Pro und Contra - und was eine Paartherapeutin dazu sagt
Wenn Paare sich nichts mehr schenken: Ist das der Anfang vom Ende?
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von Madeline Jäger und Ingo Jacobs
Schenken Sie Ihrem Partner etwas zu Weihnachten, oder haben Sie sich bereits dagegen entschieden? Immer mehr Menschen wollen sparen, auch an Geschenken. Aber ist das in einer Partnerschaft die richtige Entscheidung oder sollte besser immer etwas für den Herzensmenschen unter dem Tannenbaum liegen, damit eine Beziehung dauerhaft funktioniert? In einem Pro- und Contra-Kommentar erklären wir, warum wir hier unterschiedlicher Meinung sind. Außerdem schildert Paartherapeutin Eva-Maria Zurhorst (60) im Gespräch mit RTL, worauf Paare bei ihrer Entscheidung achten sollten.
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Pro-Geschenke-Kommentar von Madeline Jäger: Auf Geizhals-Partner kann man gut verzichten
„Dieses Jahr schenken wir uns nichts“, heißt es von meinen besten Freunden – das Leben sei ja gerade schon teuer genug. Klar, geht mir dabei durch den Kopf. Das stimmt, aber so gar kein Geschenk für anderen bereithalten, das kommt mir doch sehr rational und abgeklärt vor.
Reicht es nicht, sich zu reduzieren – vielleicht auch abseits von Geschenken mehr zu sparen und können wir nicht auf einen Geizhals-Partner gut verzichten?
Die Liebe lebt doch vom Irrationalen, von Überraschungen – davon, sich auch mal Stress für den anderen zu machen, sich auch mal etwas aufzubürden, was wahrscheinlich sachlich betrachtet nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Das Gefühl beschenkt zu werden ist einfach wunderbar und in erster Linie gegenseitige Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die verschenkt wird.
Wenn sich Paare komplett gegen Geschenke entscheiden, läutet dieses Geschenke-Verbot das Ende einer gut laufenden Beziehung ein. Schenken ist eine Form der sozialen Kommunikation, die verbale Kommunikation unterstützt – so heißt es von Soziologen. Wer sich also dagegen entscheidet, kapituliert in gewisser Art und Weise und will nicht mehr kommunizieren. Doch Kommunikation ist der Schlüssel für eine gut laufende Beziehung.
Wer behauptet, sich nicht über ein kleines Weihnachtsgeschenk zu freuen, der lügt. Denn Geschenke zu bekommen, sie auszupacken und vor allem, sie selbst zu verschenken, das gehört zum Weihnachtsfest, wie die vier Kerzen auf dem Adventskranz. Das Weihnachtsfest sollte die Grundfeste einer guten Beziehung besser nicht mit Ignoranz strafen, sonst hat das Fest der Liebe seinen Sinn gänzlich verfehlt.
Contra-Geschenke-Kommentar von Ingo Jacobs: Bewusst auf das Schenken von Dingen verzichten
Schenken ist eine gute Sache - keine Frage! Das Bindungshormon Oxytocin wird ausgeschüttet und das Glückshormon Serotonin belohnt auch den Schenkenden - so gesehen ist Schenken ein Akt, der gut für das Soziale, aber auch für das Individuum selbst ist. Warum also sollten Paare darauf verzichten, sich Sachen zu schenken? Bedeutet es das Ende der Liebe, wenn wir dem anderen keine Freude mit Dingen machen wollen?
Auf keinen Fall, denke ich. Geschenke in Form von Dingen, die der andere sich wünscht, sind ja eigentlich nur eine Materialisierung, ein Symbol für die Liebe, die ein Mensch für einen anderen Menschen empfindet. Aber im stressigen Alltag geht die Liebe oft unter - und das wollen viele Menschen mit Dingen, die sie dem anderen schenken, wieder wettmachen. Aber ist das die Lösung dafür, dass die Liebe im Alltag zu kurz kommt?
