Mehr Straftaten von Minderjährigen

RTL-Recherche zeigt: Unsere Kinder werden immer gewalttätiger

Der Schock über den grausamen Mord an der kleinen Luise aus Freudenberg sitzt noch immer tief. Besonders erschütternd: Nach RTL-Informationen haben sich die minderjährigen Täterinnen vor der Tat über ihre Strafmündigkeit informiert – der Mord war offenbar kaltblütig geplant. Angriffe mit Kindern und Jugendlichen als Tätern kommen in Deutschland immer häufiger vor, wie RTL-Recherchen belegen: Allein in Schleswig-Holstein ist die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen um 50% gestiegen. Mehr dazu im Video.
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Erschreckende Zahlen: Mehr als doppelt so viele minderjährige Tatverdächtige in Schleswig-Holstein

Kinder, die gewalttätig werden, foltern und sogar morden – in den letzten Wochen sorgten Straftaten von Minderjährigen immer wieder für Schlagzeilen. Dass die Zahlen von minderjährigen Straftätern steigen, bestätigen auch Daten, die RTL vorliegen – und zwar deutlich.

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Nach RTL-Recherchen ist die Kinder und Jugendkriminalität in vielen Bundesländern gestiegen – vor allem bei den unter 14-Jährigen. In Hamburg waren es rund 41 Prozent mehr – in Baden-Württemberg rund 35 Prozent. Und auch in Niedersachsen und Rheinland Pfalz hat die Zahl der Straftaten von unter 14-Jährigen zugenommen.

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Statistik
Grundsätzlich verzeichnen die Zahlen einen generellen Anstieg - auch im Vergleich zu den Jahren vor der Corona-Pandemie.
RTL

Genereller Aufwärtstrend bei Straftaten von unter 14-Jährigen

Aus den Zahlen wird deutlich: In den Jahren der Pandemie gingen die Straftaten in hohem Maße zurück, stiegen aber nach Beendigung der Maßnahmen genau so schnell wieder an – und schossen sogar über das Vor-Corona-Niveau hinaus. In Nordrhein-Westfalen stiegen die Zahlen der Straftaten von Minderjährigen nach Corona um fast 6.000 Fälle.

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Gleiches gilt für Bayern und Hessen – im Vergleich zur Pandemie stiegen die Straftaten der unter 14-Jährigen in Hessen um 34 Prozent. In Berlin und Sachsen-Anhalt treten ebenfalls immer mehr Kinder als Tatverdächtige in Erscheinung – im allgemeinen Vergleich sogar mehr als vor der Pandemie.

Die Zahlen und Prozentwerte haben die Innenministerien sowie Landeskriminalämter auf RTL-Anfrage bereitgestellt. Sie basieren auf den bundesweit einheitlich erfassten Zahlen der Polizeikriminalstatistik. Aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Thüringen und dem Saarland liegen der Redaktion zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels keine Zahlen vor.

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Straftaten von Minderjährigen sorgen für Schlagzeilen - Diskussion über Strafunmündigkeit

Der Fall Luise ist nicht der einzige, der in den letzten Wochen für Entsetzen gesorgt hat. Auch die brutale Attacke von Minderjährigen auf eine 13-Jährige in Heide erschütterte ganz Deutschland. Das Mädchen wurde regelrecht gequält, sie wurde beschimpft, bespuckt und die Täterinnen drückten ihr eine Zigarette ins Gesicht. Dieser Angriff löste bereits eine Debatte über die Strafunmündigkeit von unter 14-Jährigen aus.

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Trotz wohl geplantem Mord: Keine strafrechtlichen Konsequenzen für Luises Mörderinnen

Hatten Luises Klassenkameradinnen den Mord schon lange geplant? Nach RTL-Informationen sollen sich die beiden Mädchen vor der Tat mit der Strafmündigkeit von Tätern befasst haben.

Hinweise darauf wurden bei Durchsuchungen im Hause der Haupttäterin gefunden. Dass sie – trotz wohl geplanter Vorgehensweise – nicht für ihre Straftaten belangt werden können, sorgt bei Menschen in und außerhalb der 17.000-Einwohner-Stadt Freudenberg für Fassungslosigkeit. (xas)

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