie passiert ist."
Jaqueline ist 31 und wohnt in Hannover. Sie leidet unter Einsamkeit - und dabei ist sie gar nicht alleine. Sie hat Freunde, sie hat Familie. Und doch ist da dieses Gefühl. Auf TikTok spricht sie ganz offen darüber.
„Einsamkeit bedeutet nicht, dass du nicht gerne alleine bist. Einsamkeit bedeutet, dass du dich innerlich verloren fühlst. Dass du in einer Stadt mit über 500.000 Menschen stehen kannst, umgeben von Leben, und dich trotzdem tief in dir leer fühlst."
Damit ist sie nicht die Einzige. Verschiedene Studien zeigen: Es sind vor allem junge Menschen bis 30 und Ältere ab 65, die sich einsam fühlen - in Großstädten wie Berlin, Hamburg und München ist das Einsamkeitsrisiko besonders hoch. Jaqueline beschreibt den Moment, in dem sie zum ersten Mal Einsamkeit verspürt.
Jaquelyn Reimann: „Dann gab es da eine Veranstaltung, da bin ich hingegangen und ich wusste auch, da kennen mich einige Leute und ich weiß, ich habe Anschluss. Ich bin also hingegangen und keine zehn Minuten später gucke ich mich einmal rundherum um und ich habe keinen so richtig - ich habe mich nicht wiedererkannt."
Christopher Wittich: „Was ist das für ein Gefühl? Kannst du das, kannst du das beschreiben?"
Jaquelyn Reimann: „Das ist ein fremdes Gefühl, weil man sich selbst nicht mehr zuordnen kann. Weil man das Gefühl hat, dass irgendwas mit einem nicht richtig ist. Warum man sich nicht so anpassen kann, wie andere das können. Man sieht es ja überall unter seinen eigenen Freunden, die ihre eigenen Kreise haben und vor allem ganz stark auf Social Media, wo immer groß die ganzen Freundeskreise gezeigt werden, wie viel Spaß man hat. Und wenn man das dann sieht und das auf sich selber impliziert, dann kommt da ganz schnell der Gedanke: Was stimmt mit mir eigentlich nicht?"
Einsamkeit ist aber nicht nur ein Gefühl - langfristig kann es es sogar gesundheitliche Folgen haben.
Melanie Eckert, Psychologin: „Einsamkeit hat den Effekt wie das Rauchen von 15 Zigaretten pro Tag. Das ist eine enorme Auswirkung. Wir wissen, dass dadurch Personen kürzer leben, dass sie eine höhere Sterberate haben, Herz-Kreislauf-Erkrankungen höher sind und auf der psychischen Seite auch wirklich schwere psychische Störungen wie schwere Depressionen oder suizidale Gedanken häufiger eine Folge sind."
Christopher Wittich: „Was hast du alles schon probiert, um aus dieser Einsamkeit, aus diesen einsamen Momenten rauszukommen?
aquelyn Reimann: „Eine Menge. Ich habe so viel probiert, ich könnte ein Buch darüber schreiben. Wenn ich hier spazieren bin - das eine Mal saß eine ältere Dame auf der Bank. Ich habe mich einfach dazugesetzt und mit ihr gequatscht."
Christopher Wittich: „Hat das funktioniert?"
Jaquelyn Reimann: „Ja, ich hatte so das Bedürfnis zu reden. Und dann hatte ich mit ihr auch ein echt nettes Gespräch. Ich habe angefangen, mich gemeinnützig zu engagieren. Ich gehe zur Obdachlosenhilfe, gebe Essen aus. Ich gehe Katzen streicheln dienstags. Ich lade mich mittlerweile selber bei Freunden ein. Ich versuche meinen Freunden das näher zu bringen und zu sagen: Ich brauche ein bisschen mehr."
Christopher Wittich: „Was würdest du sagen, muss die Gesellschaft anders machen, damit einsame Momente für dich weniger werden und auch für andere weniger werden?"
Jaquelyn Reimann: „Definitiv mehr hinsehen, mehr zuhören. Wieder lernen, nahbar zu sein. Mal wieder mit dem Nachbarn unterhalten, mal wieder den Postboten grüßen, wieder fremde Leute fragen: Wie geht's dir eigentlich? Oder Komplimente geben."
Einsamkeit ist ein weit verbreitetes Gefühl. Doch es sind schon kleine Begegnungen im Alltag, die einen großen Unterschied machen können.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, TikTok/jaquelyn.rmn

