RTL-Interview mit Kinder- und Jugend-Therapeut Christian Lüdke
Therapeut zum Mordfall Luise (12): "Es gibt oftmals Warnzeichen"
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Der Mord an Luise ist ein ungewöhnlicher, besonders schlimmer Fall. Das Opfer ist ein Kind, die Täterinnen sind Kinder. Nicht nur das, eine der beiden soll sogar Luises beste Freundin gewesen sein. Wie konnte es zu dieser Tat kommen? Darüber hat RTL Nachtjournal-Moderatorin Ilka Essmüller mit dem Kinder- und Jugend-Therapeuten Christian Lüdke gesprochen.
„Wut-Stau löst enormer Aggressionen aus“
Er sagt: „Wenn eine Situation so derart eskaliert, kommen in der Regel mehrere Faktoren zusammen.“ Als Beispiele nennt er „massive Kränkungen, Demütigungen, Verletzungen.“ Es handele sich um einen „Wut-Stau enormer Aggressionen“, der ausgelöst worden sei. Für den Experten ist das eine „Form von Hilflosigkeit“, es sei der „Versuch, einen Konflikt möglichst schnell und dauerhaft zu lösen.“
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Lüdke vermutet eine „lange, gestörte Persönlichkeitsentwicklung“ bei den Mädchen, die Luise umgebracht haben. Gründe hierfür könnten sein, „keine bedingungslose Liebe erfahren zu haben“ oder „nicht gelernt zu haben, mit Konflikten umzugehen.“
"Außenstehende können Verhaltensänderungen im Vorfeld erkennen“
Es gebe „oftmals Warnzeichen“ für eine solche Gewalttat, so der Experte aus dem nordrhein-westfälischen Lünen. „Eine Jugendliche wird nicht als Mörderin geboren, man wird auch nicht über Nacht zu einer solchen Täterin“, sagt er. Es gebe vorher eine „Reihe von Ereignissen“ und „Verhaltensänderungen“, die sich beobachten ließen.
Mögliche Anzeichen seien, dass sich Jugendliche plötzlich zurückziehen, aggressiv werden, Gewaltdrohungen aussprechen. „Außenstehende können sehr wohl Verhaltensänderungen im Vorfeld erkennen“, so Christian Lüdke.
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"Sie wissen, dass tot für immer tot bedeutet"
Der Therapeut führt weiter aus, dass Kinder im Alter von 12 und 13 Jahren sehr wohl wüssten, dass „tot für immer tot“ bedeutet, sie seien sich also über die Konsequenzen ihres Handelns bewusst. „Aber das spielt im Moment der Tatausübung keine Rolle. Es geht nur darum, den eigenen Gefühlen freien Lauf, diese Aggressionen rauszulassen.“
Es sei nun wichtig, so Lüdke, Maßnahmen zu treffen, damit die Kinder künftig ein „straffreies Leben“ führen könnten. (uvo)