Bis zu 1250 Euro. Diese Prämie klingt verlockend - auch für Ulrike Töllner, die schon länger am grübeln war, ob ein eigenes Auto eigentlich noch Sinn ergibt.
"In der Innenstadt, vor allem hier in der Altstadt ist es extrem eng und es ist eher stressig mit dem Autofahren. Es ist auch nicht einfach immer nen Parkplatz zu bekommen."
So hat also die ehemalige Lehrerin ihr Auto fürs erste abgemeldet und nutzt jetzt stattdessen für ein Jahr den ÖPNV, hat sich beim Carsharing angemeldet und hat sich dazu noch ein E-Bike angeschafft. Genau für diese Alternativen ist die Prämie gedacht, wobei ein Teil - nämlich 400 Euro auch als Marburg Gutschein ausgehändigt wird.
"Die sind praktisch wie Bargeld in Marburg. Da kann man überall - Restaurants, Supermärkte, Läden - alle möglichen Läden.. kann man die benutzen."
Die Stadt Marburg möchte ein Umdenken bei der Bevölkerung erzielen: weniger Autos in der Innenstadt bedeuten mehr Platz für die Menschen, der Klimaschutz profitiert und der Busverkehr ebenso.
"Also von Seiten der Stadtwerke Marburg freuen wir uns natürlich, dass wir Bestandteil der Prämie sind und in der ersten Welle haben tatsächlich 30 von 50 Prämienempfängerinnen und -Empfängern sich für die Prämie ÖPNV entschieden.(...) Also alles, was den ÖPNV im Image stärkt und dem Thema ne echte Chance gibt auch mal drüber nachzudenken umzusteigen ist immer toll."
Toll, aber auch teuer? 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben das Angebot der 1250 Euro bislang angenommen, eine zweite Welle ist jetzt schon geplant. Kosten, die sich lohnen. Sagt die Stadt.
"Also wenn wir zum Beispiel einen Parkplatz bereitstellen müssen in Form von einer Hochgarage, dann kostet uns dieser Parkplatz 30 Tausend Euro. (...) Und diese Kosten, die können wir vermeiden, wenn Menschen ihr Fahrzeug abmelden. Alleine das... dadurch amortisiert sich die Prämie locker."
50 Marburgerinnen und Marburger verzichten also jetzt für ein Jahr auf ihr Auto, so wie Ulrike Töllner. Sie kann sich gut vorstellen noch ein weiteres Jahr oder mehrere dranzuhängen. Allerdings sieht sie dazu noch Handlungsbedarf. Vor allem das ÖPNV-Angebot müsse sich verbessern.
"Im Semester fährt da der Bus alle zwanzig Minuten hier in die Stadt rein zum Einkaufszentrum und so weiter, aber in den Semesterferien, was glaube ich knapp fünf Monate sind insgesamt im Jahr, fährt der nur stündlich. Und dann ist das praktisch nicht nutzbar."
Sowohl die Stadt als auch die Marburger selbst tasten sich also noch ran in Richtung weniger oder gar keine Autos mehr in der Innenstadt.