Tötete er, um seine Ex-Frau zu bestrafen?
Vater gesteht unter Tränen: Ich bin schuld am Tod meiner Kinder
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Dieser Mann soll seine eigenen Kinder getötet haben! Es sind unglaubliche Vorwürfe gegen Jit S.: Seine 7-jährige Tochter fand die Polizei im Mai 2022 tot in der Wohnung der Mutter, sein 11-jähriger Sohn lag mit schweren Verletzungen auf der Straße vor dem Haus. Kurz nach dem schrecklichen Fund starb auch der Junge. Ist der 47-Jährige ein Doppelmörder seines eigenen Fleisch und Blutes? Was steckt hinter der vermeintlichen Tat, sollte die Ehefrau bestraft werden? Das soll nun der Prozess vor dem Hanauer Landgericht klären.
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Angeklagter weint zu Prozessbeginn
Er wirkt niedergeschlagen, geistesabwesend und kraftlos, als er am Mittwoch Mittag den Gerichtssaal betritt. Jit S. kann seiner Frau, die als Nebenklägerin auftritt, nicht in die Augen blicken, so der erste Eindruck von RTL-Reporterin Bella Christophel. Der Vater mit indischer Staatsangehörigkeit steht unter zweifachem Mordverdacht – Opfer sind seine beiden Kinder, elf und sieben Jahre alt.
Als der Richter seinen Familienstand als geschieden bezeichnet, fängt der Angeklagte an zu weinen. Tränen tropfen von seiner Nase, seine Ex-Frau schaut er immer noch nicht an. Das Weinen wird immer heftiger – ist das Reue?
Jit S.: "Meinetwegen sind meine beiden Kinder zu Tode gekommen"
Die von seinem Anwalt verlesenen Worte von Jit S. zu Beginn des Prozesses klingen fast wie ein Geständnis: „Wegen mir sind meine beiden Kinder zu Tode gekommen.“ Er trage allein die Verantwortung für das Leid. Seine Tat ist unentschuldbar, er bedauere sie zu tiefst. Niemand könne ihm verzeihen. Er frage nicht nach Vergebung.
Die Vorwürfe gegen den Mann machen sprachlos: Vor einem Hochhaus in Hanau (Hessen) war am 11. Mai 2022 zunächst sein gefunden worden, er starb wenig später an den Folgen eines Sturzes aus „großer Höhe“, wie die Polizei meldete. Die 7-jährige Tochter starb nach Angaben der Ermittler an Verletzungen durch „scharfe Gewalteinwirkung im Halsbereich“. Nach der vermeintlichen Tat war der Angeklagte in Frankreich untergetaucht und zwei Monate später nach Deutschland ausgeliefert worden. Seitdem saß er in Untersuchungshaft.
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Vater soll Tochter erstochen haben
Laut Anklage soll der Mann nach der Trennung im Januar 2022 Druck auf seine Ehefrau ausgeübt und ihr und ihren Kindern gedroht haben, sie zu töten. Da die Frau die Beziehung nicht wieder aufnehmen wollte, soll er beschlossen haben, sie dafür zu bestrafen.
Und die Strafe war mehr als grausam: Der Angeklagte soll seine Kinder früh morgens abgepasst haben, als sie auf dem Weg zur Schule waren. Da die Mutter bereits zur Arbeit gefahren war, soll der Vater freie Hand gehabt haben, um seine Tochter auf ein Bett zu drücken und sie mit einem spitzen Gegenstand tödlich am Hals zu verletzen.
Junge flüchtet auf Hochhaus-Balkon und stürzt in die Tiefe
Was sein Vater seiner Schwester angetan hat, soll der elfjährige Bruder hautnah mit angesehen haben. In Todesangst sei er auf den Balkon gelaufen und aus dem neunten Stock des Hochhauses in der Hanauer Römerstraße gestürzt. Wenig später erlag er im Stadtkrankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Anwohner und ganz Deutschland zeigten sich nach dem Bekanntwerden des Vorfalls entsetzt über soviel Grausamkeit an Kindern. „Man ist geschockt, vor allem, wenn man selbst Mutter ist“, sagte eine 32-Jährige am Tag der Tat im RTL-Interview vor dem Hochhaus. "Schrecklich. Einfach nur schrecklich", so Tolga B., ein junger Mann, der in der Nähe wohnt. Er habe von dem Verbrechen nichts mitbekommen: "Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll." Auch Monate nach der Tat bleibt die Fassungslosigkeit über die Geschehnisse.
Zu tief sitzt der Schmerz: Mutter verlässt nach Anklageverlesung den Saal
Die Mutter der Kinder tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf. Auch sie bricht vor Gericht in Tränen aus. Als der Staatsanwalt die Details verliest, durch die ihre Kinder zu Tode kamen, kann sie laut RTL-Reporterin Bella Christophel die Fassung nicht mehr wahren. Sie verlässt den Gerichtssaal nach der Anklageverlesung weinend, zu groß sind die Emotionen.
Schlug der Vater häufiger zu?
Bereits vor der Tat soll der Angeklagte in einem Fall von häuslicher Gewalt aufgefallen sein. Laut Angaben der Polizei wurde daraufhin eine sozialpädagogische Hilfe für die Familie organisiert.
Lese-Tipp: Häusliche Gewalt: Hier finden Opfer Hilfe
Neben dem Auftakt sind bereits zehn Fortsetzungstermine für den Prozess geplant. Am 1. und am 15. Februar wird die Mutter der Kinder und Jit S. Ex-Frau vernommen. (dpa/bch/gmö/hni)