Schüler wurde von einer Lore überrollt

Vincents (10) Eltern klagen an: Kein Kind sollte auf einer Klassenfahrt sterben

Kein Kind sollte auf einer Klassenfahrt sterben Vincents (†10) Eltern klagen an:
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Vincents (†10) Eltern klagen an:
Kein Kind sollte auf einer Klassenfahrt sterben

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von Sebastian Stöckmann und Bastian Schlüter

„Wir wussten nicht, dass das der letzte Abschied wird.“

Im Juni 2019 bricht Vincent zu seiner ersten großen Klassenfahrt auf. Der Zehnjährige kommt nicht zurück: Er wird von einer hunderte Kilo schweren Lore überrollt und stirbt. Auch nach mehr als vier Jahren ist für den schrecklichen Unfall noch niemand zu Rechenschaft gezogen worden. Doch Vincents Eltern Kathleen (43) und Sven D. (47) kämpfen weiter für Gerechtigkeit.

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Schüler stirbt auf Klassenfahrt in Niedersachsen

„Der Abschied war für mich noch ganz normal", erinnert sich Sven D. an den Tag, an dem er seinen Sohn zum letzten Mal sieht. „Das Ungewöhnliche war, dass er sich so liebevoll von Nova verabschiedet hat, seiner kleinen Schwester. An dem Morgen hat er sie geküsst, und sie war darüber total glücklich. Und ja – wir wussten nicht, dass das der letzte Abschied wird."

Die Klassenfahrt geht zum Waldpädagogikzentrum Hahnhorst in Niedersachsen. Die Schüler sollen dort den Lebensraum Wald kennenlernen. Am 18. Juni 2019 gerät Vincent beim Spielen mit Mitschülern unter die Räder einer beweglichen Lore, einem in Bergwerken oder Steinbrüchen eingesetzten Transportwagen. Das rund 400 Kilo schwere Gerät ist ein Überbleibsel einer Erzbergbau-Grube, die sich früher auf dem Waldgelände befand und später zu einem Spielgerät für Kinder umgebaut wurde. Der Zehnjährige überlebt den Unfall nicht.

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Vincents Eltern: Unfall mit Lore wäre vermeidbar gewesen

Für Vincents Eltern wird das Leben nie wieder sein, wie es war. Und sie sind sich sicher: Der Tod ihres Sohnes wäre vermeidbar gewesen. „Kein Kind dieser Welt, was Eltern aus den Händen geben, darf auf einer Klassenfahrt sterben", sagt Sven D. „Es sei denn, es ist ein schrecklicher Unfall, der unvermeidbar war, ein Verkehrsunfall oder was auch immer. Aber auf einem pädagogisch vermeintlich sicheren Gelände ein Kind zu verlieren unter diesem Monstrum, was dort beweglich war, ist unglaublich."

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Gutachter stellen später fest, dass die Lore dort nie so hätte stehen dürfen. Der Veranstalter sei offenbar „mit Scheuklappen unterwegs" gewesen, erklärt Dr. Benjamin Munte, der Anwalt der Familie. Dass die Gefährlichkeit der Lore nicht erkannt wurde, ist für ihn „unerklärlich". Ein Prozess soll klären, wer schuld am Tod des Schülers ist. Doch diverse Gutachten und mehrfach abgelehnte Anklagen verzögern den Beginn immer weiter.

Am 29. November muss sich nun eine Angestellte des Waldpädagogikzentrums vor dem Verdener Landgericht verantworten. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung durch Unterlassen. Vincents Eltern wollen endlich wissen, wer für den Tod ihres Sohnes verantwortlich ist. „Es muss einen Schuldigen geben", sagt Kathleen D. „Damit es nicht irgendwann heißt: Vincent ist selbst schuld."