Bewusst auf das Schenken von Dingen zu verzichten, sollte deswegen damit einhergehen, dass sich Paare stattdessen daran erinnern, was in der Liebe wirklich wichtig ist: Zeit und Aufmerksamkeit für den anderen, kleine Gesten der Liebe im Alltag, Wertschätzung und Unterstützung in allen Lebenslagen. Paare, die auf materielle Geschenke verzichten, sagen deswegen ja auch oft: „Wir sind einander Geschenk!"
Das Geld, das nicht für Geschenke ausgegeben wurde, können Paare dann auch gut gemeinsam für andere Dinge einplanen: Geld für Kinderbetreuung, um mal wieder zusammen Zeit zum Beispiel im Restaurant zu verbringen, gemeinsam einen Ausflug damit unternehmen, es für den Urlaub zu zweit einplanen - oder sich etwas überlegen, was sich beide schon immer zusammen anschaffen wollen: lauter Dinge, die die Paarbeziehung wirklich stärken.
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Paartherapeutin Eva-Maria Zurhorst: "Geschenke sind ein emotionales Thema"
Deutschlands wohl bekannteste Paartherapeutin Eva Maria Zurhorst (60) weiß aus ihrem Berufsalltag, dass sowohl aus dem Schenken als auch aus dem Verzicht auf Geschenke an Weihnachten „Riesen-Dramen entstehen können.“
In beiden Fällen kann es zu Streit kommen und es können Gefühle verletzt werden. Wenn ein Geschenk zum Beispiel so gar nicht den Geschmack des Partners trifft und Erwartungen nicht erfüllt werden, beschreibt die Expertin.
„Geschenke sind ein emotionales Thema und unter dem Baum herrscht sowieso manchmal eine aufgeladene Stimmung“, weiß sie als erfahrener Beziehungscoach. Wenn Zurhorst Paare vor sich sitzen hat, die sich nichts mehr schenken, wird sie als Paartherapeutin hellhörig.
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Eva Maria Zurhorst: „Eine gute Partnerschaft braucht kleine Gesten“
„Ich frage dann, wie es bei dem Paar um die Romantik in der Beziehung steht. Denn eine gute Partnerschaft braucht kleine Gesten, die Liebe muss genährt werden“, so Zurhorst. Manchmal sei der Verzicht auf Geschenke ein Zeichen für eine gewisse Resignation und ein Partner findet es nicht gut, sich nichts zu schenken – hat aber zugestimmt. Oft seien es die Frauen, die gerne eine kleine Aufmerksamkeit hätten, aber nicht immer den Mut haben, den Wunsch zu äußern.
„Schenken heißt auch, sich mit dem anderen zu beschäftigen. Für Männer ist das oft bequemer, sich nichts zu schenken und Frauen macht die Suche nach Geschenken mehr Spaß“, so die Erfahrung der Therapeutin.
Ihre Meinung ist uns wichtig: Schenken Sie Ihrem Partner etwas zu Weihnachten?
Paartherapeutin rät: „Schenken Sie sich gemeinsame Zeit“
Doch ist es der Anfang vom Ende, wenn Paare sich dafür entscheiden, sich nichts zu schenken? „Meiner Meinung nach muss das nicht sein. Vorausgesetzt, man redet darüber und versteht einander“, so Zurhorst. Die Kommunikation darüber sei essenziell – und nicht nur einmal sollten Paare dazu kommunizieren, sondern immer mal wieder, um sich sicher zu sein, wie der Partner wirklich über die Abmachung denkt.
Und was ist der wichtigste Experten-Tipp?
„Paare sollten sich eine Kleinigkeit schenken, es muss auch nicht materielles oder teures sein. Gut ist zum Beispiel gemeinsame Zeit zu verschenken“, rät Zurhorst. Dies könnte man als Gutschein in eine schöne Karte schreiben und dem Partner damit eine Freude machen.
Und was, wenn Paare sich zum ersten Mal gegen Geschenke entscheiden und einer sich vielleicht doch nicht daran hält – sollte man ein Back-up-Geschenk für den Notfall haben? Das schade laut Zurhorst nicht und sei absolut hilfreich. Wer doch nichts hat und etwas bekommt, sollte das erklären und mit Zuneigung reagieren. „Weihnachten bedeutet nicht unbedingt Geld auszugeben, aber es bedeutet, sich etwas zu schenken“, appelliert die Expertin zum Schluss.